Weisse Haut - Schwarze Haut
zufrieden.
„Die Erde ist die große Mutter und sie spendete uns Leben,
Nahrung, Heilung, Wasser. Sie hat Steine für die Kochflächen und Metall für
unseren Schmuck. Sie schenkt uns Holz für das Feuer und die Speere. Deswegen
darf man nie der Mutter Erde etwas wegnehmen, ohne eine Gabe zurückzulassen.“
Die Frau legte, bevor sie zurückgingen, Brot aus, stellte eine Kalebasse hin,
in der sich pombe befand.
„Warum machst du das? Das ist albern hier Nahrung zu
lassen.“
„Wie ehren unsere wazee.“
Mary sagte nichts dazu, da sie gehört hatte, dass Kinjija
diesen kühlen Tonfall hatte und gerade mit ihr wollte sie sich gut stellen. Nur
über die alte Frau kam sie an die jungen heran, vermutete sie und sie wollte
zwei der Mädchen für die Arbeit haben, damit die ihr helfen konnten. Sie wollte
erreichen, dass Theresa von der Farm verschwand. Diese zog mit ihren Lügen
immer mehr William auf ihre Seite und nun bekam sie noch ein Kind von ihm. Sie
unterdrückte die Tränen, weil ihr Theresa wieder alles verderben wollte.
Sie saßen in Kinjija Rundhütte. Der Lehmboden war sauber
und neugierig guckte sie sich um. Überall hingen Kalebassen, gebündelte grüne
Zweige, Wurzeln, Kräuter, wahrscheinlich zum Trocknen, an dünnen Schnüren
herunter.
An der einen Seite standen in kleinen Lehmnischen irdene
Krüge in verschiedenen Größen, kleine Beutel aus Rinderhaut. Auf der anderen
Seite erblickte sie Kupferreifen mit Perlen, Amulette, schmale Lederstreifen
mit Kaurischnecken und noch mehr Säckchen aus Tierhaut.
Das Schlaflager war aus Bananenblättern, darüber mehrere
Ziegenfelle ausgebreitet, darüber lag ein Zebrafell.
Vier Wasserlilien lagen vor der Medizinfrau auf dem Boden.
Sie löste behänd die Blätter von der Wurzel und legte die Blüten in heißes
Wasser.
„Was machst du damit. Diese Blumen sind giftig, nicht
wahr?“
„Ndiyo, das sind Wasserlilien, aber sie sind nicht giftig,
wenn man sie richtig zubereitet.“ Sie rührte jetzt den Sud um, die zahlreichen
Perlenarmbänder klirrten dabei.
„Das hilft gegen Kopf- und Leibschmerzen.“
Sie stellte den Topf mit der rosa Flüssigkeit beiseite,
damit er abkühlte, reichte ihr einen Becher.
„Trink, obwohl du keine Schmerzen hast. Es wird dir gut
tun und die bösen Geister darin besänftigen.“
„Was ist in den Beuteln?“ Sie trank das Gebräu in kleinen
Schlucken, das erstaunlich gut schmeckte.
Kinjija stand auf, griff nach einem der Beutel.
„Hier die Wurzeln der Akazie. Sie werden zermahlt, mit
Wasser vermischt und hilft, das Feuer aus dem Körper zu ziehen. Die wazungu
nennen es Fieber senken. Man kann es trinken und den Körper einreiben. Es ist
kühl und die bösen Geister gehen, weil sie es nicht mögen.“
Sie hänge den Beutel wieder auf die Holzstange, griff nach
einem anderen. Sie schüttete den Inhalt auf ihre Hand und hielt sie Ariane hin.
In der dunkelbraunen Hand sah sie Eisennadeln in verschiedener Größe, schmale
Streifen Schafsdarm und Rinderfäden.
„Damit versorgen wir die Wunden unserer njamas, wenn sie
eine Speerspitze getroffen hatte. Sie werden dann so behandelt, als wenn man
ein Fell zusammennäht.“
Auch das räumte sie wieder weg.
„Ruhr kann man mit Rhabarbertinkturen heilen. Bei
kleineren Blutungen haben wir eine Salbe. Sisal hilft bei Heilung von Wunden.
Das könnte ich jetzt lange ausführen. Alles Dinge, die in Jahrhunderten gut
waren. Aloesaft für Wunden, die die zornige Röte haben, weil die Geister sie
zum Schwellen bringen. Die jungen Zweige des Dornenbaumes in Salz gerollt und
kauen. Gut! Sein gutes Mittel bei Durchfall und Magenverstimmung. Das dunkle
Blut der Sisalpflanze gut für Reinigung und verscheuchen kleine Geister, welche
der Daktari Bakterien nennt.“
So erklärte sie ausführlich und Mary hörte zu, fand das
interessant. Erst als sie draußen die Kinder hörte, schreckte sie auf. Sie
hatte James vergessen. Der hätte vor Stunden etwas zu essen benötigt. Ach, was
soll’s, das hatte Theresa zubereitet.
„Ich muss nach Hause. Kannst du mir bitte die Salbe
geben?“
Die Alte reichte ihr einen Topf. „Dreimal täglich
einreiben und in zwei Tagen alles weg.“
„Asante sana, Kinjija.“ Sie wollte sich gerade auf den
Heimweg machen, als ein lautes Geschrei ertönte. Erschrocken wandte sie sich um
und erblickte Tamu.
„Sie tut euch nichts“, rief sie den Dorfbewohnern zu.
„Tamu, komm her.“
Die Raubkatze schlich näher, während alle Menschen
verschwunden waren. „Du
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