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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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müssen wir los, sonst schaffe ich das nicht.“
    „Lass es. Ich bleibe in Nyeri. Wenn sie mich bestialisch
umbringen, habe ich eben Pech gehabt. William, du weißt genau, dass das alles
nur Missverständnisse waren. Das habe ich dir damals schon gesagt. Eve hat sich
da etwas eingeredet oder sie schwindelt bewusst. Eventuell ist sie eifersüchtig
oder will nicht, dass deine Schwägerin bei dir wohnt. Ich habe ihr stets all
die Arbeit abgenommen, damit sie Freizeit hatte. Das ausgerechnet dieses Kind
kam, als ich mich von der vielen Schufterei erholen musste, konnte ja keiner
ahnen. Von mir wurde ständig verlangt, dass ich greifbar bin. Ich fühlte mich
sooo elend, krank, hatte Fieber.“
    „Wieso warst du krank?“, erkundigte sich Marvin verblüfft.
    „Ich habe es keinem gesagt, weil ich niemanden zur Last
fallen wollte. Mir ging es so schlecht und ich war dazu sehr erschöpft.
Jahrelang hatte ich keinen freien Tag, da musste das passieren. Gleich werde
ich als Böse hingestellt.“
    „Dein dummes Gerede interessiert mich nicht. Nur
Unwahrheiten. Du hast davor mehr im Garten herumgelegen, als dass du mal die
Finger bewegt hättest. Theresa, erspar mir deine blöden Märchen. So meine
kleine Prinzessin, nun kannst du zu Ngina laufen. Schau, da kommt sie. Fahari,
du passt auf“, sagte er zu dem Hund, der hinter dem Mädchen hinterherlief.
    Die Zwei fuhren wenig später und er schaute ihnen nach,
froh, dass er sich nicht hatte überreden lassen.
    Den Abend genoss er mit Eve und es war ein wunderschönes
Zusammensein. Sie fehlte ihm jetzt schon.

*
    D as Mount Kenya Massiv liegt etwa 150 Kilometer
nordöstlich von Nairobi. Das Massiv gilt als der Thron des Ngai wa Kirinyaga,
der Gott der Kikuyu. Der Mount Kenya, Kirinyaga oder Kinyaa, wie ihn die
Einheimischen auch nannten, ist mit 5.199 Metern, der zweithöchste Berg in
Ostafrika. Sein Zentrum befindet sich rund 15 Kilometer südlich des Äquators.
Sie fuhren so nah wie möglich mit den Autos heran, da der Aufstieg noch
anstrengend genug sein würde.
    Zuerst schritten sie an Feldern vorbei. Da wurden Mais,
Kaffee, Ananas angebaut und im Westen gab es auch reichlich Viehwirtschaft. Nur
derzeit waren viele Weiden leer. Entweder hatten die Mau-Mau die Viecher schon
abgeschlachtet, oder die Farmer hielten sie im Stall. Sie wanderten aufwärts,
vorbei an mannshohen Sträuchern Johanniskraut, Farnen. Da stand das mehrere
Meter hohe Tussockgras, neben Wachholder und Zedern. Sie durchquerten einen
wunderschönen afroalpinen Regenwald. Begleitet wurden sie von Buschböcken,
Bongos, Waldschweinen. Colobusaffen. Paviane und Meerkatzen tobten aufgeregt in
den Bäumen herum und veranstalteten einen ohrenbetäubenden Lärm. Sie sahen die breiten
Pfade den die Elefanten hinterlassen hatten. Sie erblickten Kaffernbüffel und
waren zufrieden, dass sie weit genug entfernt von ihnen waren. Wenn diese
Spezis nervös wurden, konnten sie gefährlicher als manch ein Raubtier werden.
Die Begegnung von vor zehn Jahren mit diesen Viechern hatte er immer noch in
guter Erinnerung.
    Sie kamen am Anfang schnell vorwärts, da es jetzt im
September nicht regnete, trotzdem herrschte ein tropisch feuchtes Klima vor,
das sich durch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit auszeichnete.
    Der Boden wurde schlammiger, oftmals versanken sie tief
oder es war dermaßen rutschig, dass sie Mühe hatten, sich überhaupt auf den
Beinen zu halten. An Büschen und Sträuchern geklammert zogen sie sich hoch, bis
sie einigermaßen festen Tritt bekamen. Sie folgten einem Bachlauf, marschierten
leicht bergabwärts, bevor es erneut aufwärtsging. Noch mussten sie nicht
sonderlich vorsichtig sein, außer dass sie auf Tiere achtgaben.
    Sie marschierten zügig, schweigsam, hielten nie. Essen und
Trinken erledigten sie während des Marsches. Sie wollte heute noch zu einer
bestimmten Höhle kommen, dort die Nacht verbringen und morgen die
Guerillakämpfer aufspüren. Sie waren noch frisch, ausgeruht und guten Mutes.
Die anstrengenden Tage standen ihnen noch bevor.

*
    Z wei
Tage später sah das anders aus. Gestern Nachmittag war der Regen fast
wolkenbruchartig auf sie herab geprasselt und es war kälter geworden. Sie
trugen nicht nur nasse Kleidung, die völlig mit Schlamm verdreckt war, sondern
sie froren. Ihnen taten alle Knochen weh und jeder Einzelne hatte sich kleinere
Blessuren zugezogen. William schmerzte zusätzlich noch der Rücken. Er hatte
tagelang Felder umgepflügt und spürte nun jeden Wirbel, jedenfalls kam es

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