Weisse Haut - Schwarze Haut
der Mabwana? Du wärst ein guter njamas gewesen, wenn auch ein
bisschen mit zu heller Haut.“
„Meine Haut ist fast so schwarz wie deine, alter nugu.
Komm trinken wir noch ein beer und gehen dann schlafen. Bin ich froh, dass du
eine große thingira hast.“
„Ndiyo, große thingira, zwei watoto, shilingi, aber ohne
bibi.“
William erwiderte nichts, weil er den Schmerz spürte. Auch
er hatte seine bibi verloren, wenn auf andere Art.
„Weiß du, rafiki langu, seit ich vierzehn, fünfzehn war,
wusste ich, dass Sabiha meine Frau wird. Sie war schon als kleines Mädchen so
schön, so feingliedrig, so zart. Sie war irgendwie anders, als all die anderen
Mädchen. Ich habe sie oft heimlich beobachtet, wie sie ging, wie sie lachte,
wie sie lernte oder arbeitete. Sie war etwas Besonderes.“ Ndemi erzählte und
war gedanklich weit weg, wie William bemerkte. Der Verlust schmerzte, das
spürte er.
„Als sie meine Frau war, war ich der glücklichste Mensch
auf der Welt. Jetzt hatte ich alles, was ich immer wollte und wir hatten viele
schöne Jahre zusammen. Von der Erinnerung werde ich immer leben. Ich weiß, dass
sie auch heute noch bei mir ist und in meinen Jungen wird sie ewig
weiterleben.“
Es war wie bei Wakiuru. In ihr lebte Karega noch, war zwar
nicht anwesend und trotzdem da. In den vier Kindern lebte der Vater weiter und
gerade Karanja war sein Ebenbild.
Auch in ihm lebten Karega, Sabiha, Ngina und besonders
seine kleine Jane weiter. Er sah den kleinen Wirbelwind vor sich, hörte sie
zuweilen lachen, ihre Fragen stellen. Er bemühte sich, nicht zu weinen, aber er
suchte nach einer Antwort: Warum mussten ausgerechnet diese lieben,
herzensguten Menschen sterben?
*
„N demi, pack ein paar Sachen zusammen. Wir fahren
für ein paar Tage auf Safari. Ich muss weg.“
„Ich habe zwei watoto.“
„Gib sie zu deiner Schwester. Wir fahren erst nach Nairobi
einkaufen, dann in die Mara. Mich erinnert alles an das Unglück, an die drei
Toten, das voraussichtliche Ende meiner Ehe. Die Männer können so lange den
Kohlehaufen oben wegräumen.“
Zwei Stunden später verließen sie die Shrimes Farm und
William spürte förmlich, wie der Druck etwas nachließ. In Nairobi hielten sie
nur kurz, um ein paar Kleinigkeiten zu besorgen und waren am späten Nachmittag
in der Mara. Sie hatten gerade das Zelt aufgebaut, Holz gesammelt, als es
dunkel wurde. Sie kochten Tee, aßen das Fleisch und Brot, was ihnen Wakiuru mitgegeben
hatte, legten sich schlafen.
Am nächsten Morgen wurden sie noch vor Sonnenaufgang durch
das Bellen von Zebras geweckt. Sie schauten aus dem Zelt und nur fünfzig Meter
weiter, erblickten sie schemenhaft eine Herde, die fressend fast vor ihnen stand.
Sie zogen sich die dicken Pullover über, da es noch kalt war und Ndemi
stocherte das Feuer höher.
„Gut, dass sie nicht über uns weggelaufen sind.“
„Ich habe seit Wochen das erste Mal richtig geschlafen und
hätte es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt.“
So verlebten sie zehn Tage in der Maasai Mara und langsam
fühlte er sich besser, obwohl die Toten ihm nachts immer wieder erschienen. Die
Gesichter vermischten sich. Da waren seine kleine Jane und schwarze Gesichter
von Männern, dazu Sabiha, Karega und Ngina und immer wieder Ngumo. Alles wirkte
wie mit Blut verschmiert, verzehrte Fratzen, die ihn verfolgten. Er wachte
regelmäßig schweißbedeckt auf, setzte sich hinaus und rauchte eine Zigarette,
bis er sich beruhigt hatte.
Wieder zurück waren fast alle Spuren von dem Brand
verschwunden und gemeinsam mit den Männern begann er, das neue Haus zu bauen.
Lokop wurde aus dem hospitali entlassen. Er war am ganzen
Körper, im Gesicht, an Armen und Händen durch die Brandwunden entstellt, aber
er nahm das sehr gelassen. Auch Etana, seine Frau schien noch stolz darauf zu
sein.
Im Dorf veranstalten sie eine große ngoma für ihn, weil er
die kleine Tochter von Ndege und Farida gerettet hatte. Er bekam Geschenke von
allen und die Kikuyu boten dem Samburu sogar an, dass er bei ihnen im Dorf
wohnen könnte. Ihn allerdings lud man nicht ein. Man ignorierte ihn, ging ihm
aus dem Weg und sprach nur das Notwendigste mit ihm.
William dämmerte allmählich, dass er nicht nur seine
Tochter, sein Haus, seine Erinnerungsgegenstände an die Afrik Star, an all
seine Freunde verloren hatte, sondern das Vertrauen von vielen Menschen, obwohl
er sich nicht erklären konnte, warum. Hatte er auch seine Frau, seinen Sohn
verloren?
*
K injija kam
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