weißblau queer gestreift
gebräunten Haut. Birgit sieht nicht einfach nur gut aus, sie ist wirklich wunderschön!
Irgendwann frage ich Birgit, ob es sie nicht langweilt, sich die ganze Zeit meine Probleme mit Mandy anzuhören. Sie meint, nein, endlich mal ein ehrliches Gespräch, genau das habe sie sich gewünscht. »Mir geht das total auf’n Wecker«, sagt sie, »immer der Schmarrn, den man bei den ersten Verabredungen plappern muss: Was sind deine Hobbys, was machst du beruflich, welche Musik magst du? Davon werde ich schnell müde. Ich finde es viel spannender über Dinge zu reden, die einen gerade wirklich beschäftigen.«
»Aber jetzt hast du dir den ganzen Nachmittag lang mein Zeug anhören müssen, und ich weiß noch gar nicht viel über dich.«
»Das können wir ja das nächste Mal nachholen. Wenn du den Kopf wieder ein bisschen freier hast.«
»Oh mei, Birgit! Wo hast du nur die ganze Zeit gesteckt? Endlich mal eine Verabredung, die gut tut und Spaß macht.«
»Das denk’ ich mir gerade auch.«
Nun lächelt sie wieder. Ihre Augen sehen mich dabei so sanft und durchdringend an, dass mir ganz schwummrig wird.
Kurz nach acht beschließen wir aufzubrechen. Die Zeit ist wahnsinnig schnell vergangen. Zum Abschied umarmt mich Birgit herzlich.
»Bleib’ so, gell?«, sagt sie. »Bleib’, wie du bist!«
»Du aber auch!«, erwidere ich.
Dann steige ich aufs Fahrrad und mache mich auf den Heimweg. Ich fühle mich, als würde ich fliegen, nicht fahren. Am Samstag werde ich Birgit wiedersehen. Diese Frau ist mehr als nur ein netter Zeitvertreib oder eine Ablenkung von Mandy. Das mit ihr könnte echt was werden! Ich fühle mich richtig gut und voller Energie. Und ich bin ganz erstaunt, wie viel Leben in mir steckt. Es ist wundervoll, derart aufgeregt und glücklich zu sein. Und fast ein bisschen unheimlich.
Im Handumdrehen liegen die fünf Kilometer hinter mir. Ich stelle mein Rad in der Einfahrt ab und gehe ins Haus. Kaum stehe ich in meiner Wohnung, merke ich, wie hungrig ich bin. Ich registriere auch, dass der Anrufbeantworter blinkt. Na, das wird Zeit haben. Erst mal schauen, ob noch Pizza da ist. Ich öffne den Kühlschrank und blicke ins Gefrierfach. Fast leer, aber: eine Pizza Salami ist noch da. Sehr schön! Ich schiebe sie in den Ofen und stelle die Weckuhr auf zwanzig Minuten. Dann setze ich mich aufs Sofa und zünde mir eine Zigarette an. So, mal sehen, wer mir auf den AB gesprochen hat. Wahrscheinlich ist es meine Mutter, die mal wieder will, dass ich zum Kaffeekranz komme oder irgendwelche Kirchenzettel im Dorf verteile.
Ich drücke auf den roten Knopf und lausche. Ah. Es ist tatsächlich meine Mutter. Sie klingt aber ziemlich aufgebracht …
»Adelheid? Bist du da? Geh’ doch ans Telefon! Ich hab’ heut schreckliche Dinge gehört über dich. Ist das wirklich wahr? Bist du derart unehrlich und verdorben, Kind? Hast du uns so lang’ was vorgespielt? Oh mei, bitte meld’ dich und sag mir, dass das nicht stimmt. Jessas Maria und Josef … Das darf doch nicht wahr sein! Ruf’ mich zurück. Bald!«
Mein Herz bleibt einen Moment lang stehen, dann pumpt es umso schneller weiter. Welche schrecklichen Dinge hat sie über mich erfahren? Ich habe doch in den letzten Wochen gar nichts Dummes angestellt … Und warum bin ich »verdorben«? – Das kann nur eins bedeuten: Irgendwer muss mich geoutet haben! Aber wer? Mandy? Ist es ihr versehentlich rausgerutscht? Oder hat sie es absichtlich erzählt, aus Enttäuschung und Ärger? Vielleicht hatte sie auch nur die Schnauze voll von meiner Heimlichtuerei? Außer ihr wusste es hier bisher ja niemand … Ja, Mandy muss es gewesen sein! Sie hängt doch ständig bei meinen Eltern herum. Und sie hat auch allen Grund, böse auf mich zu sein und mir eins auswischen zu wollen. Kreizkruzifix …
Hoffentlich weiß es sonst keiner. Meine Eltern halten bestimmt dicht, schon weil es ihnen total peinlich ist. Aber wie konnte das nur passieren? So lange konnte ich es geheim halten, und dann kommt plötzlich so ein Mädel aus Dresden und lässt die Bombe platzen. Oh Mann, das wird ein Theater geben!
◊◊◊
Herrje, was für ein Tag! Wie konnte das nur geschehen? Wer ist denn so fies, so etwas zu tun? Ob Heidi es schon weiß?
Oh, jemand klopft an die Tür. Sehr laut und vehement. Fast schon aggressiv. Ich klettere eilig aus der Wanne. Das muss Heidi sein. Wer sonst würde um die Uhrzeit so ungehalten an meine Tür hämmern? Schnell trockne ich mich ein wenig ab und wickle mir ein
Weitere Kostenlose Bücher