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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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sollst nicht herkommen“, redete sie leise mit dem
Leopard. Jetzt kamen auch die beiden anderen angerannt. Zwei Männer mit Speeren
in der Hand näherten sich den Raubtieren.
    „Nein, sie tun euch nicht. Sie sind friedlich.“ Sie
grübelte. „Rafiki, langu rafiki.“ Sie tätschelte einen und zeigte auf das Tuch,
was sie ihnen umgebunden hatte. „Chui, rafiki langu. Das ist Tamu, das Nzuri
und das Bahati.“
    Die Männer blickten sie an, sprachen miteinander, blickten
erneut zu den Leoparden, die brav neben Mary warteten.
    „Ich glaube, wir gehen besser“, feixte sie.
    „Die Memsaab sollte vorsichtiger sein“, sprach ein Mann sie
an. „Reißen sie unsere mbuzi, wir sie töten.“
    „Nein, sie mögen keine Ziegen, Schafe, nur Tommys,
Dik-Dik, pofu.“
    Ndemi und sein Vater kamen eilig näher.
    „Mary, lass deine chui zuhause. Sie bringen alles
verwirrt“, mischte sich Kihiga ein. „Gehören auf Baum, nicht in shamba,
kufahamu?“
    „Sie haben mich gesucht, deswegen sind sie hier. Sie sind
lieb.“
    „Sie gehören nicht in mein Dorf“, erwiderte er jetzt grob.
„Das nächste Mal wir sie töten.“
    „Nein, das verbiete ich euch“, ereiferte sie sich.
    „Du kannst uns nichts verbieten, Mary. Verlasse mit deinen
chui mein Dorf und komme nicht her. Du bringst nur Ärger.“
    Sie ging, gefolgt von den drei Leoparden zurück. Die
Dorfbewohner sahen ihr nach, schüttelten den Kopf und fingen jetzt an zu reden.
Alle waren aber der gleichen Meinung: Die wazungu waren alle majununi.
     
    Abends erzählte sie grinsend William davon.
    „Ich habe die Story schön gehört. Sie halten nicht nur
dich, sondern auch mich für bescheuert. Ich habe ihnen gesagt, die chui mit den
Tüchern sind friedlich. Nun schärfe das deinen Viechern ein. Reißen sie eine
Ziege, Kuh oder was weiß ich was, sind sie erledigt.“
    „So etwas machen sie nicht. Sie mögen Tommys, Dik-Diks.“
    „Mary, es sind Raubtiere und keine zahme Hauskatzen. Wir
bekommen richtig große Probleme, wenn sie einen Menschen anfallen, nur weil sie
vielleicht ein wenig spielen wollen. Halt sie also auf Distanz. Keine Besuche
mehr im Haus, keine Besuche im Dorf. Kufahamu?“
    „Ndiyo, Bwana.“
    „Andere Frauen haben Angst vor Mäusen und ich habe eine
Frau, die Raubtiere züchtet“, schüttelte er den Kopf, musste aber schmunzeln.
    „Komm, Darling, gehen wir essen. Heute hat Theresa etwas
Tolles gezaubert.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, gab ihm einen Kuss,
da er ihr entgegenkam.
    „Du bist ein kleines, süßes Biest.“ Er stellte das Radio
an, Nairobi sendete gerade die neusten Meldungen. Dadurch bemerkte er nicht den
wütenden Blick, den Theresa ihrer Schwester zuwarf.
    „Eine
katholische Mission wurde überfallen. Man sperrte alle Weiße ein, raubte alles,
was nicht niet- und nagelfest war, das gesamte Geld, zwei Gewehre.
    In
der Nähe von Kinagop hat man einen Dorfvorstand umgebracht, dessen Hütte
angezündet. Er war zu eng mit den Weißen befreundet.
    Im
Untergrund formieren sich immer mehr Gruppen, die ihre Mitglieder durch Schwur
und Opfer zu Solidarität verpflichten. Die Angriffe auf europäische Siedler
häufen sich.“
    „Meinst du, dass sich das ausbreitet?“
    „Ndiyo, ich denke, das ist erst der Anfang, wie man
überall hört, aber genießen wir das Essen. Es schmeckt köstlich.“
    „Es hat auch viel Arbeit gemacht, zumal ich den Haushalt,
den Garten, eben alles im Haus allein erledigen muss. Sogar James musste ich
versorgen und Unkraut jäten“, seufzte Theresa auf, schaute ihn dabei liebevoll
an.
    „Pfui, Theresa, du schwindelst. Suijo hat das Unkraut
entfernt und umgegraben. Lokop hast du in den Stall geschickt, damit er dort
sauber macht. Mich hast du ins Dorf beordert, damit ich bei Kinjija etwas über
dawa lerne.“
    „Ich möchte die Nachrichten hören“, brummte William.
„Mary, sie hat hier nichts zu sagen, auch dir nicht. Begreife es endlich.“
    „Jomo
Kenyatta nimmt an einem gemeinsamen Treffen von KAU und dem Kenya Indian
Congress teil, auf der eine Resolution des Gewerkschafters Makhan Singh zur
Freiheit Ost Afrikas angenommen werden soll.
    Die
langjährigen Versuche besonders der Kikuyu, durch Kooperation mit der Regierung
wirtschaftlichen, sozialen und politischen Fortschritt zu erreichen, scheinen
endgültig in eine Sackgasse zu geraten. Dieser Prozess ist längst zu einem
Nährboden für Uneinigkeit in den afrikanischen Gesellschaften geworden, die zu
den alten Landstreitigkeiten zwischen

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