Weisse Haut - Schwarze Haut
Die Farm gibt es nicht mehr.“
„Mau-Mau?“
„Nein, natürlich gestorben. Sie hat wohl noch versucht,
das irgendwie zu halten, und hat schließlich alles verkauft.“
„Was mache ich mit der Frau da draußen?“
„Nimm sie mit, hast du eine Neue.“
„Hahaha, albern. Schaffe ich sie in ein Hotel. Kann sie
mit dem gleichen Pott zurückfahren. Kann sie den Koffer so lange bei dir
lassen?“
„Stellen wir den an die Seite. Ich helfe dir. Nur wird sie
keine Passage mehr bekommen. Du hast gerade noch die Letzte ergattert.“
„Ist ja nicht unser Problem“, brummte er.
Sie gingen zu der Frau hinaus und Sam Hendsen erzählte
ihr, was er wusste. Sie hob den Kopf ein wenig und zum ersten Mal konnte
William ihr Gesicht, ihre Augen sehen und … er war fasziniert.
„Wieso?“, fragte sie entgeistert. Der Hafenmeister
erzählte ihr, was er gehört habe.
„Wir lassen den großen Koffer hier stehen und ich fahre
Sie zu einem Hotel“, kürzte William alles ab, da er Hunger verspürte, sich
umziehen wollte.
Sie blickte ihn an, nickte kurz. Wenig später waren sie im
Hotel angekommen, und nachdem sie ein Zimmer hatte, sprang er die Treppe hoch.
Er grübelte noch darüber nach, ob er einen neuen Wagen kaufen sollte. Was, wenn
man die Weißen aus dem Land jagte? Sollte er im Augenblick nicht besser auf
große Neuanschaffungen verzichten? Erst während er ausgiebig duschte, wanderten
seine Gedanken zu der Frau. Sie hatte wunderschöne Augen. Augen, die ihn an
seine Mutter erinnerten. Braun, schokoladenbraun mit goldenen Sprenkeln und sie
hatte einen schönen Mund und eine angenehm weiche Stimme. William, vergiss es,
wies er sich schmunzelnd zurecht. In zwei Tagen bist du die eine los. Diese
Püppchen aus Great Britain passen nicht zu dir. Für einen Moment dachte er an
Ann und da keimte die Trauer in ihm empor.
Das Restaurant war schon sehr gut besucht, wie er
feststellte. Er suchte einen Tisch, war froh, dass Mary nirgends zu sehen war.
Debatten mit ihr wollte er heute Abend bestimmt nicht. Er bestellte, schaute
sich ein wenig um, aber es war niemand anwesend, den er kannte und das war ihm
recht. So konnte er seinen Gedanken nachhängen und die beschäftigten sich wie
meistens in der letzten Zeit mit der politischen Lage. Seine größte Angst bei
all dem war, dass James oder seinen Freunden und ihren Kindern etwas passierte.
Gerade sein Sohn war sein ganzer Stolz. Er würde gern seinen Besitz hergeben,
wenn nur ihm nichts passierte. Der Knirps war genauso, wie er sich immer ein
Kind, sein Kind vorgestellt hatte. Aufgeweckt, neugierig, …
„Entschuldigung, Mister Shrimes, aber darf ich mich zu
Ihnen setzen? Ich möchte mich allerdings nicht aufdrängen.“
Aus seinen Grübeleien gerissen, schaute er hoch, sprang
auf. „Ja, Miss McShils.“ Er schob ihr den Stuhl hin, setzte sich.
„Danke. Was können Sie mir empfehlen?“, forschte sie,
blickte dabei in die Karte. Für einige Sekunden hatte er Zeit die Frau zu
betrachten. Die dunkelbraunen Haare trug sie jetzt offen. Sie wallten weit über
ihren Rücken. Ihre Figur schien nicht ohne zu sein, wie er eben kurz
wahrgenommen hatte.
„Darf ich für Sie bestellen, Miss McShils?“
„Gern. Zuerst möchte ich ein Bier, oder trinken Frauen das
hier nicht?“ Sie blickte sich ein wenig um.
„Doch, trinken sie.“
„Wissen Sie, Mister Shrimes, ich trinke abends gern eine
Flasche Bier, lieber als Wein, Sherry oder dergleichen. Am liebsten direkt aus
der Flasche. Mein Mann sagte immer, aus dir wird nie eine feine Lady“, lachte
sie und das Lachen gefiel ihm. Es klang echt, fröhlich.
„Sie sind verheiratet? Kommt Ihr Mann bald nach?“
Irgendwie missfiel ihm die Vorstellung.
Für einen kurzen Moment schloss sie die Lider. „Nein, ich
bin Witwe, aber sein Tod ist schon vier Jahre her“, antwortete sie mit leiser
Stimme.
„Woher kommen Sie, wenn ich fragen darf?“
„Aus New Leeds, Waughton Hill. Ein kleiner Ort, den kein
Mensch kennt. Nicht weit entfernt ist die Nordsee. Wir hatten da eine kleine
Farm, so sagt man hier wohl. Ich habe im Krieg alles allein bewirtschaftet,
selbst nach dem Tod meines Mannes. Philip hat uns in seinen Briefen immer vorgeschwärmt,
wie schön alles sei. Er machte mir dann vor einem Jahr den Vorschlag auch
herzukommen. Dann hat mir einer der Großen einen guten Preis für das Land
geboten und ich habe alles verkauft. Danach habe ich alle Verwandte besucht,
mich verabschiedet und bin losgeschippert. Mit Philip und Anna
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