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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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leise »gute Nacht« und stapft dann schwerfällig die Treppe hoch. Sie wird bestimmt schlafen wie ein Baby.
    Ich fühle mich noch recht wach und ein bisschen aufgedreht. Den toten Punkt habe ich bereits überwunden. Jetzt ist es halb acht und normalerweise wäre ich schon vor einer Stunde aufgestanden. Naja, ich werde mir jetzt einen Tee kochen und ein wenig lesen. Vielleicht kann ich später noch ein paar Stündchen schlafen.
     
    ◊◊◊
     
    Ich wache mit Kopfschmerzen und Muskelkater auf. Verwirrt sehe ich auf die Uhr. Schon drei Uhr nachmittags. Ach egal, ich bleibe noch ein bisschen liegen und kuschle mich an meinen Teddy. Bin total fertig. Das Bier und das Tanzen sind schuld. Ich habe bestimmt mehr als zwei Stunden auf der Tanzfläche rumgezappelt. Das bin ich einfach nicht mehr gewohnt. Früher, so mit Mitte 20, war das alles kein Problem. Damals habe ich auch noch mehr Bier vertragen. Ich sollte mich langsam mal damit abfinden, dass ich alt werde. Oder was für meine Fitness tun. Oder weniger saufen.
    Müde blicke ich in die schwarzen Knopfaugen von Meister Betz. Was ist gestern alles geschehen? Habe ich im Rausch etwas Dummes angestellt?
    Nach und nach tauchen die Bilder der vergangenen Nacht vor mir auf. Vor allem die Bilder, auf denen Mandy zu sehen ist – und dazu fallen mir auch die merkwürdigen Gefühle wieder ein, die ich plötzlich hatte. Davon wird mir ganz mulmig zumute. Was ist nur los mit mir? Erst lasse ich Mandy links liegen und kurz darauf habe ich Schmetterlinge im Bauch? Mein Gefühlsleben läuft derzeit echt aus dem Ruder. Ich muss unbedingt zusehen, dass das alles wieder normaler wird … Der Gedanke an Mandy macht mich ganz nervös. Ich stehe auf und decke meinen Teddy zu. Damit er es gemütlich hat. Natürlich weiß ich, dass das Unsinn ist. Aber ich habe mir das mal angewöhnt und sehe auch keinen Grund es mir abzugewöhnen. Schließlich liebe ich Meister Betz.
    Langsam tappe ich ins Bad. Der Blick in den Spiegel gefällt mir gar nicht. Ich sehe aus wie ein aufgequollener Zombie. Also schnell Zähne geputzt und dann kalt duschen.
    Wenig später sitze ich mit einer großen Tasse Kaffee am Küchentisch und rauche. Die Dusche hat mich zwar äußerlich erfrischt, innerlich fühle ich mich aber immer noch wie alter Hefeteig. Ich starre auf meine Tasse und versuche, nicht an Mandy zu denken. Doch das geht nicht.
    Ich werde mich doch nicht ernsthaft in das kleine Ding verliebt haben? Mir fallen unzählige Gründe ein, warum das nicht sein kann: Sie ist überhaupt nicht mein Typ. Sie ist viel zu jung. Sie hat einen schrecklichen Musikgeschmack. Sie trägt oft furchtbare Klamotten, dieses alberne Blümchenkleid zum Beispiel oder rosafarbene Blusen mit Puffärmeln. Außerdem ist sie eine Quasselstrippe und sächselt auch noch. Und sie ist eine unverbesserliche Frohnatur und sieht immer nur das Gute im Menschen. Solche Leute haben mich noch stets aufgeregt … Aber die wohl stechendsten Argumente sind: Sie ist eine Hete und sie vertraut mir. Ich darf mich gar nicht in sie verlieben, sonst setze ich unsere Freundschaft aufs Spiel. Und die Katastrophe wäre sicherlich vorprogrammiert.
    Was war gestern eigentlich mit dieser Carmen? Das war doch mal eine Traumfrau, in sie sollte ich mich verlieben, das wäre vernünftig! Ich habe ihr versprochen, sie heute anzurufen. Vielleicht sollte ich das einfach tun. Was Schlimmeres als eine Abfuhr kann ich mir nicht einhandeln.
    Ich stehe auf und gehe ins Schlafzimmer. Die schwarze Hose, die ich gestern getragen habe, liegt zerknüllt neben dem Bett. Ich hebe sie hoch und krame in der hinteren Hosentasche. Da ist der Bierdeckel, einmal zusammengefaltet und etwas verbogen vom Darauf-Sitzen. Ich gehe mit meiner Ausbeute der durchfeierten Nacht zurück ins Wohnzimmer, greife mir das Telefon und setze mich aufs Sofa. Dann wähle ich die Nummer, die auf dem Bierdeckel steht. Ein bisschen aufgeregt bin ich jetzt schon: Wie wird Carmen reagieren? Ob sie sich über meinen Anruf freut?
    Es läutet drei Mal, dann wird abgehoben.
    »Ja, hallo?«
    Es ist eine Männerstimme. Ich bin etwas irritiert.
    »Hallo, hier ist Heidi. Wer ist denn dran, bitte?«
    »Hier ist Ralf Metzger.«
    »Ach … äh, könnte ich bitte mit Carmen sprechen?«
    »Ich kenne keine Carmen. Ich glaube, Sie haben sich verwählt.«
    »Oh. Ah so. Ja, tut mir leid. Auf Wiederhören.«
    Ich lege auf und starre auf den Hörer. Dann kontrolliere ich per Knopfdruck die Nummer, die ich soeben gewählt habe.

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