Weisse Haut - Schwarze Haut
ihm
so vor. Die Wunden an seinen Händen waren aufgeschabt, die Blasen bluteten, da
er sich die ständig an irgendwelchem Gesträuch erneut aufratschte. Dazu
summierten sich tausende Moskitos, neben anderen Viechern, die sie
umschwirrten, kitzelten und stachen.
Nicht der kleinste Erfolg war bei der Suche zu
verzeichnen. Dort, wo sich angeblich eine größere Gruppe Mau-Mau aushalten
sollten, war niemand. Es gab nicht die geringste Spur von ihnen. Sie
durchkämmten systematisch das Gebiet, aber es existierten keinerlei Hinweise,
dass in den letzten Wochen überhaupt Menschen hier gewesen waren. Das senkte
ihre Laune auf den Nullpunkt. Morgen wollte man nach Osten vordringen, und
falls man da ebenfalls nichts und niemand vorfand, zurückgehen. Anscheinend
waren die Informationen falsch gewesen, ärgerten sich alle, da zuhause die
Arbeit wartete.
*
T ag sechs war angebrochen und gestern Abend hatte
man zum ersten Mal eine Spur der Mau-Mau-Kämpfer gefunden. In einem weiten
Bogen wollte man heute das Plateau, auf dem sie sich versammelt hatten,
umrunden und angreifen. Sie hatten dort anscheinend zwei Holzunterstände
aufgebaut, wie man durch das Fernglas hatte erkennen können. Sie hatten
ungefähr dreißig Männer und sieben Frau gezählt, dazu fünf, sechs Kinder. Sie
hatten vor ihrem Aufbruch schon die Vorgehensweise besprochen und entsprechen
zogen die drei Gruppen nun durch den Wald. Michael und John Sommerthen, Roger
Hansher, Greg Timpson, Ndemi, Karega und Samuel waren bei ihm. Meistens lief
einer der drei Schwarzen vorneweg, da sie die Fährten besser lesen und deuten konnten.
Sie wollten keine böse Überraschung erleben. Die Guerillakämpfer schienen sich
hier oben völlig sicher zu fühlen, da sie zwei große Feuer entfacht hatten.
Zwei Stunden später waren sie nahe vor ihrem Ziel und nun
achtete man auf jedes Geräusch, versuchte selbst, so leise wie möglich
aufzutreten.
William blickte auf die Uhr und atmete erleichtert auf.
Sie mussten nur etwa zehn Minuten warten. Er gab den anderen ein Zeichen und
alle hockten sich gut versteckt hin, wartend.
Wie immer in solch einer Situation schien die Zeit zu
kriechen. Irgendwelche Viecher krochen in die Stiefel. Tropfen nässten seine
Haare, ließen die Finger feucht werden. Abermals schaute er auf die Uhr. Immer
noch drei Minuten. Er hockte sich nun hin, bereit loszulaufen und schaute zu
seinen beiden Freunden, gab ihnen ein Zeichen, dass es losgehen würde.
William konnte sich später nie erklären, was es war, aber
er spürte Eiseskälte, Angst und im selben Augenblick reagierte er bereits.
„Damned, ein Hinterhalt“, brüllte er laut, rollte in ein
Gebüsch. „Michael, warn die anderen. Es reicht, wenn wir draufgehen müssen.“
Von überall hörte er Gewehrschüsse. „Ndemi, Karega, legt
euch flach hin und bewegt euch nicht.“
„Dawa ya moto ni moto. Kimwa kemuiyot konegit kome kole
maame chito ne kabara ago aame chito ne kaing'eta eng ole kaung'ekei“, hörte er
Karega Stimme.
Er hat Recht, dachte William. Man bekämpft Feuer mit
Feuer. Ich verurteile nicht den, der mich getötet hat, aber den, der mein
Versteck verraten hat. Ich werde den töten, der ihn getötet hat. Nur, wer hatte
sie verraten? Später, sagte er sich. Er blickte auf, sah zwei Männer, sprang
auf und schoss und beide sanken wie im Zeitlupentempo zu Boden. Gleich warf er
sich erneut zu Boden. Er starrte nach vorn, versuchte auf jedes Geräusch zu
achten und dann erblickte er ihn. Er sah nur die Beine, aber er wusste
instinktiv, wer es war. Rechts und links von dem Mann tauchten nackte braune
Beine auf. Er zählte neun Menschen.
Verschiedentlich hörten man Gewehre bellen und in seiner
Nähe schlugen Kugeln ein. Erneut sprang er auf und zielte auf die Gruppe, warf
sich dann abermals in den Dreck, robbte schnell etwas nach links weg. Er drehte
sich seitlich, weil er sein Gewehr laden musste.
Vorsichtig spähte er hoch, aber kaum hatte er seinen Kopf
ein wenig erhoben, erklang Gewehrfeuer und schnell drücke er sich in den
morastigen Boden, fluchte unhörbar. Irgendwo röchelte ein Mann hinter ihm. Nun
vergaß er alle Vorsicht, drehte sich leicht und sprang hoch, schoss irgendwohin
und rannte zu dem Geräusch. Vom Donner gerührt blieb er wie angewurzelt stehen,
als er seinen Freund erblickte.
„Roger, Michael, upesi. Ich brauche Hilfe. Schnell!“,
brüllte er durch den Wald, warf sein Gewehr beiseite und kniete schon neben
Karega.
„Nilikuwa na bahati
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