Weisse Haut - Schwarze Haut
hielt
an der Seite kurz an. Direkt vor sich erhob sich geradewegs der Kirinyaga,
dessen schneebedeckter Gipfel aus dem Dunstschleier auftauchte. Schnee in
Afrika! Er fand es phänomenal. Wie konnte es in diesem heißen Klima Schnee
geben? Irgendwann muss ich mir das genau ansehen und dort hinaufkraxeln.
Trockener wurde es westlich von Nanyuki, wo er sich vom
Mount Kenya entfernte. Endloses Farm- und Weideland mit wenigen Menschen gab es
auf dem Weg zu sehen. Er wusste, dass es hier mehrere Farmen standen, die weißen
Siedlern gehörten.
Der Himmel hatte die hellblaue Farbe des Highlands, die
Luft war erstaunlich klar, während er durch ein landwirtschaftlich schönes
Gebiet fuhr. Teeplantagen, Kaffeeplantagen, dazwischen Akazien, Papyrus,
Euphorien und Büsche, Sträucher, Bäume, die ihm alle unbekannt waren.
Dann führte die Straße abwärts Richtung dem trocken heißen
Isiolo. Die Temperatur war jedoch angenehm, etwas über siebzig Grad Fahrenheit.
Die Landschaft zeigte sich mit ihren saftigen Wiesen. Es war weder sehr trocken
noch sehr warm, wie man ihn gewarnt hatte.
Auf einem gelben Schild konnte er lesen, dass er sich am
Äquator befand. Abermals hielt er an, trank Wasser. Amüsiert dachte er, ich
stehe direkt auf dem Äquator.
Hoffentlich befand er sich noch auf dem richtigen Weg,
grübelte er dabei. Die Spuren von anderen Fahrzeugen, er vermutet Ochsenkarren,
waren spärlicher, aber die Wege sahen nach Straße aus. Menschen sah er keine,
sonst hätte er versucht, sie zu fragen.
Auf dem Weg nach Isiolo war die Landschaft sehr grün, da
es in letzter Zeit viel geregnet hatte. Hier wuchsen Büsche die zwei, drei
Meter hoch waren, grün und manche blühend. Immense Herden, sowohl Ziegen als
auch Kühe, erspähte er, abseits irgendwelche Rinder, die komisch aussahen. Er
erblickte kibanda, so hatte sie Doug bezeichnet. Samburu-Hütten mit
Strohdächern. Kleine Jungs bewachten die Herden, die sie nahe dem Dorf grasen
ließen. Er vermutete zumindest, dass es Samburu waren. Genau wusste er es
nicht. Die kibanda lagen in der Nähe von Wasserläufen. Mächtige Affenbrotbäume,
Baobab-Tree- und Leberwurstbäume, gemischt mit Sausage-Tree säumten den
Horizont. Weiter fuhr er Richtung Norden. Er passierte grüne Wiesen, große,
gewaltig aussehende Bäume, langweilige Wildnis mit Herden Impalas, Gazellen und
noch einige andere Tiere. Alle kannte er noch nicht.
Straßen oder gekennzeichnete Wege gab es nicht und er
folgte einem Pfad. Langsam tuckerte über diesen welligen, sehr harten Boden.
Entfernt erblickte er eine Flussgabelung, hielt an und
hoffte, dass das wirklich das Gebiet war, wo er Land gekauft hatte. Er lief ein
wenig an dem Ufer entlang, schaute sich um, erneut auf seine Karte und fuhr
einige Meter landeinwärts. Hier war nur Wildnis.
Schnell baute er sein Zelt auf, sammelte einige Zweige,
Äste und entzündete diese, suchte den alten Topf, um sich Wasser zu kochen.
Meerkatzen tobten, beäugten ihn neugierig. Die Sonne
versank blutrot am Horizont und er schaute zu, begeistert. Das werde ich bald
dauernd vor Augen haben. Ein wunderschöner Anblick. In Southampton hätte ich so
etwas nie erlebt, nie diese Ruhe in mir gespürt, nie so eine wunderschöne
Landschaft gesehen und nie so ein Gefühl kennen gelernt. Das musste er nach
Hause schreiben und Mister Dudley. Vielleicht würde ja seine Familie herkommen
wollen? Diesen Gedanken spukte heute zum ersten Mal durch seinen Kopf.
Vielleicht sogar seine beiden Freunde.
Einige Mücken umschwirrten ihn, Zikaden und die
regelmäßigen Töne von Fledermäusen drangen zu ihm. In den Bäumen flatterten
Vögel auf, kreischten, sangen ihr Liedchen, bevor sie sich in dem dichten
Blattwerk niederließen.
Eine halbe Stunde später war es dunkel. Die Sonne versank
schnell, anders als zuhause. Am Firmament zeigten sich ein Sternenmeer und die
Sichel des Mondes. Er saß vor dem Zelt, wärmte die Finger über dem kleinen
Feuer. Die Petroleumlampen standen im Zelt, aber er benötigte kein Licht. Er
wollte den ersten Abend auf seinem eigenen Boden so genießen. Nur die Natur und
er. Er goss etwas Kaffee in den Becher, legte beide Hände darum und trank, lauschte
den vielen unbekannten Geräuschen. Er fühlte sich rundherum glücklich, hätte am
liebsten gejubelt, so glücklich war er. Mein Land!
*
E r erwachte, kaum dass die ersten Strahlen der
Morgensonne aufgegangen waren, krabbelte aus dem Zelt und blieb wie angewurzelt
stehen. Überall erkannte er Spuren. Es musste
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