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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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mbaya!“
    „Rafiki langu, halt durch. Du kannst mich nicht allein
lassen.“ Er zog seine Jacke aus, schob sie dem Freund unter den Kopf.
    „Damned, schnell, ich brauche Hilfe, Verbandzeug“, brüllte
er erneut, während ihm die Tränen über die schmutzigen Wangen liefen.
    „Rafiki, es ist Ende… Pass auf meine watoto auf … Wakiuru
war … gute bibi. Angalia, Suijo, Ngumo, Theresa, Zuri.“
    „Du schaffst es. Lilikuwa kosa langu Du musst es schaffen.
Ich brauche dich doch.“
    „Asante, Ndiyo basi! Ngai wartet. Rafiki langu, … schön
mit dir. Lebe … Karanja … weiter. Kwa … Kianduma …“ Seine Augen blickten starr
und William schaute ihn entgeistert, fassungslos an, bevor er ihm die
Augenlider schloss. Er weinte nun hemmungslos, zu unfassbar war es für ihn. Er
hörte nicht die Schüsse, bemerkte nicht die Gefahr, in der auch er sich befand.
    Er wusste nicht, wie lange er neben seinem toten Freund
hockte, da fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. „Sie ziehen sich zum
Plateau zu … Karega? Hat es ihn erwischt?“
    Er konnte nur nicken, war noch wie gelähmt.
    „Los William, du kannst nicht hierbleiben. Komm mit.“
    „Damned, lass mich“, brüllte er. „Hakumfanyia mtu ye yote
shari. Yeye ni rafiki langu. Was gehen mich die Mau-Mau an? Mein Freund ist
gerade gestorben. Er ist tot. Tot!“
    „Du kannst trotzdem nicht bleiben. Los, komm! Willst du
dich noch abknallen lassen? Meinst du, darüber würde er sich freuen? Trauern
kannst du später. Jetzt musst du wach sein, sonst liegst du nachher neben ihm.
Also schnapp dir dein Gewehr und komm. Denk an deinen Kinder, an deine Frau.
Denk an Karegas Kinder. Meinst du, er wollte, dass du auch stirbst?“
    William ergriff Karegas Hände, legte sie übereinander,
richtete dessen Oberkörper auf und lehnte ihn gegen einen Baum, damit er zum
Gipfel des Mount Kenya schauen konnte. „Kwa heri, rafiki. Ich werde dich nie
vergessen, njamas“, flüsterte er mit belegter, fremder Stimme.
    „Komm!“ Der reichte ihm die Jacke, schulterte Karegas
Gewehr, schaute ein letztes Mal zu seinem Freund, der aussah, als wenn er nur
schlafen würde. Nur er würde nie wieder die Augen öffnen.
    Er unterdrückte den Wunsch, sich neben ihn zu setzen,
folgte Marvin nach vorn, wo er die anderen sah, die im Abstand von zwei, drei
Meter vorwärts schlichen. Erst jetzt dachte er an Ngumo und er wusste, diesen
Kerl würde er heute töten. Der würde das Plateau nicht lebend verlassen,
genauso wenig wie Karega. Er schaute sich nach Ndemi um, der entfernt neben
Greg lief. Wusste er es schon? Fühlte er auch diesen Hass, aber gleichzeitig
auch den Schmerz des Verlustes in sich? Er spürte abermals die Tränen. Nicht
jetzt, sagte er sich. Nun will ich nur Ngumo töten. Der Hass verdrängte den
Schmerz; die Wut die Trauer. Er stürmte kopflos vorwärts, hörte nicht die
Männer rufen, hörte nicht die Gewehre, spürte nicht die Zweige, die ihm ins
Gesicht peitschten. Der Hass, der Wunsch zu töten war übermächtig, verdrängte
jegliches logisches Denken.
    Plötzlich fühlte er sich von hinten festgehalten. Ein Arm
umklammerte ihn wie ein Schraubstock und irgendetwas tat an seinem Arm weh. Er
stieß das Gewehr nach hinten und ein Knurren folgte.
    „Wazungu, du liegst gleich neben diesem Bwana-Freund“,
zischte der Mann leise und William wusste, wer es war. Er ließ das Gewehr
fallen, hielt schon sein Messer in der Hand, da fühlte er, wie er zu Boden
gerissen wurde. Sein Hass auf diesen Mann war zu stark, verlieh ihm ungeahnte
Kräfte.
    „Du Verbrecher, warum Karega? Er hat dir nie etwas getan.
Einen Mann aus dem Hinterhalt erschießen, das kannst du, aber du wirst nie
wieder jemanden töten“, raunte er leise, während er sich mit dem Mann im
Schlamm rollte.
    „Es werden noch viele wie er folgen und viele wazungu, bis
ihr alle verschwunden seid.“
    Ngumo umklammerte seinen Hals und er stach seitlich zu,
nicht tief, aber die Umklammerung löste sich leicht und mit einem Ruck richtete
sich William auf und schon rammte er dem Mann das Messer tief in den Bauch,
konnte gerade noch dessen Messer ausweichen, fiel seitlich und rappelte sich
sofort auf, stach nochmals zu. Der Mann japste, die Luft kam irgendwie pfeifend
aus seinem Mund.
    „Ich töte dich Gangster nicht, das können die fisi
besorgen“, brachte er nach Luft ringend heraus. Er kniete sich, sah auf Ngumo,
ergriff dessen Messer und warf es weit weg. Danach durchsuchte er dessen
Taschen, steckte die Munition ein. Er

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