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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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angerannt und er legte den Hammer, das
Brett beiseite.
    „William, sie wollen mich beschneiden“, heulte sie schon
von weitem. Sie warf sich in seine Arme. „Komm, kibibi kitamu, beruhige dich
und dann erzählst du mir, was ist.“
    „Kinjija sagte, ich muss die tohara feiern. Ich will
nicht? William, ich will mich nicht beschneiden lassen“, schluchzte sie und die
Tränen kullerten über die schwarzen Wangen.
    „Was sagt denn deine Mutter dazu?“
    „Sie sagt, ich muss nicht, wenn ich nicht will, aber
Kinjija sagt, es muss sein. Mamaye wäre von euch verblendet.“
    „Ich gehe mit dir hinüber. Wenn du nicht willst, dann
passiert es nicht. Diese Zeiten sind vorbei.“
    Er folgte dem Mädchen zum Dorf, war auch wütend, dass man
immer noch an diesen barbarischen Bräuchen festhielt. Nur es gab auch viele
Mädchen, die das wollten, sogar stolz dem Tag entgegensahen. Auch bei den
Männern war es noch tief verankert, dass sie nur eine beschnittene Frau
heiraten wollten.
    Er ignorierte Kihiga, lief zur Hütte von der Kinjijas
Großmutter. „Warte bitte draußen. Ich rede mit ihr allein.“
    „Kinjija, darf ich eintreten?“, rief er hinein.
    „Der Bwana ist willkommen.“
    Er trat ein. „Jambo, große Heilerin“, begrüßte er sie
förmlich. „Ningependa kusema na wewe. Karega ni mwenzangu bora. Kibibi kitamu
ist wie binti yangu.“
    „Bwana, willst du chai?“
    „Asante, gern!“
    Er schaute ihr zu, wie sie die Blätter überbrühte und ihm
den Tonbecher reichte. Die Frau arbeitete mit einer Anmut, trotz ihrer
Körperfülle, die ihn immer wieder erstaunte. Alles sah so leicht aus, selbst
die Bewegungen geschmeidig.
    „Bwana, du lernst unsere Sprache nie richtig. Deine bibi
spricht sie besser. Frage die Männer. Wer will eine bibi, die nicht beschnitten
ist? So war es immer, seit es Mumbi gibt. Es ist eine Irua und sie hätte nicht
mit dir darüber reden dürfen. Du bringst ein thahu in unser Dorf und sie auch.“
    „Thahu hin oder her, sie will nicht die Irua. Karega, dein
mwana, hätte sie auch nie dazu gezwungen. Kinjija, die Zeiten haben sich
geändert und damit auch die alten Bräuche. Es ist grausam und bestialisch, was
ihr da mit den Mädchen macht.“
    „Es dient dazu, dass die Mädchen unberührt und rein in die
Ehe gehen. Es dient dazu, der Promiskuität entgegenzuwirken. Durch das
Entfernen der Teile der Genitalien werden die Frauen nicht auf dumme Gedanken
gebracht und gehen rein und ohne thahu in eine Ehe. Sie sind geachtete Frauen.“
Die alte Frau seufzte laut. „Irua ist einer der Ältesten und Heiligsten unserer
Rituale. Ein Mädchen wurde dadurch zur Frau und in den Stamm richtig
aufgenommen. Wer sich früher weigerte, wurde verstoßen. Es galt auch als eine
Art Prüfung. Man benötigt Mut, Kraft, Standhaftigkeit.“
    „Das allen bestreite ich ja nicht, aber trotzdem muss man
den Willen der Mädchen berücksichtigen. Es werden sich die Männer verändern und
sie werden deswegen trotzdem geachtete Frauen werden. Kibibi kitamu wird nicht
beschnitten, so wahr ich hier sitze. Ich will keinen Ärger mit euch, aber das
werde ich nicht zulassen.“
    „Bwana, du musst zum Mondomogo, damit er dein thahu
beseitigt.“
    „Auch das, aber du lässt die Kleine in Ruhe. Karega wird es
mit Wohlwollen sehen.“
    „Das alles bestimmt Ngai.“
    „Hapana! Das bestimmst du, aber sie wirst du nicht dazu
drängen. Unanielewa?“
    „Du regst dich umsonst auf, Bwana. Wakiuru hat es verboten
und ohne Paten kann man ein Mädchen nicht der Irua unterziehen. Nur, wer sucht
ihr einen Mann, der eine unreine Frau nehmen will?“
    „Da haben wir ja noch ein paar Jahre Zeit und bis dahin
werden eventuell auch die Männer aufgewacht sein.“
    Er verließ die Hütte und gleich rannte das Mädchen auf ihn
zu. „Und?“
    „Deine Mutter hat es verboten. Du brauchst also keine
Angst zu haben. Bedank dich bei ihr.“
    Er eilte zurück, baute weiter. Er wollte endlich wieder in
seinem eigenen Haus wohnen.
     
    Nachmittags machte er sich mit drei Ziegen zum Mondomogo
auf, damit der das thahu vertrieb. Kiume sah fremd aus. Er trug das Affenfell
seines Vaters. Sein Gesicht weiß beschmiert. Für einen Moment dachte er, Kidogo
säße vor ihm. Die Armreifen klimperten leise, als der Mann ihm chai
einschenkte. Obwohl er das für Quatsch hielt, ohne diese Reinigung, würde er
nur Probleme mit den Dorfbewohnern bekommen. Es war eine kurze Zeremonie. Seit
der alte Kidogo tot war, ließ er das nur noch über sich ergehen. Mit

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