Weisse Haut - Schwarze Haut
Zimmer im Norfolk Hotel genommen. Auf
dem Parkplatz standen die Autos der Weißen, Mercedes neben Cadillac, Rover
neben Ford. Wenige Meter entfernt saßen zwei schwarze Frauen und stillten
ungeniert ihre Kinder, eine dritte Frau füllte gerade aus dem Wasserhahn, die
überall aufgestellt waren, ihre Kalebasse. Vom nahe gelegenen Kirchturm schlug
es gerade zwei, als sie ausstiegen.
Zwei Askari in Uniform traten zu den Frauen, sprachen
diese an, was sie jedoch nicht verstanden. Wahrscheinlich wollen sie die
Ausweise sehen, dachte William. Es hatten wiederholt auch Frauen versucht, eine
Bombe oder dergleichen in Gebäude der Weißen zu schmuggeln, deswegen war man
nun besonders vorsichtig.
„Gehen wir hinein.“ William hob James auf den Arm, legte
die andere Hand auf Eves Schultern.
„Es ist irgendwie bedrückend“, stellte Theresa fest.“
„Ndiyo, finde ich.“
„Schlimmer als auf der Farm“, fügte Eve hinzu. „Dort
bekommt man von diesen Scheußlichkeiten nur wenig mit.“
„Genießen wir trotzdem die Tage. Wir werden uns verwöhnen
lassen, einkaufen gehen und Theresa freut sich sicher schon auf Marvin.“
„William, bitte!“, rügte diese. „Nimm den Arm von der
Frau. Was sollen denn die Leute denken? Es ist schon skandalös genug, dass ihr
in einem Zimmer schlafen wollt. Nimm du mein Zimmer und ich schlafe bei Evelyn,
sonst denken die Menschen noch, sie wäre … na ja, du weißt schon … so eine von
der …“
„Bestimmt nicht. Zügel deine Ausdrucksweise.“
„Evelyn, du kannst morgen deine Schiffspassage buchen.
Eventuell brauchst du gar nicht zur Farm zurück und kannst sofort weiter nach
Mombasa fahren. Deine paar Sachen sind ja nicht so wichtig und deinen
Schrankkoffer hast du ja angeblich in Mombasa gelassen. Wer weiß, ob es den
überhaupt gibt.“
„Theresa, halte dich da bitte heraus. Eve bleibt noch eine
Weile, weil es meinem Sohn und mir sehr gefällt. Den Schrankkoffer gibt es.
Hast du miese Laune oder was soll dein dummes Gerede? Verschwinde in dein
Zimmer. Wenn Marvin kommt, bist du wahrscheinlich wieder normal. Du solltest
eventuell zu ihm ziehen.“
„William, sie hat Recht. Ich muss wirklich …“
„Hapana!“
„Du bleibst bei uns“, James nun, „und gehst nie wieder
weg. Ich hab dich sooo lieb.“
„Du siehst, du darfst uns nicht verlassen, weil wir dich
sooo lieb haben“, William schmunzelnd.
Wutentbrannt stürmte Theresa voraus, während sie langsamer
folgten.
Überall aber schien es nur das eine Thema zu geben: Wie
lange würden sich die Engländer noch die Bedrohung der Mau-Mau gefallen lassen,
bevor sie massiv mit großem militärischen Aufgebot aus der Heimat
zurückschlagen würden? Man hatte gehofft, dass mit der Inhaftierung von Jomo
Kenyatta Ruhe einkehren würde, aber genau das Gegenteil war geschehen und die
Briten standen der Mau-Mau-Bedrohung ziemlich hilflos gegenüber.
William hoffte immer noch, dass die Briten endlich ein
Einsehen haben würden und es zu Verhandlungen kam.
Viele Engländer fragten sich, ob sie nicht besser
schnellstens das Land verlassen sollten. Einige hatten bereits das Handtuch
geworfen, die Farm für einen Spottpreis verkauft. Andere hatte die Wut, den
Hass der Mau-Mau am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Da wurde das Vieh
bestialisch verstümmelt. Das Schreien der meistens nur verwundeten Tiere hallte
ihnen noch wochenlang danach in den Ohren. Farmen hatte man niedergebrannt, ja
sogar Angehörige, Bedienstete getötet, und zwar auf grausame Art und Weise.
Oftmals versetzte man jedoch die Weißen nur mit der Tötung eines Hundes schon
in Angst und Schrecken. Die Mau-Mau säten das Misstrauen, den Hass zwischen
Schwarz und Weiß. Viele wussten nicht, ob sie dem Koch, dem Boy, der jahrelang
die Kinder des Mabwana aufgezogen hatten, noch trauen konnte. Zu oft hatte sie
gehört, dass gerade auch solche Leute bereits eingeschworen waren. Andere
Bedienstete waren nicht zu Arbeit erschienen, aus Angst, dass man sie dafür
bestrafen würde, weil sie für einen wazungu arbeiteten. Keiner konnte mehr
beurteilen, welche von den vielen, teilweise abscheulichen Schauergeschichten
wahr waren.
Frauen liefen nun mit umgeschnalltem Pistolengürtel herum,
schossen schon bei den kleinsten Geräuschen. Alle waren nervös. Treue farbige
Bedienstete hatten Angst, dass sie von Angehörigen der Mau-Mau getötet wurden.
Ihr Kampf richtete sich nicht nur gegen die Weißen, sondern zudem gegen
Afrikaner, sofern die sich nicht dem
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