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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Traditionen
oder ihrem Verständnis der Ursachen für Alltagsprobleme verbunden. Krankheit
gilt als eine Art Unglück, dessen Wurzel in einer Vielzahl physischer,
geistiger und sozialer Probleme zu finden ist. Eben nur ein thahu und dann
kommt der Mondomogo. Sie verwenden unzähliger Wurzeln, Blätter, Rinden, Blüten,
Dornen und Mineralien. Diese Heiler machen sich Suggestionen und Interdikte
zunutze und heilen Erkrankungen mit Massagen, Bauchreden, Beschwörungen,
Knochen werfen. Ihr Erfolg stützt sich auf das Verständnis der persönlichen,
kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebensbedingungen der
Menschen, Familien und Institutionen innerhalb ihrer Gemeinschaft. Wie die
Allgemeinärzte der westlichen Schulmedizin diagnostizieren die Medizinfrauen
oder es gibt auch Männer, in erster Linie Krankheiten und legen aufgrund ihrer
Diagnose medikamentöse oder andere geeignete Behandlungen fest. Wahrsager und
Priester suchen nach den spirituellen und weltlichen Ursachen physischer und
psychischer Krankheiten, mentaler Probleme und mangelnder sozialer Beziehungen.
Sie sagen ihren Patienten die Zukunft voraus, beraten, beruhigen, trösten und
schützen sie gegen das Böse.“
    „Du gehst trotzdem zu Robin McGimes?“
    „Nur zum Impfen, wenn ich mal Aspirin, Chinin gegen
Malaria oder Schlangengegengift benötige. Damit versorge ich auch die
Dorfbewohner. Wir haben seit Jahren keine Malaria mehr dort gehabt, seit sie
alle vyandarua, eh … Moskitonetze benutzen. Das ist sehr wichtig und dürft ihr
nie vergessen. In einigen Monaten kommt die Regenzeit, wenn wir Glück haben.
Meistens tauchen die Biester zu Tausenden auf. Tagsüber sind permanent alle
Fenster und Türen geschlossen, damit sie nicht ins Haus kommen. Nur die
Fenster, die so eine Art Gaze davor haben, werden am Abend und nachts
geöffnet.“
    „Sprichst du ihre Sprache?“
    „Ja, aber viele können ziemlich gut Englisch. Gerade
Ndemi, Karega und ihre Frauen sind in die Schule gegangen. Man sollte unbedingt
Swahili lernen, das ist sehr hilfreich, außerdem ist es die Sprache der
Einheimischen neben zig Dialekten. Ich kann ein wenig Kikuyu, wie es die
Dorfbewohner oftmals sprechen.“
    „Gibt es da Bücher?“
    „Mary, nun übertreibe nicht. Du hattest schon in der
Schule Probleme, etwas zu lernen und zu behalten, weil du immer so
oberflächlich bist.“
    „Ich habe die ersten Wörter auf dem Schiff von Doug
gelernt und dann von Ndemi, Karega. Am Anfang habe ich mir alles in ein Buch
aufgeschrieben.“
    „Das kannst du mir bitte geben.“
    „Mary, als wenn du das lernen würdest“, lachte Theresa.
    „Ich war jedenfalls in allen sechs Klassen besser als du.
Ich habe William meine Zeugnisse mitgebracht.“
    „Ich glaube dir auch so, Mary. Deine Schwester scheint ein
wenig gehässig zu sein. Sie will dich anscheinend als kleines Dummchen dastehen
lassen. Keine feine englische Art und ich hasse sie. Am besten lernt man es
durch sprechen, habe ich festgestellt. Wir hatten damals eine Vereinbarung, ich
lernte von ihnen und sie von mir, egal was es war. Heute mischen wir das alles.
Egal ob es das Essen ist, Kikuyu essen normalerweise kein Wild. Ndemi und
Karega und einige andere Familien nun schon. Ich hingegen gehe regelmäßig zum
Mondomogo und hole bei ihm Rat. Ich heile meine Tiere mit der dawa … Medizin von
Kinjija, sie bekommen dagegen von mir Aspirin. Ich feiere mit ihnen ihre Feste
und sie kommen zu mir. Ich akzeptiere ihre meisten Rituale und sie sehen bei
mir über andere Dinge hinweg, die sie wazimu, verrückt bezeichnen. Ich habe von
ihnen viel über Ackerbau gelernt und sie was von mir. Es funktioniert gut und
das werde ich immer beibehalten. Ich werfe Leute von meinem Land, die sich
abfällig gegenüber meinen Freunden verhalten. Ich lebe so, wie ich es auf dem
Schiff zu Doug gesagt habe: Mit den Kikuyu und darauf bin ich stolz. Das wird
sich nie ändern und jeder der das nicht akzeptiert, passt nicht zu mir und
meinem Freundeskreis.“ Jetzt hatte er den harten Tonfall bekommen, ohne dass es
ihm bewusst war. Nur die Frauen bemerkten es und sie wussten, wie ernst ihm das
Thema war.
    „Es ist nicht alles so rosig im Land, wie ihr es
anscheinend seht. Ihr ehemaliger Lebensraum ist zum Teil weg, weil die wazungu
Farmen und Städte darauf errichteten. Shilingi haben sie keine, um sich das zu
kaufen, was sie bei den Mabwana sehen. Viele verlassen die vijiji, Dörfer,
gehen zum Beispiel nach Nairobi. Arbeit gibt es nicht für

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