Weisse Haut - Schwarze Haut
Leben besteht aus Magie
und Zauber, weil das die Geister ihrer Vorfahren sind. Sie haben auch so ihre
eigene Art Täter zu überführen, die vielleicht geklaut oder gelogen haben und
es funktioniert. Ich habe das bei den Arbeitern selber zweimal angewandt und
siehe da, ich hatte denjenigen, der mein Vieh geklaut hatte. Sie haben so
Krankheiten verjagt, Diebe gefasst und vieles mehr“, versuchte er abzulenken,
und als er seinen Sohn schreien hörte, atmete er auf. „Da hat einer Hunger“,
lächelte er. „Ich muss los, da ich nur einige Sachen holen wollte. Was wolltest
du überhaupt im Dorf?“
Sie ging schnell hinein, ohne zu antworten.
*
N och war es dunkel, da suchte er bereits das Dorf
auf. Er musste mit Kihiga sprechen. Erst palaverten sie über das Wetter, die
Ernte, bevor William zu seinem eigentlichen Anliegen kam.
„Kihiga, ihr habt gestern ein mtoto erstickt und dann den
fisi zum Fraß vorgeworfen. Wenn dass der Distriktchef erfährt, wandern die
Frauen ins Gefängnis und werden gehängt. Das ist Mord und darauf steht die
Todesstrafe. Was da für ein thahu auf euch zukommt, das ist um ein vielfaches
größer, als was gestern war. Es ist verboten, ein mtoto mchanga zu töten,
obwohl es mit den Füßen zuerst geboren wird.“
„Bwana, es war kein mtoto mchanga, sondern ein böser
dawa.“
„Kihiga“, versuchte er ruhig zu bleiben, „es geht nicht. Das
nächste mtoto, was falsch geboren wird, bleibt am Leben, auch Zwillinge. Wenn
ihr das mtoto nicht wollt, bringt es der Memsaab hinüber, aber keine toten
Kinder mehr. Wenn man euch einsperrt oder hängt, kann ich euch nicht helfen, da
es nun mal verboten ist, jemanden zu töten. Keine mtoto mit bösen dawa.“
Er trank den Kräutertee aus, winkte Ndemi und Karega
heran. „Fahren wir, damit das heute fertig wird.“
„Was wollte Mary gestern bei euch?“, forschte er auf dem
Rückweg nach.
„Wie immer, Sela oder eine andere Frau“, grinste Ndemi.
„Sie war sehr wütend, dass keine wollte.“
„Sie kapiert es nie.“
„Du haben verkehrte mke genommen. Andere besser, sie kann
fast reden wie du. Sie den Bwana wollen und der Bwana sie.“
„Die Memsaab will nicht nur William, sondern alles. Sie
ist böse und listig hinter. Sie wird noch sehr viel Ärger bereiten, uns allen.
William schicke die Memsaab weg. Mary ist nicht so faul, wie ihr immer tut. Sie
hilft den Frauen beim Graben buddeln, sie hat Gras gemäht, den Weg vom Unkraut
freigeräumt, sie hat Seife gemacht und hat oben alles umgegraben. Frag sie
alle. Die Memsaab dreht nur alles so hin, damit alle denken sollen, Mary wäre
faul. Sie hat Mary sogar geschlagen, frage Lokop, meine bibi. Die Memsaab
schickt Mary ins Dorf, weil sie weiß, dass du danach mit deiner bibi meckerst.
William, sie bringt nur Böses.“
„Karega, Mary ist faul und träge.“
„Hapana, die Memsaab ist faul und träge. Willst du sie als
zweite Frau?“
„Bestimmt nicht!“
„Wieso sie dann bekommen mtoto von dir?“
„Du spinnst. Ich habe sie nie angefasst.“
„Sie hat es Mary und Lokop so gesagt. Sabiha hat es mir
erzählt. Die Memsaab erzählt überall, dass du Mary deswegen wegschicken willst,
weil sie deine neue bibi ist und dass sie bei dir schläft.“
„Das sind Lügen von Mary.“
„Bwana, du wazimu und blind bist.“
Er antwortete nicht, aber er fragte sich, warum Mary nicht
auch so eifrig bei der Arbeit war, wie ihre Schwester war, dann fuhren sie los,
der Arbeitstag begann.
Mittags saßen sie unter einem Baum, etwas von der Sonne
geschützt.
„Was ist heute mit euch los? Ihr seid so still“, wandte
sich William an die beiden, bemerkte den Blick, den sie untereinander
austauschten.
„Wir waren gestern Abend auf einer Versammlung“, begann
Ndemi zu erzählen. William wurde plötzlich kalt, aber er wartete, was kommen
würde. Von diesen geheimen Versammlungen sprach man überall.
„Wir können nicht Englisch lernen, ohne auch die
christlichen Lehren anzunehmen. Ein Mann soll nur eine Frau heiraten, wenn er
Christ bleiben will. Der Dad soll die binti nicht für einen Brautpreis
verkaufen. Die mwali sollen nicht beschnitten und dadurch unanständig werden.“
„Der wazungu ist schlau und durchtrieben. Zuerst stehlen
sie unser Land, dann unsere Sitten und Gebräuche, schließlich unseren Gott.
Eines Tages wird er alle umbringen, die er nicht als Boy für die Arbeit
braucht.“
„So ein Blödsinn“, ereiferte sich William. „So schlimm
sind sie nicht.“
„Die
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