Weisse Haut - Schwarze Haut
ist Theresa. Wir werden ja Nachbarn, hat William gesagt, falls er
uns nicht nach Hause zurückschickt.“
Mit diesem Satz hatte sie nicht nur William für sich
gewonnen, sondern auch den Kikuyu. Der war von dem Gedanken an die weiße Frau
in den letzten Monaten genauso wenig begeistert gewesen, wie Karega. Man sah
die Freundschaft in Gefahr, zumal sie bereits wiederholt erlebt hatten, wie
gerade bornierte Frauen Schwarze behandelten. Der erste Eindruck war jedoch
positiv, fand er und für Weiße sahen sie gut aus. Hoffentlich konnten sie gut
arbeiten und viele watoto kriegen. Nur warum zwei Frauen?
Nachdem sie alle Kisten, einen großen Schrankkoffer
aufgeladen hatten, fuhr Ndemi los.
„Fahren wir nicht zusammen?“
„Hapana, wir fahren heute nur bis Nairobi und werden dort
übernachten. Sicher wollt ihr morgen Einkäufe erledigen und euch erst ein wenig
akklimatisieren.“
„Och, schade. Ich bin so neugierig, wo wir leben werden,
falls du uns behältst“, grinste Mary zu ihm hinüber.
„Ich denke schon“, erwiderte er erheitert, „wenn eine von
euch beiden kochen kann?“
„Beide!“
„Mary, gib nicht an“, wies Theresa die jüngere Schwester
sofort barsch zurecht. Er tat jedoch, als hätte er es nicht gehört. Diese Frau
schien autoritär zu sein.
„Dann könnt ihr bleiben, falls ihr wollt. Stellt es euch
nicht so einfach oder leicht vor. Es gibt einen großen Garten, den man
versorgen muss. Es ist dagegen kein immenses Haus, weit ab einer Stadt. Man
muss in Hülle und Fülle selbst improvisieren. Es regnet monatelang nicht, dann
kann es tagelang schütten, dass alles unter Wasser steht. Die nächsten Wochen
umschwirren uns Hunderte Moskitos. Man muss sparsam mit Wasser umgehen. Es gibt
keinen Daktari in der Nähe, nur eine Medizinfrau. Gemüse muss man selbst
ernten, Vieh muss geschlachtet werden, Milch gemolken und Butter, Brot wird
selbst hergestellt und so weiter. Im Haus ist ständig Staub. Seht es euch an,
lebt ein paar Tage dort, dann sehen wir weiter.“
„Na, so viel ist das ja nicht. Wir sind ja zu zweit.“
Von Mombasa kommend fuhren sie an einigen Läden vorbei.
Windschiefe Hütten reihten sich aneinander und er erklärte ihnen, was man da so
bekam: Süßen Tee aus dreckigen Tassen, Ziegenfleisch in ranzigem Fett gebraten,
eklig, verklumpter Reis, ugali, Maisschleim.
„Übrigens, ich hasse Brei jeglicher Art, genauso wie
Suppen.“
Verstohlen blickte er während der Fahrt zu der Frau
hinüber, die er in wenigen Tagen eventuell heiraten würde. Nett aussehend. Die
Nase fand er niedlich und dann den gut gezeichneten Mund.
„Sieh mal, Theresa. Diese schwarzen Frauen sehen
entzückend aus und die schönen bunten Kleider. Alles ist viel bunter als
zuhause. So ein buntes Kleid werde ich mir nähen. Wir haben nämlich eine
Nähmaschine mitgebracht“, erklärte sie William.
„Ja, irgendwie sieht es fröhlicher als Zuhause aus und
dann die vielen Blumen überall. Wie in einem Paradies. Sag, William, hast du
auf deinem Boden Blumen?“
„Ndiyo, einige Büsche, aber wenn ihr wollt, könnt ihr
einen richtigen Garten anlegen. Im Augenblick gibt es einige Obstbäume, zwei
große Akazien, Kartoffeln, Kochbananen, Mais, Bohnen und so ein bisschen anderes
Gemüse, einige Büsche Jacaranda, Jasmin und Bougainvillea. Sela, eine junge
Kikuyu, versorgt das so ein bisschen, weil ich meistens keine Zeit habe.“
Er amüsierte sich über die Frau neben ihm. Ngai scheint es
gut mit dir zu meinen, dachte er belustigt.
„Oh, schau mal. Die Männer sind ja fast nackt!“ Mary
schlug die Hand vor den Mund. Trotzdem drehte sie den Kopf nach den drei
Männern, blickte ihnen hinterher.
„So bekleidet laufen viele herum. Auf der Farm tragen die
Männer meistens nur in Shorts und die Frauen oftmals nur lange Röcke. Sie
können so ihre Babys einfacher stillen.“
„Bei uns würden sie alle schockiert sein“, lachte Mary.
„Bestimmt sogar“, erwiderte er das Lachen. „Das ist eben
Sitte und ihre Kultur. Manche Männer tragen Wickeltücher um die Hüfte
geschlungen und ich muss sagen, bei über achtzig Grad Fahrenheit ist das sehr
angenehm.“
„Oh, du etwa auch? Theresa, so etwas brauchen wir. Ich
glaube, unsere Kleider sind zu dick und unpraktisch.“
„In Nairobi könnt ihr euch alles aussuchen, was ihr
benötigt. Einen Hut zum Beispiel. Wenn man lange in der Sonne ist, schützt er.
Es gibt dort einen schönen Laden, wo sie reichlich Auswahl haben.“
„Oh ja, einen weißen, mit
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