Weisse Haut - Schwarze Haut
Marvin, Roger und Thomas sah er, dass es denen genauso ging. Nur
den beiden Kikuyu schien das nichts auszumachen.
Der Wildpfad war glitschig, es stank. Immer wieder
versperrte ihnen Dornengestrüpp den Weg. Sie stolperten höher hinauf. Dornen
hatten sie zerkratzt, die Kleidung war dreckig, klamm und sie stank, aber sie
krochen vorwärts durch das dichte Unterholz. Überall waren Geräusche zu hören.
Vögel zwitscherten, trällerten, kreischten. Teilweise mussten sie kriechen,
damit man nicht bemerkte, dass Menschen entlang gelaufen waren. Es sollten so
wenig wie möglich Zweige abgebrochen oder geknickt werden.
Gegen Mittag erreichten sie eine Lichtung, die fast
vollkommen mit Büschen umsäumt war. Sie erkannten sofort, es warenerst vor kurzem
Menschen hier gewesen. Eine Stelle, wo man ein Feuer gemacht hatte, Knochen
lagen verstreut, überall Fußabdrücke.
„Machen wir kurz Halt“, wandte sich Marvin an alle. Sie
setzten sich, aßen Fleisch aus der Büchse.
„Nicht weit entfernt ist eine Höhle, vielleicht drei, vier
Stunden. Wenn da keiner ist, können wir da übernachten. Außerdem ist da eine
Stelle, wo man einen guten Ausblick auf das untere Terrain hat und man wird
nicht bemerkt“, flüsterte Roger.
„Kann man da Rauchen?“
„Auch das“, grinste er William an „und dass schönste,
Feuer machen.“
„Du meinst so Kaffee trinken? Los, wir gehen“, Thomas
jetzt.
Sie wanderten los, kamen an einer Stelle, wo es
bestialisch stank und Marvin deutete an die Seite. Das hatte man wohl als Abort
benutzt. Schnell setzten sie ihre Wanderung fort. Es ging immer höher hinauf
und die Vegetation veränderte sich kaum merklich. Das Blätterwerk wurde etwas
weniger, die Sträucher unten hörten auf. Immer wieder trafen sie auf Tierspuren
und alle hofften, dass sie nicht mit einem der Viecher Bekanntschaft schlossen.
Es war ein mühsamer Anstieg und es zog sich dahin. Lianen
versperrten den Weg, die Ndemi oder Karega mit der panga durchschlugen. Es
kamen tiefe Matschlöcher, dann Stellen, die von vereinzelten Sonnenstrahlen
getrocknet waren. Es tropfte von den Blättern, dann war es warm. Sie wanderten
durch diffuses Licht, wurden von Sonnenstrahlen geblendet, bevor dichte Blätter
alles verdunkelten. Man trabte ruhig hintereinander her, jeder in Gedanken
versunken. Nur wenn es irgendwo knackte, raschelte, waren alle sofort hellwach.
Einige Antilopenarten hatten ihren Weg gekreuzt, ein Nashorn war stampfend,
wütend schnaubend in der Nähe vorbeigerannt. Loris flatterten laut schreiend
über ihnen auf. Affen veranstalteten ein Spektakel, weil sie sich anscheinend
gestört fühlten. Um sie herum schien der Wald in Bewegung zu sein. Er war ein
leises Wispern zu hören, neben all den anderen Geräuschen.
Gerade richtig zur Dämmerung erreichten sie die Höhle. Mit
entsicherten Gewehren schlichen Marvin und Roger näher, aber da war keiner.
Aufatmend ließen sie ihre Bündel fallen.
Karega machte sich auf die Suche nach einigen brennbaren
Zweigen, Ästen, während Ndemi Steine schichtete, in deren Mitte das Holz kommen
sollte.
„William, hier hat schon öfter jemand Feuer gemacht.“
„Die Höhle wird von Wanderern benutzt“, warf Thomas ein.
Thomas und William stiegen einige Meter höher, schauten
sich um, erkundeten das Land unter ihnen. Es war zu dunkel, um mehr zu
erkennen, so stiegen sie hinunter, wo Karega gerade das Feuer entzündete. Es
wurde etwas heller in der Höhle und sie sahen sich näher um. Marvin nahm einen
dickeren Ast, fackelte ihn an und ging tiefer hinein, leuchtete alles ab,
winkte dann nach den anderen.
„Hier hat etwas gestanden. Seht euch mal die Abdrücke an.“
„Gewehre, Säcke.“
„Ndiyo, da haben Menschen gelegen“, deutete Ndemi auf eine
Stelle, direkt an dem Ende der Höhle. „Karega draußen gefunden, Abort. Er sagen
mindestens sechs Männer.“
Marvin leuchtete jetzt näher hin. „Du hast Augen wie ein
chui. Weißt du, wie alt die Spuren sind?“
„Karega sagen, draußen alles frisch. Ein, zwei Tage. Diese
da älter, aber drüben jünger. Nicht sein Staub darüber, keine Steine, wie auf
anderer Seite.“
„Was bedeutet, dass sie diese Höhle regelmäßig nutzen“,
schlussfolgerte Marvin.
„Wir scheinen auf der richtigen Spur zu sein.“
„Wenigstens etwas.“
„Kommt Kaffee trinken und eine rauchen“, rief Thomas
leise.
Sie tranken, rauchten.
„Ich glaube, mit hat noch nie Kaffee so gut geschmeckt wie
heute“, feixte William.
„Mir eine
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