Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
Vom Netzwerk:
obwohl sie das bestimmt nicht nötig
hat.“
    „Sie tut nur so, um sich bei dir einzuschleimen und wie
man sieht, mit Erfolg. Sie wollte nur kurz bleiben und ist nun schon Wochen
hier. Immer wieder erfindet sie eine Ausrede, um ihr Hiersein noch
hinauszuschieben. Wie ich sagte, eine arme Abenteuerin, eine Herumtreiberin,
die dich umgarnt, sich kurz in dein Bett legt, wie eine von diesen
Prostituierten. Die ist doch froh, dass sie ein Dach über dem Kopf hat, diese dahergelaufene
Person. Keiner weiß, wo die herkommt, was die für eine ist. Wahrscheinlich eine
von diesen Weibern, die einen Kerl suchen, der sie aushält. Eventuell sogar
eine gesuchte Verbrecherin, die sich schnell aus dem Staub gemacht hat.“
    „Sei vorsichtig was du über wen äußerst, sonst bekommst du
reichlich Ärger. Du redest nur Blödsinn. Eve hat Geld, da sie ihre Farm
verkauft hat. Sie ist nicht meine Geliebte, lag noch nie in meinem Bett.
Behaupte keine Lügen. Du gehst mit Marvin ins Bett, obwohl ihr nicht
verheiratet seid. Prostituierte? Spiel dich daher nicht als Moralapostel auf,
weil das verlogen ist. Am besten bleibst du gleich bei ihm. Nimm deine paar
Klamotten mit und ich habe endlich meine Ruhe. Du hast dich lange genug bei mir
eingenistet.“
    „Sie hat Geld?“
    „Ja, sie hat ihre Farm verkauft, als sie in die Kolonie
kam.“
    „Wie viel hat sie denn? Hat sie das etwa mit hier?“
    „Ich glaube kaum, dass dich das etwas angeht.“
    „Da kann sie etwas zu ihrem Lebensunterhalt beitragen. Sie
soll das gut verstecken, damit es ihr nicht gestohlen wird. Deswegen meine
Frage.“
    „Sie arbeitet, und zwar reichlich. Spinnst du? Verschwinde
und bleibe am besten gleich bei Marvin“, schickte er sie in ihr Zimmer. Diese
Frau nervte mit ihrem blöden Getue.
     
    Eine Woche nach dem Gespräch war Theresa weggefahren.
    William bemerkte erstaunt, dass der Haushalt so perfekt
weitergeführt wurde, als wenn seine Schwägerin anwesend wäre. Im Haus herrschte
lachen, Fröhlichkeit vor. Eve, wie sie Evelyn alle nannten, lernte von James
und Sabiha Kisuaheli. Besonders seinen Sohn amüsierte es, wenn sie die Wörter
verwechselte, Satzstellungen vertauschte. Etwas erstaunt hörte er von Karega
und Ndemi, wie Evelyn einigen Mädchen und jungen Frauen im Dorf Rechnen und
Schreiben beibrachte, diese ihr wiederum zeigten, wie sie Brot herstellten.
Selbst Kinjija, die Medizinfrau tauschte sich mit der Engländerin über dawa,
Medizin aus.
    Sie molk morgens die Kühe, stellte selber Butter und Käse
her und zum ersten Mal aß er in seinem Leben Quarkkuchen. Besonders Lokop
redete tagelang nur noch über diesen Kuchen. Als sie noch Gebäck backte, hatte
sie das Herz aller Kinder erobert. Selbst Karega und Ndemi waren von ihr
angetan. Sabiha kam blendend mit ihr aus. Die beiden Frauen verstanden sich vom
ersten Moment an, als wenn sie sich ihr Leben lang kennen würden.
    Eve eroberte alle sofort mit ihrer Natürlichkeit, ihrer
Hilfsbereitschaft und ihrer anscheinend angeborenen guten Laune, dabei hielt
sie sich stets im Hintergrund, fiel niemals lästig.
     
    Sie saßen abends zusammen, Fahari lag vor Williams Füßen,
schlief. Tamu, das Leopardenweibchen war auch wieder einmal aufgetaucht, lag
etwas entfernt, ebenfalls schlafend. Er betrachtete die beiden Tiere. Tamu war
zweimal so groß wie der Hund, aber trotzdem ging sie dem Frechdachs aus dem
Weg. Der hatte ständig Dummheiten im Kopf, wollte toben, spielen, nur das
wollte sie nicht. Wenn sie sich in eine Astgabel zurückzog, stand er bellend
unten. Er hatte sich schon öfter gewundert, dass Tamu nicht zuhaute, so wie sie
es bei ihren beiden Geschwistern tat.
    „Wie ist es zu diesem Trouble gekommen?“, riss ihn Eves
Stimme aus seiner Betrachtung. „Die Einheimischen waren doch sehr viele Jahre
friedlich.“
    „Es hat sich peu á peu aufgebaut. Die britische und
deutsche Regierung vereinbarten 1886 ihre Einflusssphären in Ost Afrika, der
größte Teil der heutigen Kolonie fiel an die Briten. 1887 erhielt eine
britische Vereinigung vom Sultan von Sansibar Konzessionsrechte für die Küste
Kenyas. Der Verein wurde 1888 zur Imperial-British-East-Africa-Company.
Finanzielle Schwierigkeiten führten bald zur Übernahme durch die britische
Regierung. Diese gründete 1896 das East-Africa-Protektorat. 1895 bis 1901 wurde
zwischen Mombasa und Kisumu, eine Stadt am Lake Victoria, eine Eisenbahn
gebaut, die den Handel mit dem Landesinneren und Uganda erleichtern sollte.
1903 etablierten sich die

Weitere Kostenlose Bücher