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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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halb drei. Also schnell noch eine Zigarette und dann ab zum nächsten Tagesordnungspunkt.
    Wenig später betrete ich die Küche meiner Eltern. Ich stelle den Wäschekorb ab und lausche. Nichts zu hören. Es wird doch jemand da sein? »Mama? Mama, Papa, ich bin’s! Ich wollt’ mir das Auto borgen!«
    Da höre ich die schweren Schritte meiner Mutter. Sie öffnet die Tür und seufzt erst mal. Ihr Gesicht wirkt traurig und voll Schmerz. Ob sie noch immer so leidet, weil ich eine Lesbe bin?
    »Servus, Adelheid. Oh mei, oh mei …«
    »Was ist denn, Mama?«
    »Hast du’s noch nicht gehört? Die Winkelmoserin ist letzte Nacht gestorben.«
    »Aha.«
    »Ja, ihr Herz hat ausgesetzt. Und jetzt ist sie tot.«
    Mir ist das gerade ziemlich egal, aber ich will nichts Falsches sagen. Nicht dass ich auch noch unsensibel wirke, wo ich doch schon lesbisch bin.
    »Hm. Schade«, murmele ich einfallslos.
    »Ja, die arme Frau. Sie hat es nicht leicht gehabt im Leben. Hat ihren Mann früh verloren, damals im Krieg. Und dann ist auch noch ihr Kind gestorben, wie’s noch ganz klein war. Seither war die Winkelmoserin ganz allein, hatte niemanden mehr. Außer dem lieben Herrgott. Jaja, sie war immer ein gläubiger und gottesfürchtiger Mensch. Gott hab’ sie selig. Am Mittwoch ist die Beerdigung. Da kommst du doch auch, oder Adelheid?«
    »Ähm … ja. Sag mal, Mama, kannst du bei Gelegenheit meine Wäsche waschen? Eilt aber nicht. Und darf ich mir das Auto leihen? Ich muss was einkaufen.«
    »Ist schon recht. Bringst du deinem Vater einen Tabak mit?«
    »Mhm, freilich.«
    »Und sonst? Bist wieder gesund? Ich hab’ gehört, du warst zwei Tage nicht in der Arbeit?«
    »Ja, ich war zwei Tage nicht da. Aber es passt schon wieder. Wie geht’s dir?«
    »Hach, wie soll’s mir gehen? Bis ich das alles verkraftet hab’! Und das auf meine alten Tage … Ist es wirklich endgültig mit dir? Willst du’s dir nicht noch mal überlegen?«
    »Nein, Mama. Es ist so und es wird auch so bleiben.«
    »Das werd’ ich wohl nie ganz verstehen, Kind. Aber am End’ musst du wissen, was du machst. Bist ja schon bald vierzig.«
    »Naja.«
    »Die Luber Helga und die Wastl Vroni haben mir übrigens von den Zetteln erzählt, die du in die Briefkästen geschmissen hast. Da wo du die Mandy in Schutz nimmst.«
    »Ja und?«
    »Ich glaub, das war eine gute Sach’, Adelheid.«
    »So? Haben’s mir geglaubt?«
    »Mehr oder weniger. Aber es ist wohl gut, dass du überhaupt was gemacht hast.«
    »So, aha. Ich fahr’ jetzt los, Mama. Bis später.«
     
    ◊◊◊
     
    Oh, das Telefon! Wer das wohl sein mag?
    »Ja, hallo?«
    »Hi, Mandy, hier ist Susi.«
    »Ach, Susi! Schön, dass du anrufst! Wie geht’s?«
    »Danke, mir geht’s gut. Du, ich rufe an, um dir was zu erzählen. Gestern war ich noch mit ein paar Leuten in unserer Stammkneipe. Später kam auch Jens dazu. Er hat sich an dem Abend total betrunken und war echt peinlich. Er hat versucht uns weiszumachen, du wärst lesbisch und hättest deshalb Schluss gemacht. Das ist totaler Quatsch, oder?«
    »Ja, natürlich. Ich bin nicht lesbisch. Wenn ich’s wäre, hätte ich doch nichts mit Jens angefangen.«
    »Verstehe. Es hat ihm auch keiner geglaubt. Das ist die typische Masche von einem enttäuschten Lover. Kaum ist Schluss, versucht er die Ex-Freundin vor allen schlechtzureden. Warum hast du eigentlich Schluss gemacht?«
    »Ach, Jens hat mich besucht, und kaum hatten wir gegessen, wollte er mir an die Wäsche. Er ist ganz plump über mich hergefallen. Da habe ich ihm auf die Lippe gebissen. Das hat ihn wütend gemacht.«
    »Verständlich. Also, dass dich gewehrt hast, wenn er dich so überfallen hat. Aber wie kommt er darauf, dass du lesbisch bist?«
    »Naja. Ich habe in der letzten Zeit viel über Heidi gesprochen. Weil ich sehr verärgert war und weil ich mir Sorgen um sie mache. Das war wohl zu viel für Jens. Ich hatte schon gemerkt, dass ihm das Thema auf den Wecker gegangen ist. Und als ich mich dann noch geweigert habe, mit ihm zu schlafen, hat er sich wohl zurechtgesponnen ich sei lesbisch und in Heidi verknallt.«
    »Aber du bist doch nicht in Heidi verliebt, oder?«
    »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Du glaubst?!«
    »Ach Susi, im Moment ist das alles ein bisschen verwirrend und schwierig. Ich weiß auch nicht recht.«
    »Könntest du dir denn vorstellen, mit Heidi was anzufangen …?«
    »Nein. Nicht so, wie du jetzt meinst.«
    »Wie dann?«
    »Freundschaftlich. Ich möchte mich wieder mit ihr versöhnen

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