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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Maasai in ihrer roten Shuka, Frauen aller Hautfarben in den
traditionellen Kanga gekleidet. Auf dem Markt erblickten sie Kisii, die Figuren
aus Speckstein schnitzten. Samburu, in Shorts und einem Tuch um die Schulter,
anscheinend auf jemand oder etwas wartend. Eilig liefen Frauen, schwarz
verhüllt, Männer im weißen Kanzu. Inder mit einem Turban zu Hose und Hemd,
Frauen in leuchtend bunten Saris. Auf dem Markt saßen Pokotfrauen, die
ungeniert ihre Babys stillten. Die riesengroßen Ohrringe standen von ihren
Köpfen ab. Evelyn wendete sich irritiert ab, war für einen Moment von dieser
Entblößung schockiert. Frauen in billigen bunten Kleidern, bunten Tüchern boten
Waren feil, musterten sie und den Mann an ihrer Seite. Manche flirteten mit ihm,
warfen sich in Positur.
    Dieses Tohuwabohu von Menschen, von berauschenden,
ekeligen Gerüchen wetteiferte nur noch mit dem Lärm. Ein ewiges Kindergeschrei,
ein Singsang, Ziegengemecker, Hühnergegacker, sogar dumpfer Trommelschlag war
zu hören. Irgendwoher klang ein markerschütternder Schrei, neben dem endlosen
Gekreische, Zanken, Lachen, plappernden Unterhaltungen in einem fremden
Kauderwelsch.
    Sie fand das alles überwältigend, wie sie ihm sagte. Er
betrachtete sie verstohlen von der Seite. Die Augen glänzten, der Mund lächelte
etwas, man sah ihr die Begeisterung richtig an.
    Er blieb bei einer älteren Frau stehen. „Sabalkheri,
ninataka ratili viazi na kumi na mbili embo na nne papaya.“
    „Was kaufen Sie da Schönes, Mister Shrimes?“
    „Obst! Wir haben zwar Eigenes auf meine Farm, aber hier
gibt es andere Sorten und gerade meinen Sohn freut sich sehr ...“
    Die ältere Frau reichte ihm die Sachen, die er in den
Bastkorb legte, „Asante“, bedankte er sich, zahlte. „Kwa heri ja kuonana.“
    „Sprechen diese Frauen auch Englisch? Ich würde mir gern
etwas kaufen. Da sind so viele Dinge, die ich nicht kenne, aber gern probieren
würde. Irgendwie sieht es so fremdartig aus und ich möchte erkunden, ob es so
schmeckt. Eben irgendwie nach Afrika.“
    „Gehen wir weiter. Es kommen noch mehr solche Stände und
dann zeigen Sie mir, was Sie möchten.“ Er fasste sie leicht am Arm, da ein Mann
mit einem Handkarren lauthals Platz forderte.
    „Sehen Sie da vorn die Frauen? Das sind Samburu. Sie
laufen noch bemalt wie vor tausend Jahren herum. Dann tragen sie immer diesen
immensen Kragenschmuck und die tausend Perlen um den Kopf. Dort hinten, die
kleinen, wilden, fast schwarzen Männer sind Turkana. Oben in ihrer Heimat leben
sie heute noch ohne Kleidung. Ihnen wird schon als Baby dieser Halsschmuck verpasst.
Dadurch wird der Hals länger. Es waren früher ziemlich rabiate Menschen. Da
kommen uns Somalis entgegen. Man erkennt sie an der hellen Haut, dem aufrechten
Gang und die Frauen an dem schillernden Kopfschmuck.“
    Ziegen- und Hammelköpfe lagen auf dem Boden, eine alte
Frau wedelte ständig mit einem unförmigen Etwas darüber hinweg, um die Fliegen
zu vertreiben. Mangofrüchte und Yamawurzeln waren übersät mit Krabbeltierchen
und dicken, schwarzen Fliegen. Dazwischen ein endloser Strom Menschen. Wenig
Weiße allerdings, wie sie feststellte. Frauen trugen schwere Lasten auf dem
Rücken oder Kopf.
    Die Gerüche hingen tief wie eine niedrige Wolke. Da war
der faulende Geruch von Fleisch neben den süßlichen Düften des Obstes. Der
Gestank von den Tieren, von Kot, Urin, dazu die verschiedenen Duftnoten der
Gewürze. Der Schweißgeruch der Menschen vermischte sich mit dem Mief von
ranzigem Fett und Tabak, billigem Parfum und noch billigerem Alkohol.
    Das Farbgemisch dagegen war faszinierend, das
Rassengemisch nicht weniger. Es gab Inder mit weißen, Bärten, die den Turban
stolz zur Schau trugen. Dahinter mit trippelnden Schritten einherschreitend
Inderinnen im bunten Sari, ein Tuch über die Haare gelegt. Klein und zierlich,
mit einem Punkt, dem Kastenzeichen, auf der Stirn oder einem Stift in der Nase.
Die hakennasigen Araber im weißen Burnus. Frauen im schwarzen Tschador, die den
Blick gesenkt hielten.
    „Sehen Sie, Maasai in der roten Shuka, die langen Haare zu
Zöpfen geflochten, stolz, sehr aufrecht, wunderschön anzuschauen.“ Er deutete
mit dem Kopf an die Seite, wo Männer auf einem Bein, dass andere lag in der
Kniekehle, standen und miteinander redeten. Zwei der ehemaligen Krieger
blickten zu Eve, taxierten diese unverhohlen.
    „Die Kikuyu Männer in Khakishorts oder in alten geflickten
Hosen hocken auf den Fersen, dahinter ihre Frauen mit

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