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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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den dicken großen
Holzscheiben in den Ohren“, erklärte er ihr eine andere Gruppe. Die
Baumwollkleider von ihnen waren von der Sonne oder dem häufigen Waschen
ausgeblichen, manche geflickt, viele trugen ein Baby auf dem Rücken, hatten
oftmals einen glatt rasierten Schädel.
    „Diese großen Menschen vor uns sind Wakamba oder Nandis.
Man erkennt sie an den ausgedehnten Ohrläppchen. Sie werden später gefaltet und
so zusammengelegt.“
    „Irgendwie sieht das so aus, als wenn es wehtun würde.“
    „Sicher, aber es gehört nun mal zu ihrer Kultur. Sie
lernen schon in der Kinderzeit Schmerzen zu ertragen, ohne zu weinen.“
    „Warten Sie bitte einen Augenblick.“ Sie blieb bei den
Kanga stehen. Baumwolltücher, die die Frauen als Kleider trugen.
    „So ein Tuch werde ich mir mitnehmen, obwohl ich das
Zuhause nur im Haus tragen kann. Sie sehen wunderschön. Was kostet so ein
Tuch?“
    „Keine Ahnung. Welches möchten Sie?“
    Sie wählte ein rot Gemustertes aus. „Das hier. Jetzt halten
Sie mich bestimmt für verrückt, aber mir gefällt es. Habe ich immer eine
Erinnerung an meinen Ausflug nach Afrika.“ Sie hielt das Tuch in der Hand,
holte ihre Geldbörse hervor.
    „Lassen Sie, ich schenke es Ihnen“, schon nahm er ihr das
Stück aus der Hand, sprach mit der Frau und zahlte, reichte es an Eve weiter.
„Bitte!“
    „Asante, sagt man wohl.“
    „Richtig“, lächelte er zu ihr hinunter. Sie spazierten
weiter und er kaufte noch Obst für sie und Gemüse für zuhause.
    Danach zeigte er ihr noch mehr von der Stadt, besorgte das
fehlende Werkzeug und einige andere Dinge, die Theresa benötigte. Er bemerkte,
wie sie sich überall umschaute.
    Die Sachen verstaute er im Auto und sie fuhren zum Hafen,
wo man einen herrlichen Blick über den Ozean hatte. Er genoss die frische Luft,
aber besonders die Gesellschaft dieser wunderschönen Frau an seiner Seite. Er
bemerkte hier, wie sich die Männer nach ihr umdrehten, sie taxierten. Sie
schien das jedoch nicht wahrzunehmen.
    Zurück im Hotel dankte sie ihm, verabschiedete sich sofort
und auch er suchte sein Zimmer auf. Er wollte Mary nicht treffen und sich von
ihrem Gemecker den wunderschönen Tag versauen lassen. Es waren so schöne
Stunden gewesen, wie er sie schon lange nicht in Gesellschaft einer Frau
verbracht hatte. Wenn er in Nanyuki bei Alice war, ging es immer nur um Sex,
aber das heute war etwas anderes gewesen. Diese Frau war so unkompliziert,
wissbegierig, und sie konnte sich wie ein Kind freuen, lachen. Man konnte sich
toll mit ihr unterhalten und sie war ein mehr als erfreulicher Anblick.
Eigentlich gefiel ihm alles an ihr, sehr sogar. Bwana, du bist wazimu, schalt
er sich selbst.

*
    M orgens fuhr er sehr zeitig nochmals zu Sam und
Stan, wickelte dort die Geschäfte ab, stellte die bezahlten Sachen in einer
Halle unter. Das musste Ndemi mit dem LKW später abholen. Er hatte nicht genug
Platz mehr im Auto dafür.
    Bester Laune betrat er das Hotel, da stürmte Mary auf ihn
zu. „Ich suche dich schon seit Tagen. William, ich bleibe. Ich liebe dich so
sehr und unseren Sohn. Gib uns eine Chance und alles wird gut. Warum glaubst du
Theresa alles und mir nichts? Liebst du sie so sehr, dass du nicht bemerkst,
wie sie ist?“
    Er fasste sie grob am Arm, zog sie die Treppe zu ihrem
Zimmer hoch und knallte die Tür hinter ihnen zu.
    „Gib mir sofort mein Geld“, knurrte er böse.
    „Warum?“
    „Weil ich es will. Dann kannst du sehen, wie du das Zimmer
bezahlst und wo du etwas zu essen bekommst. Also, her damit.“
    „Du spinnst ja wohl. Ich brauche …“
    „Gut, schaffe ich dich zur Polisi. Sie sperren dich ein.“
    „Das … das kannst du doch …“, bestürzt schaute sie ihn an.
    „Doch, ich will dich nie mehr sehen. Fährst du heute
Nachmittag nicht nach Great Britain, will ich mein Geld, jeden pesa. Wagst du
dich auf mein Land, lasse dich von meinen Arbeitern wegjagen, wie einen
Straßenköter. Schluss mit diesem Zirkus. Wegen dir sind Ann und mein Kind
gestorben, nur weil du faules Stück nicht gegangen bist. Du verbreitest nur
Unfrieden.“
    „Du bist so gemein“, schluchzte sie. „Was kann ich dafür,
dass man …“
    William hätte fast zugeschlagen, ballte die Hände zu
Fäusten und atmete mehrmals tief durch.
    „Halt den Mund, sonst hau ich dir eine herunter“, zischte
er leise, aber drohend. „Ich fahre dich zum Hafen. Dort kannst du warten, bis
du das Schiff betreten kannst. Sie können dein Gepäck bereits einschiffen. Also
los!

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