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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Männer ohne
Beine, verunstaltete Kinder.
    „Das sind Somalis, die stets irgendwie arrogant wirken,
dafür sind die Frauen ein herrlicher Anblick. Sie tragen meistens einen
riesigen, schillernden Kopfschmuck.“ Dazu kamen ihre wunderschönen, steil aufgerichteten
Brüste, die schmale Taillen und großen wippenden Hintern, dachte er, äußerte
das lieber nicht. „Die Männer hager, muskulös, aber diebisch.“
    Auf der Straße zogen Männer alte Handkarren, die mit
Körben mit gackernden Hühner beladen waren oder vollen Kisten. Schwarze zu
zweit auf einem Fahrrad radelten auf der Straße. Hupen von Autos erklangen,
neben lauten Motoren, Geschrei, Brüllen und dem allgemeinen Stimmengewirr.
    Sie bestaunten in den Schaufenstern Kleidung der Weißen
und wenig später auf einer Art Markt hockten Schwarze, die ihre Sachen anboten:
Holzfiguren. Ketten, Armbänder, Ohrringe aus Perlen, Kupferdraht, Holz. Daneben
gab es Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch, Tongefäße.
    Dieses Tohuwabohu von Gerüchen wetteiferte nur noch mit
dem Krach. Zig Sprachen und Dialekte standen im Wettstreit miteinander, ohne
jemals einen Sieg zu erringen. Dazwischen ein ewiges Kindergeschrei, ein
Singsang, Ziegengemecker, Hühnergegacker, sogar dumpfer Trommelschlag war zu
hören. Irgendwoher erklang ein markerschütternder Schrei, neben dem endlosen
Grundgemurmel, Zanken, Lachen, Gekreische, plappernde Unterhaltungen in einem
fremden Kauderwelsch.
    Ziegen- und Hammelköpfe lagen auf dem Boden, eine alte
Frau wedelte ständig mit einem unförmigen Etwas darüber hinweg, um die Fliegen
zu vertreiben. Mangofrüchte waren übersät mit Krabbeltierchen. Dazwischen ein
endloser Strom Menschen. Wenig Weiße allerdings. Frauen trugen schwere Lasten
auf dem Rücken oder Kopf, inmitten spielender Kinder, Frauen, die anscheinend
einkauften.
    Die Gerüche hingen tief wie eine niedrige Wolke. Da war
der faulende Geruch von Fleisch neben den süßlichen Gerüchen des Obstes. Der
Gestank von den Tieren, von Kot, Urin, daneben die verschiedenen Duftnoten der
Gewürze. Der Schweißgeruch der Menschen vermischte sich mit dem Gestank von
ranzigem Fett und Tabak, billigem Parfüm und noch billigerem Fusel.
    Den beiden Frauen schwirrte nach zwei Stunden der Kopf. So
viel Neues, Fremdes, Faszinierendes, allerdings auch weniger Schönes drangen
auf sie ein. William hingen stellte fest, dass sich in den letzten neun Jahren
nichts verändert hatte.
    Er führte sie in den Laden, in dem Catherine immer
eingekaufte. Sie suchten drei Kleider aus, da er darauf bestand und jede einen
Hut. In einem anderen Laden kauften sie noch etwas bunten Stoff und zum Schluss
erstanden sie von einer Frau noch zwei Wickeltücher.
    „Dazu benötigt ihr solche Ketten“, feixte er und so
kauften sie noch zwei Ketten aus bunten Perlen.
     
    Im Hotel zogen sie sich um, während er in der Bar ein beer
trank. Als er die zwei Frauen jetzt erblickte, hielt er für einen Moment den
Atem an. Mary sah ansprechend aus, fand er. Sie trug ein weiß-blaues Kleid,
weiße Schuhe, den weißen Hut mit dem blauen Band dazu und sie hatte die Haare
offen. Diese fielen weich und lang über ihren Rücken. Theresa dagegen war in
Beige gekleidet. Die Haare trug sie unter dem Hut aus Stroh versteckt, und sie
wirkte damit streng, matronenhaft. Generell fehlte ihr alles Frauliche, wie er
fand.
    „Ihr seht nett aus“, brachte er hervor, unsicher, was man
da so sagte.
    Gegen elf wurde es voller, da dann ein Großteil Weißer auf
ein kühles beer oder einen Aperitif kurz haltmachte. Weiße, mit einem
Schnurrbart in Khaki gekleidet. Ältere Frauen in Tweedrock, Blusen, nur wenige
Memsaab schicker, moderner angezogen. Die Kleider der Frauen hingen wie Säcke
an ihnen herunter, wirkten irgendwie formlos. Wenige junge Männer,
sonnenverbrannt, in Tweedjacken, Flanellhosen, Sportjacken, Stiefeln. Die Hände
der älteren Männer waren knotig, schwielig, Adern standen hervor, die
Fingernägel nicht vollständig sauber. Manche liefen leicht gebeugt, man sah
ihnen die jahrelange harte Arbeit an.
    Es wurde in der Bar lauter. Im Inneren war es kühl und ein
wenig schummrig. Die Wände zierten Bilder von Jagdszenen. Auf der anderen Seite
des Raums saßen einige Frauen in den Nischen, aber die Mehrheit schlenderte
hinaus oder lungerte in der Halle herum. Drei junge Frauen, sehr schick in
Sommerkleidern mit Handschuhen, Handtasche traten zu einer gruppe jüngerer
Männer. Zwei warfen William einen Blick zu, nickten kurz, was der

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