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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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breiter Krempe.“
    „Ich nehme einen aus so Bast oder was das ist. So
geflochten, mit einem bunten Band, was lang hinten herunterfällt.“ Mit
glänzenden Augen blickte sie zu William, der sie anlächelte. Ihm gefiel die
Frau von Minute zu Minute mehr.
    „Wir werden im Norfolk Hotel übernachten. Es ist ein
gutes, traditionelles Hotel. Es liegt ruhig im Stadtzentrum. Das Norfolk wurde
1904 erbaut und hat eine schöne Parkanlage. Dort treffen sich alle Weißen und
man kann dort hervorragend essen.“
    Das Norfolk Hotel war ein rotes lang gestrecktes Gebäude.
Er fuhr zum Hinterhof, der mit Kieselsteinen belegt war, ging zu dem Cottage
vor, das er gemietet hatte, da bei Agnes alles voll besetzt war. Hier hatte er
bereits mit Ndemi gewohnt, da ansonsten der Zutritt für Schwarze verboten war.
Im Cottage war das jedoch nicht aufgefallen.
    Überall lag Staub, schluckte sogar das Grün der
Bougainvillea. Auf dem Hof standen einige neue Automobile. Die Frauen blickten
den Bau im Landhausstil an, was sie an Fachwerkhäuser erinnerte. Ein Schwarzer
trat zu ihnen und holte die Koffer aus dem Auto.
    Im Wohnzimmer gab es ein Diwan, Stühle, einen Tisch.
Angrenzend zwei Schlafzimmer mit den obligatorischen Moskitonetzen und einem
Wandschrank sowie ein Bade- und Duschzimmer.
    „Ihr könnt euch ja ein wenig ausruhen. Wenn ihr fertig
seid, kommt ihr ins Restaurant hinüber, dann können wir essen.“
     
    Wolken segelten träge vorüber, Tauben gurrten. Blumen
rankten sich an der hellen Ziegelmauer hoch und Dahlien, Bougainvillea,
Gladiolen gaben der Szenerie einen freundlichen Anstrich. Es war kühl und
luftig auf der Veranda. Sessel standen um Tische platziert und er sah den Strom
von Eingeborenen zu, die am Hotel vorbeischlenderten, während er ein beer
trank. Die Frauen in Baumwollkleidern, die billige Drucke von Blumen zierten.
Männer in schäbigen Hosen, Shorts oder zerschlissenen Decken. Seine Gedanken
waren jedoch bei den beiden Frauen. Sie schienen nett zu sein, wie man so auf
den ersten Blick urteilen konnte. Trotzdem musste man abwarten, wie sie sich
auf seiner shamba aufführten. Obwohl, dass sie sich dermaßen verstellten,
traute er ihnen nicht zu. Mary sah jedenfalls nett aus. Sie entsprach zwar rein
vom Äußeren nicht seinen Vorstellungen, aber das war sekundär. Sie war nicht zu
klein, hatte eine gute Figur, war schlank und an den richtigen Stellen gut
gebaut. Das Gesicht war hübsch, die Stimme klang angenehm, genauso wie ihr
Lachen. Die beiden schienen keine von diesen dummen, affektierten Wei… Frauen
zu sein. Theresa würde bestimmt bald einen geeigneten Mann finden und so lange
konnte sie ja bei ihnen wohnen. Das würde Mary gerade am Anfang vieles
erleichtern. Ja, irgendwie konnte er sich Mary als seine Frau vorstellen. Er
hätte es wesentlich schlechter treffen können.
    William bestellte noch ein beer, wartete, auch ein wenig
neugierig. Er wollte mehr von seiner Schwester, seiner Mutter, seiner Familie
hören. Er erhob sich, als er die beiden Frauen kommen sah. In der dunklen,
düsteren Bar mit Eichenmöbel tranken sie einen Cocktail, bevor sie in den
Speiseraum gingen.
    „Warum sind nur Weiße anwesend? Gibt’s es keine Farbigen,
die Geld haben und hier wohnen können?“
    „Mary, plapper nicht andauernd, wie ein dummes Kind
herum“, Theresa verärgert.
    „Lass sie fragen. Ich finde das gut“, grinste William.
„Mary, sag das lieber nicht zu laut. Die Farbigen dürften nicht herein, außer
als Arbeiter. Am Eingang steht ein Schild. Für Hunde, Afrikaner, Inder Zutritt
verboten. Darf ich für die Ladys mit bestellen?“
    „Gern“, Theresa sofort.
    Nachdem er ausgewählt hatte, stellte er die Fragen, die
ihn seit Tagen am meisten interessierten. „Wie geht es meiner Mutter und meiner
Familie?“
    Mary nahm einen Stapel Briefe und reichte sie ihm, während
sie von allen erzählte.
    „Betty ist verlobt? Sie ist noch ein halbes Kind.“
    „Sie ist fast zwanzig und er ist ein netter Kerl. Er
arbeitet als Schreiber im Gericht und sie wollen Anfang des Jahres heiraten.“
    „Warum sind sie nicht mitgekommen? Hier hätten sie es
bestimmt besser.“
    „Ich glaube, das wäre nichts für sie. Sie lieben ihre
Heimat und das Abenteuerleben liegt ihnen nicht so.“
    Nach dem Essen tranken sie noch Kaffee.
    „William, erzähl uns was über diese Einheimischen.“
    „Der Dorfälteste ist Kihiga Nteke, der Abuu, eh … Dad von
Ndemi, den ihr ja kurz gesehen habt. Er hat fünf bibi … eh Frauen und

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