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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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sollen, dann ist es inkonsequent,
nicht das andere zu erlauben. Sie sollen wie wir sein, aber nur ein bisschen,
dabei werden sie gerade von den wazungu heruntergemacht. Lassen wir das heute
Abend. Ihr werdet es bemerken, falls ihr bleiben wollt, obwohl auf meiner shamba
man davon nichts spürt und das wird immer so bleiben“, erklärte er kategorisch
mit einer gewissen Härte in der Stimme.
    Er trank einen Schluck Wein, lächelte. „Warum wolltet ihr
aus old Great Britain weg?“
    Jetzt erzählten die zwei Frauen, wie trostlos es noch
immer dort sei. Es gab nur wenig zu kaufen, die Häuser waren noch teilweise
zerstört, dazu kam das fast immerwährende scheußliche Wetter. Sie sahen das als
ihre Chance an, als ihnen Betty davon erzählt hatte. Sie hatten seine Schwester
im hospitali kennen gelernt, wo sie während der letzten Kriegsmonate und jetzt
gearbeitet hatten.
    Da es inzwischen spät war, zogen sie sich auf ihre Zimmer
zurück, William sehr zufrieden. Die beiden Frauen schienen recht patent zu
sein, obwohl ihm Theresas Art missfiel. Sie spielte sich gegenüber der
Schwester auf, wusste alles besser. Wenn Mary so war, wie er heute festgestellt
hatte, dann würde er einen Glückgriff mit der Heirat tun. Er hatte ja noch
einige Tage Zeit sich die Frau näher anzusehen, bevor er ja sagen musste.
Zufrieden ließ er sich in das Bett fallen und schlief ein.

*
    „D er Nairobi Nationalpark liegt vor den Toren der
Stadt“, erzählte er beim gemeinsamen Frühstück. „Er wurde vor zwei Jahren
gegründet. Er erstreckt sich über eine Fläche von über 115 Quadratkilometer.
Die britischen Kolonialbehörden richteten den Park ein, einerseits um die dort
lebenden Wildtiere zu schützen, andererseits um ein Erholungsgebiet für die
Einwohner Nairobis zu schaffen. Um eine ganzjährige Wasserversorgung zu
gewährleisten, staute man den Mbagathi, das ist ein Fluss, der im Süden des
Parks verläuft, an mehreren Stellen auf. Diese Wasserstellen ziehen zahlreiches
Großwild an, darunter Gazellen, Giraffen, Oryxantilopen, Löwen, Zebras, Büffel,
Geparden, Leoparden und Nashörner.“
    Er trank den Kaffee aus, goss nach.
    „Heute solltet ihr eure Einkäufe erledigen. Morgen möchte
ich gern nach Hause fahren.“
    „So viel brauchen wir nicht. Nur ein bisschen dünnen
Stoff.“
    „Und Hüte“, grinste er die beiden an. „Einen Strohhut und
einen weißen.“ Worauf alle drei lachten.
    „Wir fahren nachher noch kurz zu einem Freund. Robin ist
Dokitari und wird euch impfen, als reine Vorsichtsmaßnahme. Wenn ihr bestimmte
Medikamente benötigt, bekommt ihr die bei ihm.“
    „Brauchen wir nicht. Noch sind wir gesund“, entrüstete
sich Mary sofort.
    So ging es zuerst einkaufen. Die Frauen fanden alles so
schön, so lebhaft, bunt und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Die
Rassenvielfalt an Menschen, die blühenden Blumen, die andersartigen Bäume, die
warme Luft, der fremdartige Geruch. William hingegen beobachtete und lauschte
den Äußerungen mit einem Schmunzeln. Mary war lebhaft, gut gelaunt, teilweise
albern und das gefiel ihm.
    Sie erblickten Schwarze der Kenya-Polisi mit großen Hüten,
weiße Polizisten mit Baskenmütze.
    „Das dort sind Samburu-Frauen in ihren hübschen Kleidern
mit vielen Ketten und Ohrringen aus bunten Perlen und da vorn laufen die
kleineren Kikuyufrauen mit einem mtoto auf dem Rücken.“
    Araberinnen im Tschador kreuzten ihren Weg, allerdings
keine Europäerinnen. Das Farbgemisch faszinierend, das Rassengemisch nicht
weniger. Es gab Inder mit weißen Bärten, die ihren Turban stolz zur Schau
trugen. Dahinter mit trippelnden Schritten einherschreitend Inderinnen im
bunten Sari, ein Tuch über die Haare gelegt. Klein und zierlich, mit einem
Punkt, dem Kastenzeichen, auf der Stirn oder einem Stift in der Nase. Die
hakennasigen Araber im weißen Burnus. Maasai in der roten Shuka, die langen
Haare zu Zöpfen geflochten, stolz, sehr aufrecht, wunderschön anzuschauen. Kikuyu
Männer in Khakishorts oder in alten geflickten Hosen hockten auf den Fersen an
der Seite. Die Frauen dicker, mit großen Holzscheiben in den Ohren. Die
Bauwollkleider ausgeblichen von der Sonne, ein Baby auf dem Rücken tragend,
hatten oftmals einen glatt rasierten Schädel. Die jüngeren trugen nur noch
normale Ohrringe, anders bei den Wakamba oder Nandis. Die ausgedehnten
Ohrläppchen waren gefaltet. Es gab viele verstümmelte Menschen. Hier fehlte ein
Finger, dort sogar ein Stück Nase. Sie erblickten einarmige Frauen,

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