Weisse Haut - Schwarze Haut
spielen. So hatte er auch Ngatia
kennen gelernt. Obwohl sich der mächtige Löwe heute nicht von ihm streicheln
ließ, er verjagte ihn nicht, wenn er mit seinen Kindern spielte. Nun war
weiterer Nachwuchs da und er wollte die watoto wa simba zu gern persönlich
begrüßen. Das musste nun bis nach seiner Rückkehr warten.
„Schaut mal, da drüben die pofu und die punda milia. Sie
fressen ruhig, weil sie wissen, die simba jagen jetzt nicht.“
„Baba, fährst du auch weg?“
„Ndiyo, morgen früh. Ihr drei bleibt so lange bei Mamaye
oder im Dorf. Keine Besuche bei den simba, versprochen njamas?“
„Ndiyo!“, erklang es im Chor.
„Ndege fährt euch zur shule und holt euch ab. Wenn etwas
sein sollte, wartet ihr dort. So, fahren wir zurück, da Mamaye Kuchen backen
wollte. Er ist bestimmt schon fertig. Ich muss noch packen.“
„Fahren wir dann später zu Doug?“
„Ndiyo, wenn ich zurück bin. Es tut mir Leid, dass wir das
verschieben müssen. So kannst du dich aber länger darauf freuen.“
„Theresa kommt aber nicht zurück?"
„Hapana! Theresa war zu dir immer sehr lieb.“
„Nie! Jane hat sie gehauen, genauso wie Mamaye. Ich will,
dass die nie mehr herkommt.“
Er blickte zu James, der ihn mit schwarzen Augen zornig
anblickte und lachte. „Njamas, sie ist ja fort.“
*
D as Jahr 1954 und die bisherigen Monate des Jahres
55 waren mehr als gut für die Shrimes-Farm und die angrenzenden Kikuyu und
Samburu verlaufen. Es gab drei reichhaltige Ernten; die Speicher und Brunnen
waren gefüllt. Er liebte sein Leben mit seiner Familie, seinen Freunden. All
die schlimme Zeit und der Ärger waren vergessen. Der einzige Wehmutstropfen
waren die anhaltende Mau-Mau-Bedrohung und seine regelmäßigen Gänge in die
Berge um Guerillakämpfer zu jagen. Er hasste das Töten inzwischen förmlich.
Er schaute sich um, als er Marvins Wagen erblickte und
kurze Zeit darauf Theresa aussteigen sah. Er runzelte leicht die Stirn. Seit
dem Vorfall kurz vor Weihnachten 1953, dem anschließenden Streit, hatte er sie
nicht mehr gesehen und das sollte so bleiben. Es waren schöne 21 Monate
gewesen, ohne Stress.
Er legte den Hammer beiseite und schlenderte zu dem Paar,
begrüßte beide, rief nach Eve, die abrupt stehen blieb, als sie die Frau
erblickte, dann beide freundlich willkommen hieß.
Sie setzten sich.
„William, kann Theresa bei euch bleiben? Augenblicklich
ist Nyeri bevorzugtes Gebiet der Mau-Mau.“
„Hapana! Kann sie nicht zu Roger?“
„Sie versteht sich nicht sonderlich mit Claire.“
„Marvin, so stimmt das nicht. Sie will lieber allein
werkeln und nimmt meine Ratschläge nicht gern an.“
„Soll sie nach Nairobi oder sonst wo hin. Ich lebe mit
meiner hinreißenden Frau in aller Ruhe und dass soll so bleiben. Ich habe kein
Hotel, wo jeder Unterschlupf findet.“
„Es ist ja nur für ein paar Tage“, bettelte Theresa,
schaute William bittend an. Der blickte zu Eve, die nichts dazu sagte.
„Evelyn, wir haben uns immer sehr gut verstanden und ich
habe dir viel geholfen, damit du nicht alles allein machen musst. Auf Williams
Farm gibt es reichlich zu tun und mit diesem Mädchen hast du bestimmt viel
Arbeit. Ich weiß noch, als James so klein war, dass ich ständig aufpassen
musste. Wo ist mein Sonnenschein eigentlich? Meine Junge wird mich sehr
vermisst haben.“
„Er ist nicht dein Junge, da du nur seine Tante bist und
hapana, er hat dich nicht vermisst.“
Jane kam angerannt. Er setzte sie auf seinen Schoß und er
reichte ihr einen Keks.
„Eure Tochter entwickelt sich zu einer Schönheit“, stellte
Marvin schmunzelnd fest.
„Sie ist ein kleiner niedlicher Wildfang, nicht wahr,
malaika?“
Sie aß ungerührt weiter, während ihr William über die
langen, leicht gelockten dunkelbraunen Haare streichelte, die langen Ohrringe
daraus befreite.
„Von William hat sie nichts“, klang es gehässig von
Theresa. „Bei unserem James sieht man, wer der Dad ist. Die Haare müssten
ordentlich frisiert und geschnitten werden. Hoffentlich hat sie keine Läuse.“
„Keiner hat dich vermisst und erspar uns deine blöden
Äußerungen. Jane ist das Ebenbild von James, Eves und meinem Sohn. Theresa, wir
kommen sehr gut allein zurecht und es ist nicht meine Farm, sondern sie gehört
Eve und mir. Ich habe Nein gesagt. Es ist zu viel geschehen. Dein Benehmen,
dein Diebstahl, deine miese Art meiner Frau gegenüber waren zu viel.“
„Na gut, fahre ich sie nach Nairobi“, seufzte Marvin auf.
„Dann
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