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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Sofort! Sofort oder willst du ins Gefängnis? Pack den Krempel zusammen.
Bist du in zehn Minuten nicht fertig, gibt es kein Zurück mehr. Dann zeige ich
dich wegen Diebstahl an.“ Schon krachte hinter ihm die Tür zu. Er suchte das
Zimmer von Miss McShils, klopfte.
    „Jambo … eh, guten Tag. Sind Sie in zwei Stunden fertig?
Ich würde Sie gern zum Essen abholen.“
     
    William atmete erleichtert auf, als er das Hafengelände
verließ. Marys Sachen waren bereits auf dem Schiff und in wenigen Stunden würde
sie das Land verlassen. Das hätte ich schon vor einem Jahr machen sollen, dann
würde Ann noch leben. Nun konnte er den Abschnitt seines Lebens als erledigt
abhaken. Theresa würde auch bald verschwinden und er hatte seine alte Ruhe
wieder, konnte mit James zufrieden leben.
    Nach dem Mittagessen zeigte er der jungen Frau Teile der
Stadt. Sie schaute sich in den Läden um, bestaunte manche Dinge, fragte nach,
wenn ihr etwas unbekannt war. William amüsierte sich, da sie ihm partiell wie
ein Kind vorkam. So neugierig, fragend, lachend. Nur wenn sie sich unbeobachtet
fühlte, bemerkte er die Schatten der Trauer in ihrem Gesicht.
     
    Am Nachmittag fuhr er zum Hafen, da er wissen wollte, ob
Mary auf dem Schiff geblieben war. Der große Pott verließ gerade den Hafen. Sam
bestätigte ihm, dass sie auf dem Schiff sei und nun war er nicht nur
erleichtert, sondern glücklich. Das Kapitel Ehe war damit endgültig
abgeschlossen. Nun würde Theresa als nächstes von seiner Farm verschwinden und
endlich kehrte bei ihm Ruhe ein.
     
    Am Abend verabschiedete Miss McShils sich nach dem Essen,
da er ihr gesagt hatte, dass er bereits im Morgengrauen aufbrechen wollte.
Zuhause wartete Arbeit auf ihn und sein Sohn fehlte ihm, obwohl er das nicht
erwähnte.

*
    D ahingleitende Wolken sprenkelten den Himmel, wie
um einen Farbkontrast zu schaffen. An diesem Tag konnte man die schneebedeckte
Kuppe des Mount Kenya, in der Mitte des Landes, nach den Kikuyu: Der Thron
ihres Gottes Ngai wa Kirinyaga, sehen, obwohl der fast hundert maili entfernt
war.
    Sie fuhren über Schotterpisten und ihr kam das alles wie
das Eintauchen in eine andere Welt vor und sie fühlte sich oft wie verzaubert,
als wenn sie durch eine Traumlandschaft fahren würden. Das war für sie ein Teil
des ursprünglichen Landes, das war es, was sie sehen und erleben wollte. So
hatte es Philip in seinen Briefen immer beschrieben. Es stimmte bisher alle,
was sie über das Land wusste und begeistert hatte. Deswegen hatte sie alles
hinter sich gelassen, das Abenteuer gewagt.
    Menschen zogen alte Karren, die mit Waren für den Markt
beladen waren. Männer, oftmals barfuß, schlenderten gemächlich die staubigen
Straßen entlang, wurden von Staubwolken eingehüllt. Frauen in bunten,
unförmigen Kleidern, mit einem Turban auf dem Kopf, darauf einen Korb
balancierend, ein Baby auf dem Rücken, bummelten, als wenn sie alle Zeit der
Welt hätten. Manchmal sah man Männer am Straßenrand sitzen, schlafen.
    Da stolzierten oder flitzten wilde Tiere über die
Fahrbahn. Manche glotzten zu ihnen, als wenn sie empört wären, dass sie ihren
Weg kreuzten.
    Dann erreichten sie den Äquator, der mit Schildern: Kenya
- This sign is on the Equator, gekennzeichnet war. Sie fuhren weiter, bogen
Richtung Isiolo ab. Nirgends gab es Straßenschilder, Verkehrshinweise und allein
hätte sie sich hoffnungslos verfahren, dachte sie amüsiert. Die Straßen wurden
immer schlechter, löchriger, holpriger. Dafür war die Luft irgendwie frischer.
Sie jubelte, wenn sie an Wildtieren vorbeifuhren, war beeindruckt, als sie in
der Ferne eine Zebraherde entdeckten.
    William fand ihr Freudenausbrüche, ihre vielen Fragen
amüsant. Es verkürzte ihn auch die Zeit.
    Er hielt kurz an. „Sie haben eine perfekte Tarnung durch
ihre Streifen. Außerdem heißt es, dass die Tsetsefliegen dadurch nicht an die wanyama
herangehen. Die Streifen verwirren sie irgendwie.“
    „Das sind die Fliegen, die Malaria übertragen, nicht
wahr?“
    „Ndiyo! Gerade in den Regenperioden sind die mehr als
lästig.“
    Er fuhr weiter. Immer wieder betrachtete er sie von der
Seite. Sie sah wunderschön aus und irgendwie konnte er sich nicht sattsehen.
Die Haare hatte sie heute zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und das ließ
sie wie ein junges Mädchen wirken. Heute trug sie ein Sommerkleid mit einem
weiten Rock. Der gerade Ausschnitt ließ ihren Hals länger erscheinen. Sie hatte
lange schmale Finger und er stellte sich vor, wie

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