Weisse Haut - Schwarze Haut
diese wohl streicheln würden.
Er stellte sich vieles vor und ermahnte sich immer wieder, das alles zu
vergessen.
„Oh, Giraffen“, jubelte sie. „Wie hoch sind die? Drei, vier
Meter?“
„Das Männchen bestimmt fünf Meter. Der Schwanz endet in
einer schwarzen Quaste, mit der Fliegen und andere Insekten vertrieben werden.
Sie können bis zu 60 Kilometer in der Stunde schnell rennen. Das sieht
irgendwie merkwürdig aus.“
Die Fahrt war lang und staubig gewesen, aber das schien
seiner Beifahrerin nichts ausgemacht zu haben. Er hatte ihr unterwegs gezeigt
und erklärt, was man so erblickte. Als er nun sein Haus in der Ferne auftauchen
sah, atmete er auf. Seit Anns Tod hatte er jedes Mal Angst, dass auch er nichts
mehr vorfinden würde, außer einer qualmenden Ruine.
Kaum fuhr er dem Haus entgegen, kamen sofort die drei
Jungen angerannt, gefolgt von dem Hund. Sie winkten schon von weitem. Er
stoppte, sprang aus dem Wagen und hielt seinen Sohn im Arm ungeachtet des
getrockneten Schlammes auf dessen Körper. James hingegen plapperte die ganze
Zeit, da er seinem Baba ja sooo viel berichten musste.
Theresa erschien in der Tür und blickte verblüfft auf die
Frau, die etwas verloren neben dem Auto stand. Sie eilte die Stufen hinab.
„Jambo, ich bin Theresa Sinclair.“
„Evelyn McShils, aber sagen Sie ruhig Eve. So nennen mich
alle.“
William drehte sich nun um. „Theresa, Miss McShils bleibt
einige Wochen bei uns, bis sie eine Passage nach Great Britain bekommt.
Momentan ist alles ausgebucht. Viele wollen zurück. So njamas, nun geht
spielen. Je, Baba yupo wapi?“, fragte er Karanja. Der deutet irgendwo hin, so
entging ihm der böse Blick, den Theresa der Frau zuwarf.
„In einer Stunde gibt es Essen, lauft nicht so weit weg“,
rief Theresa den drei Kriegern noch nach.
„Theresa, kümmerst du dich bitte um unseren Gast? Ich will
noch kurz zu Ndemi und Karega. Lokop kann beginnen, den Wagen zu entleeren. Bei
den großen Sachen helfe ich ihm später.“ Schon eilte er weg, zog sein Hemd aus,
das er über den Zaun warf. Er begutachtete seine Rinder, lief zufrieden weiter,
da erblickte er schon einige Männer, unter ihnen seine Freunde.
Ndemi drehte sich um. „Bwana ist zurück. Wo ist mke?“
„Auf dem Wasser. Jambo! Was gibt’s?“
„Wir bauen neuen mto.“
„Ihr baut was?“
„Wir überlegt haben. Bwana immer alles machen verwirrt.
Wir auch machen nun verwirrt und bauen mto. Da kommen maji bis hinten und alles
feucht. Maji gehen weg, wenn zu viel. Njoo!“, winkte ihn Karega. Er folgte den
Männern und hörte zu, was ihm Karega erklärte. William nickte, da er diese Idee
auch gehabt hatte, aber wegen der vielen Arbeit verwerfen musste.
„Ndiyo, alles sehr gut durchdacht, nur wer soll das
graben? Der tiefere Boden ist steinig, teilweise knochenhart. Da haben wir
Monate zutun und den Rest müssten wir vernachlässigen.“
„Falsch. Wir machen mit Pflug locker. Genau eine Spur.
Dann wir fangen hinten an. Erde wird verteilt, da alles leer. Steine werden wir
auf Rand werfen und später in Bett. Wird nicht gespült weg, wenn viel masika
kommen.“
„William, das ist danach lose und das können Jungen
hinausschaufeln. Keine schwere Arbeit. Du haben danach die Möglichkeit, die
hinteren Felder ebenfalls besser zu bewässern.“
„Wir gestern in kijiji Probe gemacht und gut.“
„Ndiyo. Karega hat Recht, es ist leicht und wir haben nur
einen Tag gebraucht, um das hintere Kartoffelfeld mit dem mto zu verbinden.
Schon haben wir dort Wasser. Die wanawake heute Graben ziehen.“
„Na gut, wenn ihr meint. Bauen wir mto. Karega, du
kümmerst dich darum. Für die nächsten Wochen musst du nichts anderes machen.
Wirst du Chef von Karega-mto. Wenn wir Glück haben und es Ngai gut meint, kommt
bald masika.“
Er schlenderte zurück, da die Dämmerung aufzog, sperrte
die Hühner ein, rief den Hund. Nun kam das Schlimmste für ihn, da er seinem
Sohn beibringen musste, dass Mary für immer fort war. Er konnte nicht
abschätzen, wie der kleine Knirps das aufnehmen würde. Er hatte seine Mamaye
sehr gern gehabt.
Von der Veranda hörte er James laut lachen, dazwischen das
leisere Kichern von Theresa und die Stimme dieser Frau.
Er trat leise näher und blieb verblüfft stehen, da die
Frau auf dem Boden saß, das Gesicht ockerrot verfärbt war und sein Sohn gerade
die Besucherin umrundete, dabei irgendwelche Wörter vor sich hinmurmelte, dabei
jedoch mehr lachte, als redete.
„Was macht ihr
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