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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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erwiderte,
obwohl er sie nicht kannte.
    Von der Bar ging man direkt in den Speisesaal. Schwarze
Kellner, barfüßig, in weißer Jacke mit hochgestellten Kragen, führte sie zum
Tisch, an dem kurze Zeit darauf der Getränkekellner erschien, bei dem William
eine Flasche Wein bestellte.
    Es war sehr geräumig, schattig und kühl im Speiseraum zur
Lunchzeit, während die Sonne hoch am Himmel stand. Es herrschte eine gelöste
Stimmung. Man hörte leises Lachen neben dem üblichen Gemurmel.
    „Da vorn gibt es ein kaltes Büfett. Da könnt ihr euch
etwas aussuchen. Ich nehme nur Fisch, Curryreis.“
    Was die Frauen da erblickten, verschlug ihnen die Sprache.
So eine Vielfalt hatten sie noch nie gesehen: Scheiben halb durchgebratenes
Roastbeef auf Salatblätter im saftigen Grün, rosafarbene Schinkenstücke mit
weißem Fettrand, purpurrote Salamischeiben, daneben gab es gepökeltes
Schweinefleisch, noch mehr Schinken, kalte Täubchen in Aspik, kaltes Fischfilet
und Krebse. Rote Beete, Silberzwiebeln, Kartoffelsalat, Mixed Pickles in
kleinen Schalen. Es folgte die Käseabteilung mit unzähligen Sorten, alles
lecker angerichtet. Eine Armada Soßenflaschen standen überall parat.
    Ohne sich etwas genommen zu haben, kehrten sie zurück und
entschieden sich für Ente mit Curry und dazu Chapatties, knusprig gebraten.
Reis, Gemüse Mixed Pickles, Bananen, Kokosnuss und Chutney.
    „Was ist das alles? Manche Sachen habe ich noch nie
gehört.“
    „Probiert es, aber das Essen ist exzellent.“
    „William, du bist in Nairobi?“ Er schaute hoch und grinste
Richard an.
    „Ich komme aus Mombasa, wo ich die beiden Ladys vom Schiff
abgeholt habe. Mary und Theresa Sinclair. Das ist Richard Wilder.“ Man begrüßte
sich.
    „Bist du allein?“
    „Nein, ich treffe mich mit zwei Herren, sonst würde ich
bleiben. Komm mal wieder vorbei. Trish wird sich freuen.“
    „Nächste Woche wahrscheinlich, da ich Limonade benötige.
Ich habe von Stan einiges mitbekommen, was ich euch bringe. Wie läuft das
Geschäft?“
    „Es geht aufwärts, aber ich muss. Meine Geschäftspartner
kommen. Bis dann, kwa heri“, nickte er ihnen zu.
    „Grüß Trish.“
    Das Essen wurde serviert und er machte sich mit Appetit
darüber her, beobachtete, dass es den Frauen anscheinend schmeckte. Der Kaffee
wurde anschließend draußen serviert. Das war Brauch.
    Auch heute bemerkte er die devote Haltung der Schwarzen
und es missfiel ihm. Warum tragen sie nicht stolz den Kopf erhoben? Es ist ihr
Land, ihr Kontinent.
     
    Danach ging es zu Robin und er war fast erleichtert, dass
Mabel nicht da war. Er wusste nie, wie er mit der Frau umgehen sollte. Robin
selbst hatte nicht viel Zeit, da Patienten warteten.
    Er fuhr mit den Frauen noch ein wenig durch die Stadt und
zeigte ihnen so einiges, was immer viele Fragen nach sich zog.
    Danach erzählte er von dem Land, den Menschen.
    „Sie sollen zwar alles von den wazungu, was Weiße heißt,
übernehmen, werden aber genau von diesen Leuten, wie Menschen dritter, vierter
Klasse behandelt. Man hat ihnen alles genommen, leere Versprechungen gemacht
und dann stellen die Schwarzen fest, dass es nur Lügen waren. Das sie wie Vieh,
wenn nicht sogar noch schlimmer behandelt werden. Der Zuchtbulle ist
wertvoller, wichtiger und wird besser behandelt, wie der Arbeiter.“ Er zündete
eine Zigarette an.
    „Es geht ja noch weiter. Durch die Zivilisation kamen
Krankheiten, die sie nicht kannten. Nur dagegen behandelt werden sie nicht,
weil es an Medikamenten fehlt oder die Menschen zu trivial sind. Es gibt nur
wenige Ärzte und die sind meistens nur für die wazungu da. In den
Missionarstationen ist es das Gleiche.“ Seine Gedanken wanderten zu diesem
Pater Paul zurück und wie der sich damals geweigert hatte, Wanjiru zu
behandeln, nur weil sie beschnitten war.
    „Bei uns im Dorf ist eine Medizinfrau. Das ist eine Frau,
die sehr viel Einfluss im Dorf hat, über ein immenses Können und Wissen
verfügt. Ich selbst gehe, wenn ich etwas habe, zu Kinjija. Eine sehr gute
Heilerin und ich würde mich ihr jederzeit anvertrauen. Sie hilft bei Geburten
und alldem eben. Die Heilmethoden der Einheimischen beruhen auf uraltem philosophischem
und religiösem Glauben. Die traditionelle afrikanische dawa hat ihre Wurzeln in
der Kultur, der Familie und der Gemeinschaft. Einheimische Kräuter und Pflanzen
spielen eine entscheidende Rolle. Ihr Interesse am körperlichen Wohlbefinden ist
untrennbar mit ihren sozialen, philosophischen und spirituellen

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