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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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meinen Eltern hat niemand einen Schlüssel für meine Wohnung … Ich höre Schritte im Gang. Jetzt wird die Schlafzimmertür aufgerissen. Vor mir steht meine Mutter. Ihre Augen funkeln wild.
    »Adelheid! Sag mal, was machst denn du für Sachen?«
    Ich setze mich auf und räuspere mich. »Welche Sachen meinst du denn?«
    »Jetzt tu doch nicht so scheinheilig! Stimmt das, was ich heute am Gemeindebrett gelesen habe?«
    »Ähm … Gemeindebrett? Was stand denn da?«
    »Adelheid Hinterdobler ist eine verlogene Lesbe.«
    »Ach du Scheiße!« Mir wird ganz schwindlig. Ich muss ein paar Mal tief durchatmen. »Seit wann hängt der Zettel dort? Haben ihn viele Leute gelesen?«
    »Ich hab’ ihn heute Morgen gesehen, als ich zum Gottesdienst bin. Da hatte sich schon das halbe Dorf vor dem Aushang versammelt. Leute, die wie ich auf’m Weg zur Kirch’ waren. Einige hat das sogar so aufgeregt, dass sie dann gar nicht mehr zum Gottesdienst sind. Ganz Dabering redet jetzt über dich. Stimmt das? Bist du eine verlogene Lesbe?«
    Ich schlucke. Mein Kopf ist ganz leer. Wie ferngesteuert bewegen sich meine Zunge und meine Lippen. Was dabei rauskommt, klingt viel geschnappiger, als ich es erwartet hatte: »Also verlogen bin ich nicht. Es hat mich ja noch keiner gefragt, ob ich lesbisch bin.«
    Da beginnt meine Mutter wütend herumzufuchteln und zu schreien. »Himmelherrgottssakrament! Dann stimmt es als doch! Oh mei, oh mei. Wie kannst du uns so etwas nur antun? Was sollen all die Leut’ denken? Die lachen uns ja aus und zeigen mit dem Finger auf uns! Schämst du dich denn gar nicht? Haben wir nicht alles dafür getan, dass du normal aufwächst? Du bist eine Schande für uns, Adelheid!«
    Da erwache ich aus meinem Schockzustand. Mein Puls beschleunigt sich. Ich schieße vom Bett hoch und zeige zur Tür. »So? Ich bin eine Schande? Dann schleich dich doch! Du musst dich künftig nicht mehr mit mir abgeben! Und ich werde sowieso zusehen, dass ich hier so bald wie möglich wegkomme! Weg von diesem blöden Kaff! Dann brauchst du mich auch ganz sicher gar nie mehr zu sehen!«
    Meine Mutter bleibt wie angewurzelt stehen und quittiert den verbalen Rauswurf mit einem wütenden Zischen. Dann raunzt sie mich an: »Wie willst denn du wegziehen? Du hast doch kein Geld! Wenn du hier nicht umsonst wohnen dürftest, müsstest du schon längst Klos putzen oder dein Geld am Fließband verdienen! Wir haben so viel für dich getan, dich in allem unterstützt. Und zum Dank machst du uns vor dem gesamten Dorf lächerlich!«
    »Was ist denn lächerlich daran, lesbisch zu sein?«
    »Es ist nicht normal! Das macht man nicht! Früher hätt’s so was nicht gegeben. Da gab’s noch Sitte und Moral. Und heutzutage machen die Leute alles Mögliche, nur weil’s modern ist. Das kommt alles aus Amerika! Ich hätt’ nie gedacht, dass in unserer Familie mal jemand derart das Spinnen anfängt!«
    »Ich spinne nicht! Wenn hier jemand nicht ganz dicht ist, dann bist das du – und die alten Tratschweiber im Dorf, die sind’s auch!«
    Meine Mutter reißt den Mund auf. Erst denke ich, sie will mich weiter anbrüllen, doch dann sehe ich, wie sie nach Luft schnappt. Sie legt ihre Hand auf die Brust und blickt mich an wie ein alter Karpfen.
    Da ist meine Wut sofort verraucht. »Mama? Alles in Ordnung? Ist es dein Herz? Setz’ dich hin. Und beruhige dich …«
    Meine Mutter sinkt mit ihrem Hintern auf die Bettkante und ich setze mich neben sie.
    »Mama? Was ist los?« 
    »Herzrasen«, murmelt sie.
    »Du darfst dich nicht so aufregen. Ich mess’ mal deinen Puls, ja?« 
    »Kannst du das denn?«
    »Du weißt doch, dass ich mal ein paar Wochen Praktikum im Krankenhaus gemacht habe.«
    »Mei, Kind. Was du schon alles gemacht hast! Und es ist noch immer nix aus dir geworden.«
    »Sei still, Mama. Ich muss mich konzentrieren.«
    Meine Mutter gibt tatsächlich Ruhe. Ich nehme ihr Handgelenk und taste nach dem Puls. Ach du Scheiße, wie der rast … Ich zähle angestrengt die Herzschläge, während ich auf meine Armbanduhr sehe. Dabei komme ich auf ein Ergebnis um die 180.
    »Du solltest unbedingt eine deiner Tabletten nehmen. Gleich wenn du wieder zu Hause bist. Versuche jetzt, ganz ruhig zu atmen. Ich bringe dir ein Glas Wasser.«
    Schnell laufe ich in die Küche. Ich reiße den Schrank auf und schnappe mir ein Glas. Doch es rutscht mir aus der Hand, kaum dass es aus dem Schrank heraußen ist, fällt und zerschellt auf dem Boden. Egal. Ich schnappe mir ein neues Glas und

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