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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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verdächtigt lesbisch zu sein und darf mich mit Dumme-Jungen-Streichen und intoleranten Nachbarinnen herumschlagen. Dann kommt noch Jens daher, der mich ohne jede Vorwarnung flachlegen will und mich beschimpft, als ich das nicht zulasse. Echt merkwürdig, die letzten Tage.
    Und Jens wird jetzt bestimmt versuchen, die ganze Uni gegen mich aufzuhetzen … Wie konnte ich mich nur derart in ihm täuschen? Ich dachte, er wäre ein lieber und verständnisvoller Kerl!
    Ich brauche jetzt unbedingt eine Männerpause. Die Typen können mich mal! Im Moment bin ich ohnehin mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Mit viel wichtigeren Dingen. Ich glaube, ich sollte mich wieder mit Heidi versöhnen. Und unbedingt herausfinden: Habe ich Heidi einfach nur sehr gern oder sind da tatsächlich noch ganz andere Gefühle mit im Spiel?
     
    ◊◊◊
     
    Vorsichtshalber hatte ich meinen Wecker auf halb elf gestellt. Aber ich war bereits um neun Uhr hellwach. Wahrscheinlich wegen der Aufregung. Und weil ich wusste, was noch alles zu tun ist: aufräumen, putzen, einkaufen, Haare tönen, ein ausgiebiges Bad nehmen, mich hübsch machen, in Stimmung kommen … Krank gemeldet habe ich mich schon. Dieses Mal aber nur für einen Tag und auch direkt beim Chef. Hilde habe ich die Wahrheit gesagt. Dass mir das Treffen mit Birgit wichtiger ist als das Regale-Einräumen im Globus. Sie hat das zwar irgendwo verstanden, aber gemeint, ich solle künftig umsichtiger sein mit dem Krankmelden. Nicht zu oft hintereinander. Und auch mal ein ärztliches Attest bringen. Das sehe ich ja ein. Aber heute darf ich noch blau machen. Ab morgen bin ich dann zurückhaltender und zuverlässiger. Schließlich brauche ich diesen doofen Job.
    Bis die Wohnung richtig sauber war, hat es eine ganze Weile gedauert. Damit es besser geflutscht ist, habe ich Rammsteingehört. Aber Mandy zuliebe nicht so laut, wie ich es gern getan hätte. Nach drei Stunden harter Arbeit war es endlich geschafft. Und jetzt glänzt die Wohnung richtig, und es duftet überall frisch nach Zitrone. So gut hat es hier noch nie ausgesehen und gerochen!
    Zufrieden und etwas abgekämpft betrachte ich mein Werk. Da fällt mir ein, dass ich das Schlafzimmer ausgelassen habe … Was, wenn Birgit über Nacht bleibt? Der Gedanke lässt mich ganz nervös und kribbelig werden. Ich muss unbedingt für ein frisches Bett sorgen! Und freilich erst mal die herumliegende Kleidung wegräumen, saugen und so weiter. Hektisch gehe ich mit dem Staubsauger ins Schlafzimmer. Ich stopfe die Klamotten in den Schrank, sauge den Boden und beziehe das Bett neu. Leider sind auf den Decken und Kissen alberne Blümchen drauf. Aber ich habe kein anderes Bettzeug, zumindest kein sauberes. Und von meinen Eltern brauche ich mir auch nichts leihen, deren Bettwäsche sieht noch viel schlimmer aus. Außerdem würden die sofort neugierig werden. Na egal. An den Bettbezügen wird es schon nicht scheitern. Aber Meister Betz muss außerhalb des Bettes weiterschlafen. Er bekommt einen Ehrenplatz auf der Kommode. Die alte Bettwäsche packe ich in einen Wäschekorb. Den werde ich später meiner Mutter in die Hand drücken.
    Nach getaner Arbeit gönne ich mir eine Zigarette und ein ordentliches Wurstbrot. Ich habe in der letzten Woche recht wenig gegessen, fällt mir ein. Höchstens ein Drittel meiner üblichen Ration. Weil ich kaum Hunger hatte und viel zu abgelenkt war. Hmm … mir kommt es so vor, als würden meine Hosen ein wenig lockerer sitzen. Ob ich abgenommen habe?
    Ich unterbreche meine Brotzeit und gehe ins Bad. Dort ziehe ich mich erst mal komplett aus. Dann gehe ich auf die Toilette, obwohl ich gar nicht wirklich muss. Wie immer nehme ich auch meine Uhr und die beiden Ringe ab. Nur das Piercing in der Augenbraue darf  bleiben. Das wird schon nicht so viel wiegen. Außerdem ist es immer eine echte Fummelei, das Ding wieder reinzupulen. Nackt und fast schmucklos stehe ich vor der Waage. Ich atme tief aus und mache einen Schritt nach vorne. Der erste Fuß steht auf der Waage. Dann folgt der zweite Fuß. Gespannt und etwas zögerlich luge ich auf die Anzeige.
    Was? Nur 78 Kilo? Vor drei Wochen waren es noch 82! Nehme ich wirklich so schnell ab? Noch einmal fünf Kilo weniger und ich hätte Normalgewicht. Es ist kaum zu glauben! Ich sollte die Fresserei wirklich bleiben lassen. Aber das halbe Wurstbrot darf ich schon noch essen. Verhungern muss ich ja auch nicht. Ich ziehe mich wieder an und verspeise den Rest meines Brotes. Es ist schon

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