Weisse Haut - Schwarze Haut
das ursprüngliche Land, wilde Tiere … und Blumen“, grinste er
lausbubenhaft.
Sie schaute ihn eine Weile an. „Wo ist Ihre Frau?“
„Ich bin geschieden und sie kehrt nach Southampton
zurück.“
„Sie behalten das Kind?“, forschte sie irritiert nach.
„Selbstverständlich. Das wurde schon vor der Heirat so
festgelegt. Ich lasse mir nicht meinen Sohn wegnehmen“, klang es nun kalt aus
seinem Mund. „Sie hat sich sowieso nie um meinen Jungen gekümmert, sondern das
hat immer meine Schwägerin getan“, lenkte er ein.
„Darf ich mir das noch überlegen, Mister Shrimes? Ich
wollte mich erkundigen, ob ich für die Wochen des Wartens Arbeit bekomme.
Eventuell benötigt man im Hotel eine Hilfskraft.“
„Sicher doch. Nur machen Sie sich da nicht zu große
Hoffnung. Sie nehmen dafür in der Regel Schwarze. Ich habe vormittags noch
einiges zu erledigen, aber wenn Sie möchten, können wir mittags zusammen essen
und danach dürfen Sie mich beim Einkaufen begleiten. Da sehen Sie einiges von
der Stadt. Es gibt Gegenden, die sollte eine Lady nicht allein aufsuchen.
Vergessen Sie bitte nicht, Sie sind in Afrika.“
Er fuhr mit ihr zu einem Restaurant, da er nicht auf Mary
treffen wollte.
„Haben Sie auch Rinder?“, wollte sie wissen, nachdem er
bestellt hatte.
„Ndiyo, Fleischrinder Hereford und Aberdeen-Angus. Typisch
für das das Herefordrind sind seine rote Fellfarbe und ein weißes Gesicht. Die
aus Schottland stammenden, Aberdeen-Angus-Rinder sind durchgehend schwarz und
ebenfalls ohne Hörner. Dann habe ich einige Ayrshirerinder. Sie stammen
ursprünglich aus Schottland und sind Milchkühe.“
„Die kenne ich. Ein Nachbar hatte einige. Sie geben
reichlich Milch. Da kann man Butter und Käse herstellen. Die Waren haben einen
sehr guten Geschmack, finde ich.“
„Haben Sie Käse selber fabriziert?“
„Ja. Wir mussten immer alles allein erzeugen, da wir zu
weit entfernt von einer Stadt wohnten. Außerdem macht es Spaß. Ich habe öfter
probiert, dem Käse eine andere Geschmacksrichtung zu geben, habe Kräuter
darunter gemischt. Unsere Nachbarn waren alle begeistert, nur mein Mann
meckerte. Er fand das nicht so gut, liebte mehr das Althergebrachte. Also habe
ich den verkauft und richtig gutes Geld damit verdient“, amüsierte sie sich.
„Das müssen Sie Theresa, meiner Schwägerin zeigen.
Probieren kann man es ja mal.“
„Haben Sie versucht, Käse mit geräucherten Schinken zu
verfeinern?“
„Nein! Schmeckt das?“
„Ich finde, ja.“
„Ist das auch Ihre Idee gewesen?“
„Hhmmm! Halten Sie mich bitte nicht für völlig verrückt.
Ich habe ansonsten vollkommen normale Sachen getan.“
„Bestimmt nicht. Ich finde Menschen mit Ideen immer gut“,
lächelte er. Diese Frau gefiel ihm, sehr sogar. Sie sah nicht nur wunderschön
aus, sie war auch sonst anders: Nicht eingebildet, schien keine Arbeit zu
scheuen und war dabei kreativ.
„Haben Sie Probleme mit Ihren farbigen Mitarbeitern? Ich
weiß von meinem Cousin, dass dies viele Farmer haben. Er hat mir geschrieben,
dass er fünf Männer beschäftigte und die sogar bei ihm im Haus wohnten, drei
mit ihren Frauen und insgesamt vier Kindern. Nur darüber hätten sich einige
andere Farmer schrecklich aufgeregt, weil man das nicht tat. Ich fand das dumm
und borniert.“ Sie blickte ihn ernst an, das Lächeln war verschwunden.
„Dazu gehöre ich gewiss nicht. Bei mir funktioniert es, weil
ich immer eine sehr gute Beziehung zu den Einheimischen hatte. Ich habe sie
nie, so wie viele andere wazungu, also Weiße, von oben herab behandelt, sondern
sie mit in meine Projekte einbezogen, habe auf ihre Kultur und ihren
Aberglauben Rücksicht genommen. Ich habe wenigstens versucht, fair ihnen
gegenüber zu sein. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Nachbarn, die
Kikuyu sind. Einige sind meine engsten Freunde und mit ihnen verbringe ich die
meiste Zeit. Mein Sohn wächst mit ihren Kindern auf, ist manchmal mehr Kikuyu
als Weißer. Ich finde es in Ordnung und ihm gefällt dieses freie Leben.“
„Wie alt ist er?“
„Vier und ein Wirbelwind. Mein ganzer Stolz. Sie haben
keine Kinder?“
„Nein, leider nicht. Dann wären sie gewiss bei mir. Ich
würde niemals jemand meine Kinder überlassen. Nie!“
Er bummelte mit ihr durch die schmalen Gassen, da er noch
zum Markt wollte. Die Menschenvielfalt war erstaunlich und sie blickte sich die
Menschen interessiert an, wenn nur verstohlen. Sie fand es unhöflich, sie anzustarren.
Da liefen
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