Weisse Haut - Schwarze Haut
großer Fehler gewesen, wusste er. Sie passte nicht zu ihm, nicht auf
seine Farm und nicht zu seinem weiteren Leben.
*
S ie schloss leise die Tür zum Kinderzimmer, froh,
dass der dreimonatige James schlief. Die Monate waren schlimm gewesen. Dauernd
musste er gestillt und gewickelt werden. Keine Nacht konnte sie schlafen.
Theresa war zwar zurück, kochte wenigstens, aber damit waren auch die schönen
Monate mit William vorbei. Theresa spielte sich in den Vordergrund, drängte
sich permanent in ihre Ehe. Sagte sie etwas dazu, schlug Theresa zu und William
stellte sich stets auf Theresas Seite. Es kam ihr manchmal so vor, als wenn er
mit Theresa verheiratet wäre und nicht mit ihr.
Sie hörte das dumpfe Fauchen schon von weitem. Die
Leoparde kamen angerannt, als sie Mary sahen.
„Na ihr Stromer, wo wart ihr die letzten Tage?“
Die drei Raubtiere ließen sich nieder, sahen sie wartend
an. „Ihr seid verwöhnt“, schmunzelte sie, während sie die abwechselnd kraulte
und streichelte.
„Jambo, ist Will da?“ Die 4-jährige Kinjija flitzte auf
sie zu, etwas langsamer folgte der 3-jährige Waweru.
„Nein, er kommt erst später. Wollt ihr ein Stück Kuchen?
Theresa hat viel gebacken.“
Die zwei lächelten und die weißen Zähne blitzten in den
braunen Gesichtern. Sie stürmten in die Küche und man hörte sie mit Theresa
lachen, reden.
Sie nahm auf der Veranda Platz, streichelte die Katzen.
Als die Kinder kamen, hockten die sich hinunter.
„Ihr könnt sie ruhig anfassen. Sie sind lieb.“
„Mary, die Leoparde kommen weg. Jetzt lässt du die Kinder
mit denen spielen. Spinnst du? Wenn denen etwas passiert, lynchen sie uns. Es
reicht! Kibibi kitamu, Waweru, kommt her.“
Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie die Stimme hörte.
„Die tun keinem etwas, also reg dich ab.“
„Kapierst du es nicht? Das sind Raubtiere. Ein Schlag und
Kinjija oder Waweru ist tot, obwohl das dein Schoßtier vielleicht nicht wollte.
Entweder sie verschwinden oder ich knalle sie ab.“
„Das kannst du nicht machen.“
„Und ob ich das kann. Noch bedeutet mir ein Menschenleben
mehr, als ein Vieh.“
„Ach ja“, jetzt auch sie wütend, „aber deine Löwen dürfen
bleiben.“
„Das ist wohl etwas anderes. Die dürfen keine Kinder
streicheln, noch steige ich aus, wenn ich eins im Auto habe. Ich schärfe den
Kindern ein, dass es eben Raubtiere sind und gefährlich.“
„Du hast für alles eine Ausrede.“
Er wandte sich mit den beiden Kindern ab, ging ins Dorf
hinüber.
„Das meint er nicht so“, beruhigte sie die Tiere. „Euch
tut keiner etwas.“
Mary eilte auf ihn zu und er bemerkte, dass sie völlig
außer sich war. „William, sie haben das Baby getötet!“
„Welches Baby? Von was sprichst du?“
„Diese alten Hebammen haben das Baby getötet, nur weil es
mit den Beinen zuerst geboren wurde. Jetzt liegt es irgendwo draußen und …“ Die
Tränen liefen ihr über das Gesicht. Er trat auf sie zu, nahm sie in den Arm.
„Komm, beruhige dich. Das ist bei ihnen so. Ein thahu
liegt auf der shamba, deswegen wurde das Baby falsch geboren und muss getötet
werden.“
„Aber … aber das dürfen sie nicht. So ein armer kleiner
Wurm.“
„Wir können jetzt nichts mehr dagegen unternehmen.“
Er führte sie zu der Veranda. „Setz dich.“
„Warum? Ich begreife sie nicht“, schluchzte sie, die
Tränen kullerten weiter. „Wenn sie es nicht wollten, hätten sie es zu uns
bringen können. Ich hätte es aufgezogen.“
Ich kapiere es nicht, dachte er zornig.
„Ein Geier fliegt zu tief über der shamba, wenn eine Frau
einen Bierkürbis fallen lässt und der kaputt geht, wenn ein Fremder einen von
ihnen schlägt, eine Schlange in das Bett kriecht, ein Herdstein zerspringt. Das
alles können Auslöser für ein thahu sein. Man schlachtet eine Ziege und zieht
mit dem Blut einen Kreis um die Hütte, damit kein weiterer Schaden entsteht,
bis der thahu gebrochen ist. Besonders anfällig für einen thahu sind gerade
erst gebärende Frauen. Sieht eine Schwangere eine Schlange, muss sie das
Ungeborene abtreiben, mit so einem Gebräu. Ein Mann darf zwei Jahre nach der
Geburt eines Kindes nicht bei der Frau liegen. Daher nehmen sie mehrere Frauen.
Er durfte nicht mit seiner Frau schlafen, wenn gerade ein Kalb unterwegs war,
weil sonst die Frau vielleicht ein Kalb bekommen hätte.“
Mary kicherte.
Er zündete eine Zigarette an, legte seine Füße auf das
Verandageländer.
„Es ist wirklich so. Ihr gesamtes
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