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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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holte aus und schlug den Mann voller
Wucht ins Gesicht.
    „Wo ist dein Freund, der alte Kerl im Affenfell?“
    „Der wird dich finden und töten, mzungu. Sag meinen Baba,
er wird seine Freundschaft mit dir bereuen. Es gibt viele wie mich und die
werden dich töten, deine watoto, euch alle.“ Mit aller Kraft spukte er William
ins Gesicht. Der holte aus und der nächste Faustschlag traf den Kiefer des
Mannes, danach erhob er sich, schaute auf ihn herab. „Ich wünsche dir einen
schönen Tag und dass du langsam krepierst.“ Er trat ihm nochmals in die Seite,
dass der laut aufstöhnte, dann entfernte er sich.
    Er spürte die Schmerzen an seinem linken Arm, der Seite
und allmählich registrierte er, dass das Warme, was er auf seiner Haut fühlte,
Blut war. Trotzdem lief er zu der Lichtung, erblickte Ndemi, der neben Marvin
stand. Beide schienen unverletzt.
    Er ließ sich wenig später hinfallen, zerrte an seiner
Jacke, da stand Ndemi schon neben ihm. „Bist du verletzt?“
    „Ndiyo!“
    „Er ist als njamas gestorben und Ngai wird ihn belohnen.“
    „Damned, er war dein Freund, mein Freund. Er war 33 und
hat vier watoto, sein Leben noch vor sich. Was bist du für ein gefühlloser
Mensch? Es ist nicht irgendwer, es ist Karega, der tot ist. Unanielewa? Er ist
tot, tot, tot. Amekufa, amekufa, amekufa! Unanielewa? Rafiki langu ni amekufa!
Karega ni amekufa!“
    „Lass dich verbinden“, lenkte Roger ab, kniete sich neben
ihn. „Du blutest an der Seite. Los, zieh den Pullover aus. Ndemi, hol mir
Wasser.“
    „Wo ist Ngumo?“, erkundigte er sich fast flüsternd.
    „In wenigen Stunden bei den fisi im Bauch.“
    „Ist er tot?“
    „Nein, die Freude wollte ich ihm nicht machen. Das
besorgen die fisi. Ich töte nicht so einen Verbrecher. Er hat hinterrücks
Karega erschossen, in den Rücken, nur weil er mit mir befreundet war.“
    „Das ist Krieg. Pass auf, es tut weh.“
    William biss die Zähne zusammen, während er da irgendetwas
darauf pinselte, dann verband er den Arm.
    „Ist nicht sehr tief.“
    „Das war mein letzter Einsatz. Ich gehe nicht mehr mit.“
    Ndemi kam mit Wasser und wusch das Blut ab, danach verarztete
Roger noch seine Seite. Der Stich war jedoch nicht lebensbedrohend. William
erhob sich, trank Wasser und zog die stinkenden Sachen über.
    „Hast du meinen Bruder gesehen? Er ist nirgends, aber ich
habe ihn vorhin erkannt.“
    „Nein! Hast du Sehnsucht nach diesem Kerl? Wusstest du
vorher, dass der hier oben ist?“
    Er wandte sich ab, war immer noch wütend, wie Ndemi den
Tod seines Freundes aufgenommen hatte. Das vergaß er kurze Zeit darauf. Nun
überwog die Trauer. Der Verlust seines Freundes lastete schwer auf ihn und dazu
kamen die Schuldgefühle. Beides wütete in seinem Inneren und er fragte sich,
wie er das Wakiuru, den vier watoto sagen sollte.
    Er schaute sich heute unbeteiligt die Leichen von drei
Männern an, die man bestialisch verstümmelt hatte. Sie hatten es verdient,
sagte er sich. Sie haben es alle verdient. Warum ausgerechnet Karega? Der hatte
nie etwas Böses getan, anderen geholfen. Warum?

*
    D ie Stimmen und Geräusche der Nacht, der Dunst über
dem Wasser, die Düfte, das Rascheln der Blätter im harmonischen Klang, die
zärtlichen Liebkosungen des Windes, nahm er nicht war.
    Er war seit Wochen zurück, aber er konnte den sterbenden
Karega in seinen Armen nicht vergessen. Er war am liebsten allein, wollte mit
keinem sprechen, keinen sehen. Selbst Eve nicht.
    Er wachte nachts schweißgebadet auf, sah vermischte Bilder
vor sich: Karega und Ngumo, beide tot, dazwischen andere, fremde Gesichter,
Blut, Tote und immer wieder Karega.
    Theresa hatte Verständnis für seine Gefühle und Eve daher
aufgefordert, dass sie ihn für eine Weile allein ließ. Er war froh, dass Eve
aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen war und nun bei Jane schlief. Sie
sollte seine Albträume, seine Schweißausbrüche, aber auch seine Tränen nicht
sehen. Selbst ihre Nähe war ihm unangenehm, hatte er als störend empfunden.
Selbst die Kinder hielt Theresa von ihm fern, besonders seine Tochter, die
ständig etwas wissen wollte, angerannt kam. Er war froh, dass Theresa da war.
Sie zeigte Einfühlungsvermögen, kümmerte sich im Haus darum, dass die Arbeiten
erledigt wurden, und sorgte dafür, dass alles reibungslos verlief, ohne dass
man ihn belästigte.
    Sein gebrochener Arm war inzwischen geheilt, obwohl er
noch schmerzte, wenn er zupackte. Selbst das war nebensächlich. Was war ein
gebrochener

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