Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
Vom Netzwerk:
schaffen, all diese Länder zu regieren?“
    „Warum nicht auch Frauen?“, grinste er Ndemi an.
    „Du bozi, Bwana.“
    „Es werden wahrscheinlich normale Männer sein. Erfahrung
werden sie keine haben, aber eventuell benötigt man nur Denken, Talent.“
    „Du meinst, wie Lumumba, ein Postbeamter oder Jailbird aus
dem Kongo?“
    „Ndiyo! Woher sollen Politiker sonst kommen? Schau dir
Julius Nyerere aus Tanganjika an. Dieser Mboya war im Ausland, kann denken und
er wird genug um sich herum haben, die ihm da helfen.“
    Tom Mboya ist ein Kind des kenyanischen Highlands. Er
wurde 1931 geboren. Seine Eltern sind noch Analphabeten, leben in einer banda
auf dem Land von Sir William Northrup McMillan, wo sie auf dessen Sisalfeldern
arbeiten, kaum genug zum Leben verdienen. Sein Dad hat wohl immer zu ihm
gesagt, er solle sich nicht gegen die Weißen stellen. Tom hat erzählt, er hätte
sich einen Bwana immer mit einer Peitsche aus Nilpferdhaut vorgestellt.
Angeblich soll er deswegen eine große Abneigung gegen Gewalt haben.“
    „Wäre es dir egal, wer die Macht im Land übernimmt?
Würdest du nicht lieber einen Kikuyu vorne sehen?“
    „Hapana. Nur ich befürchte, dass sehen viele anders. Nimm
die KADU. Sie vertreten überwiegend die Interessen der Kalenjin, Maasai,
Turkana und Samburu, gegen die Überlegenheit des größeren Luo und Kikuyu, die
in der KANU vertreten sind. Ein haben sie gemeinsam, sie setzten sich für die
Freilassung Jomo Kenyattas ein.“
    „Wollt ihr ihn als Präsidenten? Der ist ein alter Mann,
und wenn ich zehn Jahre zurückdenke, dann wird mir schlecht. Soll ein
ehemaliger Mau-Mau euer Land regieren?“
    „War er einer? Uns wird keiner fragen. Gehen wir Schritt
für Schritt vorwärts. Sie wollen ein erweitertes Wahlrecht, Neuwahlen im
nächsten Jahr. Dazu ein neues Kabinett, in denen Afrikaner mehrere Ministerien
innehaben.“
    „Eine weiße Bevölkerung unter der Herrschaft von
Schwarzen? Ich kann es mir bei vielen nicht vorstellen. Nimm Edward oder Greg.
Kannst du dir bei denen dope vorstellen, dass sie sich ändern? Auf einmal
dürfen sie ihre Arbeiter nicht in den Hintern treten, sie nicht schikanieren,
weil sonst Gefängnis? Sie sollen ihre Arbeiter vernünftig bezahlen? Sie dürfen
nicht über jede Schwarze herfallen?“
    „Werden sie müssen oder kwa heri! Aufbegehren tun sie
jetzt schon. Ein Todesstoß für die Europäische Gemeinschaft in Kenya hat es
Llewellyn R. Briggs, RAF Group Captain, hier Farmer, genannt. David Simpson aus
Limuru meinte, das wäre eine blutige Schande. Dieses schöne Land wurde zu 90%
mit unserem Schweiß aufgebaut. Viele werden gehen. Allein jetzt bieten sie
unzählige Farmen im Highland an.“
    „Die sind bozi. Sechs, sieben der bösesten Siedler waren
am Flughafen Nairobi als Michael Blundell zurückkam. Sie begrüßten ihn mit dem
Geschrei von: Schande, Schande, Schande über dich! Ihr habt uns verraten.
Andere riefen: Du Ratte! Ein Farmer, Major Hughes warf eine Handvoll Münzen
Blundell vor die Füße und rief: Hier sind 30 Silberlinge für dich, Judas. Das
wird noch Ärger mit einigen geben.“
    „Der Mboya hofft ja, dass die Europäer bleiben und
Kenyaner werden. So wie wir von dir gelernt haben, könnten sie den Bauern Hilfe
bei der Bearbeitung des Landes geben.“
    „Ndemi, das sehe ich nicht. Einmal Bwana immer Bwana. Nur
wenige Weiße sind überhaupt bereit, anzuerkennen, dass ihr genauso dumm oder
klug wie sie selbst sind. Außerdem habe ich von euch gelernt. Es bedarf viel
Verständnis, neben einem guten Willen von beiden Seiten, damit ein
Zusammenleben funktioniert. Ich schätze, ein Drittel wird abhauen. Der Rest
bleibt, auch weil sie in Great Britain keine Perspektive haben. Hier konnten
sie sich als Bwana aufspielen, waren angeblich wer. Zuhause sind sie wieder
das, was sie vorher waren nichts! Dumme, einfältige pumbawu, die keiner
beachtet. Gerade, die mit der größten Klappe würden dort untergehen. Du sagst
etwas und keiner hört dir zu, weil du und deine Meinung trivial sind. Daneben
keine shilingi mehr zum Saufen, für prostitute, große Reden schwingen. Nur sie
werden sich verändern müssen, falls es wirklich dazu kommt. Teilweise hoffe ich
es sogar für einige von ihnen.“
    Ndemi erhob sich. „Viele Mabwana hier gute shilingi
verdient, sind reich geworden. Gehen wir schlafen. Es ist spät. Morgen um sechs
wollen sie mit dem neuen Feld beginnen.“

*
    G eier zogen ihre Kreise über der Stadt. Es war ein
makelloser, blauer

Weitere Kostenlose Bücher