weißblau queer gestreift
Schlüssel!«
»Nein! Den kriegst du erst, wenn du mir die Wahrheit gesagt hast.«
»Welche Wahrheit denn?«
»Dann helfe ich dir eben auf die Sprünge: Bist du wütend auf mich?«
»Im Moment schon.«
»Mensch, Heidi, jetzt mal ernsthaft: Bist du sauer? Oder bist du gar eifersüchtig, hm? Warum hast du den Jens derart böse angeschaut? So, als wolltest du ihm gleich an die Gurgel?«
»Ähm … wie meinst du das?«
Mandys Stimme wird etwas leiser. »Vielleicht hast du dich ja ein wenig in mich verliebt?«
Im ersten Moment bin ich ganz perplex. Doch dann schaltet sich mein Selbsterhaltungstrieb ein und lässt eine geballte Ladung Adrenalin frei.
»Verdammte Scheiße, nein!«, brülle ich. »Ich soll in dich verliebt sein? Was bildest du dir eigentlich ein? So toll bist du nun auch wieder nicht! Du willst die Wahrheit hören, na schön, hier ist sie: Du gehst mir total auf den Wecker, mit deiner Fröhlichkeit und Besserwisserei! Ständig hängst du bei meiner Mutter herum und schleimst dich bei ihr ein. Das ist meine Mutter, nicht deine, verstanden? Mir wär’s am liebsten, du verziehst dich wieder nach Dresden, wo du auch hingehörst!«
»Ist das dein Ernst?«
Mandys Augen glitzern verdächtig.
Ich versuche ihrem Blick standzuhalten und nicke.
Da wirft Mandy den Schlüssel auf den Boden und zieht mit eiligen Schritten an mir vorbei. Sie steuert auf das Haus meiner Eltern zu. Schon ist sie aus meinem Sichtfeld verschwunden.
Langsam hebe ich den Schlüssel auf. Ein dumpfer Schmerz verengt meine Brust und erschwert mir das Atmen. Ach du Scheiße … Da erst fällt mir ein, dass ich mitten auf der Straße stehe, gut sichtbar von allen Seiten. Hektisch schaue ich mich um. Keiner zu sehen. Zumindest im Moment. Es bleibt zu hoffen, dass diese Szene niemand mitbekommen hat. Sonst bin ich geliefert.
Zögernd gehe ich zurück zum Wagen. Eigentlich mag ich gar nicht mehr nach Plattling fahren. Aber wenn ich das nicht tue, muss ich das wiederum meiner Mutter erklären. Hoffentlich sind wenigstens Mandy und ihr blöder Jens schon weg, wenn ich wiederkomme. Aber ich werde nach dem Einkauf sowieso nur schnell das Auto abstellen, die Milch und den Tabak in die Küche tragen und verschwinden.
Wachsam schweifen meine Augen über sämtliche Gärten und Fenster. Gut, dass wir in die andere Richtung gelaufen sind, weg vom Garten meiner Eltern. Somit waren wir von der Terrasse aus nicht zu sehen. Naja, wahrscheinlich ist zumindest das nochmal gut gegangen. Der Rest ist schon bescheuert genug.
Mit schweren Gedanken steige ich ins Auto und fahre los. Die Einkäufe in Plattling sind schnell erledigt. Ich hatte auch gar keine Lust, groß herumzutrödeln. Außerdem lässt sich mit vier Euro nicht viel machen. Ich hatte ich nur ja zehn Euro mit und sechs davon musste ich allein in den Tabak und die Milch investieren. Mandy und Jens sind offenbar schon weg, als ich zurückkomme. Beim Heranfahren sehe ich nur meine Mutter. Sie werkelt im Garten am Blumenbeet. Ich trage die Einkäufe für meine Eltern in die Küche und gehe auf die Terrasse. Als meine Mutter mich sieht, lässt sie ihre Arbeit liegen und kommt auf mich zu.
»Servus Mama, ich bin wieder da«, rufe ich ihr entgegen. »Die Milch und der Tabak sind in der Küche.«
Meine Mutter bleibt vor mir stehen und wischt sich den Schweiß von der Stirn. »Danke, Adelheid. Sag mal, was ist denn mit dir und der Mandy los? Sie war ganz traurig vorhin, hat gesagt, ihr hättet’s gestritten?«
»Ja, wir haben ein bisschen gestritten. Manchmal regt sie mich einfach auf, ist aber nix Schlimmes.«
»Ich weiß nicht. Ich glaub’ schon, dass es ein richtiger, ein ernster Streit war. Das Dirndl war richtig aufgelöst, ist dann auch bald gegangen, mit ihrem Jens. Hat gar keinen Pfannkuchen mehr wollen. So kenn’ ich’s gar nicht. Hast du die Mandy beleidigt?«
»Nein, hab’ ich nicht.«
»Egal, was da zwischen euch ist, geh’ doch hin zur Mandy und entschuldige dich bei ihr. Das Dirndl hat heut’ Geburtstag.«
»Was? Heute? Ich hab’ gedacht morgen?«
»Nein, heute. Feiern tut sie morgen, weil da ihre Freunde besser Zeit haben.«
»Oh mei.«
»Und? Gehst du nachher zu ihr?«
»Ja, Mama.«
Ein schweres Schuldgefühl macht sich in mir breit. Es drückt auf meinen Magen und lässt meine Kehle eng werden.
»Was kriegst’n für die Milch und den Tabak?«
»Sechs Euro rum.«
»Sagst deinem Vater, er soll dir das Geld geben. Der sitzt grad in der Küch’ oder liegt
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