Weisse Haut - Schwarze Haut
es zieht
nur die Mücken an. Man konnte kaum zwanzig Meter weit blicken, so viel Dunst
hing da fest. Hoch über ihr hörte sie das rauschen in den gewaltigen
Baumkronen. Vögel flatterten auf. Sie fühlten sich durch sie gestört und
schrien ihren Frust durch die Gegend. Einzelne Tropfen trippelten noch leise
herunter und sie erschrak, als einer ihren Nacken traf. Libellen umschwirrten
sie und einzelne Schmetterlinge flatterten durch das Gebüsch.
Die vierzig grasbedeckten Hütten konnte sie erst erkennen,
als sie auf die Lichtung trat. Frauen saßen vor den Hütten, stillten ihre
Säuglinge, andere stampften mit dem Mörser Körner zu Mehl, so heftig, dass die
nackten Brüste auf und ab hüpften. Einige der Kinder hatten sie erblickt und
rannten auf sie zu, blickten sie mit den großen schwarzen Augen an. Die
anfängliche Scheu war bereits verschwunden. Sie holte ein paar Karamellbonbons
aus der Tasche ihrer Shorts und reichte jedem zwei.
„Sabalkheri“, grüßte sie, während sie zu der Hütte von
Kinjija spazierte.
„Sabalkheri, Kinjija.“
„Sabalkheri, Memsaab. Was führt dich zu mir?“
„Ich benötige neue Salbe. William war gestern bei den
Löwen spielen. Was machst du da?“
„Das ist die Rinde eines Mogio-Baumes. Daraus flechten wir
unsere Körbe. Die Frauen verkaufen sie auf dem Markt den wazungu und der Bwana
William nimmt auch welche. Für die shilingi können wir Dinge der wazungu
kaufen.“
„Hast du Tee?“
Die Frau blickte sie an, nickte. „Wann kommen mtoto
mchanga?“
„In zwei, drei Wochen oder so.“
Sie reichte ihr einen Becher. „Der Bwana wird haben
mwana.“
„Was heißt das?“
„Sohn. Er bekommen Sohn. Du solltest lernen unsere
Sprache.“
„Besser, ihr meine. Überall redet man Englisch.“
„Du in meinem nchi sein. Wir nicht in deinem.“
„Wieso gehört das Land nicht auch uns?“
„Es gehören dem Bwana William“, korrigierte sie die Frau.
„Du sein nicht wie er. Der Bwana immer freundlich. Er lernen von uns, wir von
ihm. Er kommen als Freund, nie als Bwana. Er viel arbeiten, nie nichts tun. Der
Bwana immer achten unsere Regeln, Gesetze, nie missachten. Du sein wie die
anderen wazungu: Bozi. Kiburi si maungwana.“
„Das ist unverschämt und was heißt das?“
„Du fragen die weiße Memsaab Theresa. Sie versteht.“
„Woher willst du das denn wissen?“
„Ich mit ihr reden. Sie sein wie Bwana William. Er besser
genommen sie als bibi.“
Ein junges Mädchen spähte herein, redete schnell und
Kinjija erhob sich. „Du müssen gehen. Ich nicht Zeit haben, da mtoto mchanga
von Sabiha kommen.“
„Soll ich helfen?“
„Hapana“, tönte es kurz angebunden aus ihrem Mund. „Dawa,
ich gebe dem Bwana später.“
Wütend, dazu etwas nachdenklich eilte sie zurück, suchte
Theresa, die gerade neben dem Schwarzen stand, der den oberen Teil glatt
harkte, da sie den am Morgen umgegraben hatte.
„Warum bist du immer im Dorf drüben?“
„Weil ich mir da Ratschläge hole und ein gutes Verhältnis
zu den Dorfbewohnern aufbaue.“
„Warum kommst du dann nicht zu mir?“
Theresa richtete sich auf, lächelte. „Bei was kannst du
mir helfen? Du bist nur ein dummes Ding. Ich weiß wenigstens, was William
gefällt und …“
„Du versuchst es nicht. Willst du meinen Mann haben? Hat
er mich deswegen aus dem Schlafzimmer geschickt?“ Sie hörte es klatschen,
spürte erst danach den Schlag. Verblüfft schaute sie ihre Schwester, den Mann
an, bevor sie ihre Hand an die Wange hob.
„Wage nie wieder, so etwas von William oder mir zu
behaupten. Du blöde Gans hast dich zwischen uns gedrängt, du … du … du …
Flittchen. Du musstest ihn ja sofort in dein Bett ziehen, wie eine billige
Schlampe. Er hätte mich genommen, aber er wird dich bald wegjagen. Ich bekomme
sein Kind und deins kannst du mitnehmen oder den Löwen zum Fraß vorwerfen.“ Theresas
Augen loderten vor Zorn dunkel. Eine Weile maßen sie sich mit Blicken, bevor
Mary die Lider senkte. Theresa sagte etwas zu dem Mann, der lächelte, Mary
musterte und leise etwas zu ihrer Schwester sagte.
Mary verstand es nicht und das ärgerte sie, streichelte
immer noch ihre Wange. Sie hatte Angst vor ihrer Schwester, richtig große
Angst. Sie hatte schon einmal auf gemeinste Weise in ihr Leben eingegriffen und
jetzt wollte sie William.
„Diese Vögel veranstalten einen Lärm“, versuchte sie
einzulenken. „Zur Brutzeit finden sich Paare der Kikuyubrillenvögel zusammen,
sondern sich ab. Die Brutzeit
Weitere Kostenlose Bücher