Weisse Haut - Schwarze Haut
ich
glaube vierzehn watoto und sieben mjukuu. Insgesamt wohnen dreißig Männer mit
ihren Familien in dem kijiji. So an die zweihundert Leute. Meine beiden rafiki
… eh Freunde haben allerdings seit einigen Jahren richtige Häuser. Die anderen
wohnen noch in den Rundhütten. Jede Familie hat sein eigenes Vieh, etwas Land,
dass sie bebauen. Viele aus dem Dorf haben die Schule besucht, aber die meisten
leben noch so wie vor hundert Jahren.“
Er zündete eine Zigarette an, erzählte weiter.
„Die alten Kikuyu lieben das Jugendliche. Ein Sprichwort
sagt: Mwanake ni kienyu kia Ngai, was heißt: Die Jugend ist ein Geschenk
Gottes. So wie die Jugend als Gottesgeschenk betrachtet wird, so kommt
andererseits den Alten göttliche Autorität zu. Man nennt sie Athuuri, was so
viel wie heiliger Respekt bedeutet. Selbst heutzutage tragen viele von ihnen
noch gerne die Zeichen ihrer Autorität zur Schau: Den Stab mit den
Schwanzhaaren einer Kuh oder einer Giraffe, Halsketten, einen knorrigen
Knüppel, einen dreibeinigen Stuhl und den traditionellen Tabakbehälter aus
Tierhorn. Wie bei allen Bantu, so gab, und gibt es noch den Ältestenrat:
Angesehene Alte werden ausgewählt um den kiama, also ein Gericht zu bilden. Sie
besitzen die Gewalt zu richten, Gesetze zu erlassen, zu strafen und Ngai, ihren
Gott, um Regen zu bitten. Angesehene Personen sind bei ihnen der Medizinmann
und der Mondomogo, eine Art Zauberer.
Zum Zauberer geht man, um die Zukunft zu erfahren, von
Krankheiten, einem thahu geheilt zu werden oder ein schlechtes Omen deuten zu
lassen. Als Utensilien benützte der Zauberer eine Reihe von Kürbissen. Der Wichtigste
ist der mwano. Der enthält Kieselsteine, die er während seiner Initiation im
Flussbett gesammelt hat sowie kleine Knöchelchen, Murmeln, Stäbchen, alte
Münzen, Glasscherben und verschiedene andere Dinge.
Die Kikuyu sind sehr religiös. Ihr Gott ist Ngai der auf
dem Kirinyaga, dem Mount Kenya wohnt. Sie bringen Ngai an heilig betrachteten
Orten, meist neben einem großem mugumo, einem Feigenbaum, Tiere, Speisen dar.
Es ist nicht schwer, die großen heiligen Bäume zu erkennen, wo Leute religiöse
oder politische Versammlungen abhalten oder spezielle ngoma feiern.“
Er machte eine Pause und bestellte eine Flasche Wein,
bevor er sprach. Er hatte beobachtet, wie gebannt die beiden zuhörten. Es
schien sie zu interessieren.
„Des Schreibens unkundig konnten die Kikuyu ihre Kultur
den Nachkommen nur mündlich weitergeben. Es ist ein wirklicher Schatz, was da
von Generation zu Generation weitertradiert wurde: Bräuche, Gesetze, Religion.
Es sind originelle Lieder, von der Jugend in Mondnächten gesungen: Geschichten,
Fabeln und Mythen, von Vätern und Großvätern, den im Kreis um das Feuer im Hof
sitzenden Kindern, erzählt werden.
Die Jungen beschäftigen sich mit dem Vieh, werden Hirten.
Die Frauen machen die Feldarbeit, sorgen für Brennholz, Essen, Kindererziehung,
brauen das beer. Sie haben wesentlich mehr zu tun, als er. Nur er darf nie
handgreiflich werden, muss sie respektvoll behandeln. So war es früher, heute
hat sich das alles etwas verändert. Sie bringen ihnen lesen und schreiben bei,
aber was sollen sie damit? Es gibt keine Arbeit für sie. Sie dürfen nicht
Krieger sein, sollen nicht tanzen. Wenn sie mal eine Ziege schlachten oder
einem kondoo ya dume die Eingeweide herausschneiden, gerät die Regierung in
eine Krise. Nur weil sie eine Schule besucht haben, sind sie nicht wie Weiße
geworden. Sie sind und bleiben Kikuyu und ich finde das richtig.
Die Männer waren früher Krieger und heute? Spitzbuben in
Nairobi. Bei den Frauen ist es nicht anders. Sie werden Prostituierte, hängen
in der Stadt herum, nur weil sie so, wie die weißen Memsaab sein wollen. Das
ist nicht nur bei den Kikuyu so, sondern auch bei anderen Stämmen. Sie haben
ihnen alles weggenommen und was haben sie dafür bekommen? Nichts! Warum sollen
die Schwarzen sich den Weißen anpassen? Es ist das Land der Schwarzen, was wir
uns angeeignet haben und somit sollten wir uns ihnen anpassen oder zumindest
einen großen Teil ihrer Kultur, Art respektieren. Sollen sie ihre mashamba
bewirtschaften, sollen sie ihre Tänze veranstalten und Ngai besänftigen, sollen
sie drei Frauen haben, sind die wenigstens versorgt und von der Straße weg.
Sie dürfen das Norfolk, Outspan, New Stanley, oder wie sie
alle heißen, nicht betreten. Sie werden häufig beschimpft, als Wogs tituliert
und so vieles mehr. Wenn sie das eine sein
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