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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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abermals einer Biegung,
passierten ein Dornengebüsch und leise Stimmen waren zu hören.
    Wenig später erstarb jedes Geräusch in dem Dorf. Alle
starrten zu den beiden. Die Frauen wichen zurück, die Kinder glotzten ihn mit
großen Kulleraugen an. Ein großer, dunkelbrauner Hund raste laut bellend auf
sie zu, zu dem Karega etwas sagte. Ein älterer Mann stand auf. In schneller
Folge sprach er mit Karega, der antwortete, dabei auf William deutete. Der
stand nur lächelnd da, verstand kein Wort. Merkwürdig war, dass er keinerlei
Angst verspürte. Er zählte an die dreißig Hütten, aber hinten schienen noch
mehr zu stehen. Acht Männer waren zu sehen. Im Alter von vielleicht dreißig bis
sechzig, nur genau konnte er das nicht abschätzen. Viele Frauen, junge und
alte. Alle trugen nur ein buntes Tuch um die Hüften, manche hatten einen Turban
aus buntem Stoff auf dem Kopf. Viele Kinder, unterschiedlichen Alters spielten
und sausten nackt herum, starrten ihn kurz an. Einige junge Männer, die vielleicht
sein Alter hatten, trugen ein Stück Stoff auf einer Schulter verknotet, das
oberhalb der Knie endete. Manche hatten sogar Perlenketten um Arme und den Hals
geschlungen. Alle waren barfuß.
    Karega wandte sich an ihn und sprach mit ihm, so konnte er
sich nicht weiter umsehen. Er verstand nur Kihiga, Mzee. Er verbeugte sich
leicht.
    „Jambo, Mzee. Jina langu William. Ninalewa kidogo. Nina
Land nunua na ninataka shamba … bauen.“
    Der Mann blickte ihn eine Weile an, lächelte etwas und
redete schnell auf ihn ein. Karega zog ihn am Arm mit und sie folgten dem Mann,
der nun zu den Dorfbewohnern sprach. Wieder verstand er nur wenige Wörter.
Anscheinend erklärte er ihnen, dass der mzungu bleiben wollte.
    Er wartete, bis der Mann geendet hatte, rief abermals „jambo“,
was ihm ein Lächeln der anderen einbrachte. Sie scheinen sehr freundlich zu
sein, dachte er ein wenig beruhigt. „Ninalewa kidogo“, fügte er noch an.
    Ein großer junger Mann schlenderte auf ihn zu. Der ältere
Mann sprach mit ihm und William verstand nur so viel, dass es sein Sohn war.
Verstohlen betrachtete er ihn. Er war fast so groß wie er, einen Kopf größer
als sein Vater oder Karega, breitschultrig, sehr muskulös. Er hatte ein nettes
Gesicht, beinahe rund, mit krausen schwarzen Haaren und runden, schwarzen
Augen. Einen Mund ohne diese wulstigen Lippen, die er so oft bei Schwarzen
gesehen hatte und genau wie Karega strahlend weiße Zähne. Just in dem
Augenblick fiel ihm ein, dass er heute noch keine Zähne geputzt hatte. Das
Auftauchen von Karega hatte ihn aus seinem gewohnten Trott gebracht. Später! Er
trug eine Shorts, lief barfuß. Scheinbar gab es hier keine Schlangen oder so.
    Der junge Mann blickte ihn an, grinsend, denn er hatte die
Musterung wohl wahrgenommen. „Jina langu Ndemi. Ich spreche ein wenig deine
Sprache, da ich in der shule war. Das ist mein Abuu und der Dorfälteste. Er
heißt Kihiga. Setz dich!“
    „Ich freue mich, euch kennen zu lernen. Ich verstehe eure
Sprache noch nicht so gut.“ Er ließ sich im Schneidersitz nieder, schaute kurz
zu den anderen Männern, die alle irgendwie komisch auf den Fersen hockten.
    „Du musst langsamer sprechen, damit ich dich verstehe.“
    „Ndiyo!“
    Ndemi sprach abermals zu den Männern, anscheinend
übersetzte er. Kihiga antwortete.
    „Was machst du bei uns, möchte mein Abuu wissen?“
    „Ich habe Land eh … nchi gekauft und möchte einen Zaun
bauen, für mein Vieh und danach ein Haus. Ich werde bald auf meinem Land wohnen
und wir werden Nachbarn sein.“
    „Umenunua nini? Das nchi gehört meinen wazee. Wie kannst
du kaufen? Kwa sababu gani?“
    William erhob sich und holte die Urkunde für den Landkauf
aus seiner Hosentasche, dazu die Zeichnung, während Ndemi mit den Männern
sprach.
    „Siehst du, ich habe das Land in Nairobi gekauft, da steht
es und hier ist eine Zeichnung, wo ich mir das Gebiet aussuchen darf. Direkt am
Fluss. Mimi ni mkulima!“
    Ndemi nahm ihm das aus der Hand und studierte das Papier,
danach die Zeichnung, drehte sie mehrmals. Wiederholt sprach er mit seinem Dad,
der das Gesicht ein wenig verzog, aber weiter zuhörte. Ein anderer Mann warf
etwas dazwischen und erklärte Ndemi etwas, was zu einem weiteren Palaver unter
den Männern führte. So saß er eine Weile, wartend. Was hatte das zu bedeuten?
Bekam er Ärger? War er vielleicht an der falschen Stelle gelandet? Nein, das
konnte nicht sein. Es war oberhalb von Nyeri, wo er Land gekauft hatte und

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