Weisse Haut - Schwarze Haut
und das hätte ich sofort nach James
Geburt machen sollen, dann würden Ann und mein Kind noch leben.“
Erst Mary, danach Theresa.
Er freute sich irgendwie auf sein altes Leben. Es war
schön gewesen. Keinen Ärger, keine Streitereien, keiner, der ihn abends
vollquatschte. Nur James und er, dazu Lokop. Ein Männerhaushalt eben.
*
F ast schweigend war die Fahrt nach Mombasa
verlaufen. Er fuhr direkt zum Hafen, wo er erfuhr, dass am nächsten Nachmittag
ein Schiff eintreffen würde, dass in zwei Tagen nach Great Britain weiterfuhr.
Erleichtert atmete er auf, als er ihre Passage buchte. Danach fuhr er sie zum
Hotel, wo sie bis zur Abfahrt wohnte. Er ignorierte all ihre Bemerkungen, ihre
Bitten. Er hatte sie zu lange ertragen, außerdem erinnerte sie ihn ständig an
Anns Tod, an den Tod seines ungeborenen Kindes.
Vormittags erledigte er Einkäufe, mittags aß er eine
Kleinigkeit im Hotelrestaurant, allerdings ohne Mary, fuhr zum Hafen. Wenn ein
Schiff eintraf, waren eventuell Dinge an Bord, die er bestellt oder benötigte.
Obwohl die Waren langsam reichhaltiger ins Land kamen, fehlte es noch überall
an Gerätschaften, Gegenstände des täglichen Gebrauchs.
Es erwartete ihn ein vertrautes Bild, das er so kannte.
Weiße standen bereits wartend an ihre Autos gelehnt, rauchten, reden
miteinander. Farbige aller Hautfarben ebenfalls noch gelangweilt. Der große
Pott fuhr erst langsam in den Hafen ein. Noch hatte das geschäftige Treiben
nicht eingesetzt und er schlenderte zu Sam hinüber, ergriff ein Tusker, während
er dem Mann zusah, der hektisch gestikulierend mit einigen Männern sprach. Er
setzte sich auf eine Kiste, trank. Seine Gedanken eilten zurück. Vor fast
vierzehn Jahren war er auch mit so einem Pott in das Land gekommen. Ein etwas
unsicherer Junge voller Illusionen und Träume, aber er hatte es geschafft seine
Träume zu verwirklichen, besonders durch Dougs Hilfe und Ratschläge. Ja, er
hatte großes Glück gehabt, aber jetzt stand alles auf Messerschneide. Würden es
die Mau-Mau schaffen, alle Weißen aus dem Land zu vertreiben? Waren zwölf harte
Jahre Arbeit umsonst gewesen?
„Der Bwana wartet auf das Schiff?“, begrüßte ihn Sam.
„Ja, ich habe erfahren, dass eins hereinkommt. Bringt er
etwas Besonderes mit?“
„Viele Leute heißt es. Noch mehr nimmt er mit. Einige
werfen das Handtuch, andere schicken Frauen und Kinder noch old England.“
„Sind deswegen die Passagen so teuer geworden?“
„Allerdings. Schickst du deinen Sohn auch hinüber?“
„Hapana, er bleibt. Bei uns ist es noch relativ ruhig. Ich
lebe zu weit vom Schuss entfernt. Außerdem hat mein Mondomogo gesagt, es
passiert mir nichts“, grinste er. „Meine Ex fährt zurück.“
„William“, lachte Sam. „Du bist wazimu. Hast du gehört, in
der Nähe von Nyeri haben sie drei Farmen niedergebrannt und acht Wogs die Köpfe
abgehauen. Die wazungu waren nicht da und als sie zurückkamen, war es zu spät.
Das Vieh fehlt teilweise, der Rest ist verbrannt oder man hat es
abgeschlachtet. Ein fürchterliches Gemetzel haben sie nur noch vorgefunden.“
„Die Ecke ist besonders betroffen. Die Halunken sind in
den Aberdares, und da kommst du an die nicht heran. Sollen sie Kenyatta und
seinen Kumpanen die Birne abhauen, ist bald Ruhe.“
„Das sag lieber nicht zu laut, sonst ist deine Rübe ab.“
„Ist ja kein Wog hier.“
„Sagst du das zu deinen Wogs?“
„Ja, die sind partiell der gleichen Meinung, obwohl es
auch da einige gibt, die mit diesen Halunken sympathisieren. Da ich weiß, wer
sie sind, bin ich da vorsichtiger. Erzähl, was bringt der Frachter rein?“
„Autos, Landmaschinen und der übliche Kram.“
„Hört sich gut an. Kann man davon etwas abhaben?“
„Ich weiß es noch nicht. Willst du ein neues Auto?“
„Wenn er größer ist, einen größeren Motor hat, ja“,
grinste er und in dem Moment sah er wie der 16-jährige Junge aus. „Die
Landmaschinen würden mich noch interessieren. Wenn der Zirkus vorbei ist, will
ich noch Land kaufen und da käme mir das sehr gelegen.“
„Du denkst, dass wir bleiben dürfen?“
„Kenyatta versinkt mit seinen Kumpanen in die Urzeit, wenn
alle Weißen das Land verlassen. Schluss mit blöden Sprüchen und Uhuru,
Harambee. Dann gibt’s pombe, Faulheit und sie schlagen sich gegenseitig die
Köpfe ab. Die Maasai den Luo, die Luo den Kikuyu, die Kikuyu den Samburu, die
Samburu den Rendile und irgendeiner den Mabwana von der KAU. Ich kann
verstehen, dass viele das
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