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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Brot ab, ergriff etwas von dem
getrockneten Fleisch und aß voller Appetit, trank danach Kaffee. Die Sonne
kroch höher. Er löschte das Feuer, reinigte das Geschirr vom Vorabend und
schlenderte zu dem Zaun. Heute sollte der fertig werden, da er am nächsten Tag
Tiere kaufen wollte.
    Er hatte kaum begonnen, als er die beiden Jungen
erblickte. Er winkte ihnen zu, erfreut, dass sie erschienen. „Sabalkheri“, rief
er ihnen zu, was die mit „jambo“, erwiderten.
    Sie arbeiteten bis zum Mittag, machten eine Pause, setzten
sich unter einen Baum. Er reichte ihnen Brot, Fleisch.
    „Schmecken scheußlich“, stellte Ndemi fest.
    „Ein bisschen trocken, aber es gibt Schlimmeres. Wenn ich
hier wohne, kann ich richtig kochen. Ich werde Hühner halten und Kartoffeln und
Gemüse anbauen. Dann gibt es besseres Essen.“
    „Hühner nicht für wanaume, nur für wanawake.“
    Irritiert schaute er sie an. „Ihr esst so etwas nicht?
Schmeckt aber gut. Zartes, saftiges Fleisch. Vielleicht kann ich eine Antilope
fangen. Ich habe in Mombasa so was probiert. War gut. Kennt ihr Mombasa?“
    „Nein, Wanyiri. Ist shule.“
    „Nyeri gefällt mir. Da wachsen viele schönen Blumen und es
sieht dort irgendwie hübsch aus.“
    „Majununi“, gab Karega leise von sich.
    „Blumen und so ist für wanawake, nicht für njamas“,
stellte Ndemi fest, schüttelte leicht den Kopf. „Wir nicht essen pofu. Bringt
thahu.“
    „Seid ihr njamas?“, erkundigte er sich und fragte sich,
was sie außer Ziegenfleisch sonst aßen.
    „Nein, aber wir sind wanaume. Die wazungu haben uns
verboten, njamas zu sein.“
    „Wie können sie das? Ihr könnt doch leben, wie ihr wollt.“
    „Nein, die wazungu haben es verboten. Wir dürfen nicht in
die Mission gehen, weil wir Männer sind.“
    „Warum? Männer dürfen in einen Gottesdienst oder so.“
    „Nein, uns wurde es verboten, weil wir njamas geworden
sind.“
    „Bescheuert! Die Pfaffen spinnen sowieso, hat mein Dad
gesagt.“
    „Bist du kein Christ? Was sind Pfaffen?“
    William grübelte. „Nein, ich glaube nicht. Priester, bei
uns sagt man oftmals so.“
    Das führte abermals zu Blicken zwischen den beiden.
    „Alle Mabwana sind Christen.“
    „Ich bin kein Bwana und kein Christ. Das erzählen die
Missionare oder Priester, aber das stimmt nicht.“
    Karega und Ndemi verständigten sich erneut mit Blicken und
er bemerkte, dass er sie damit irgendwie verunsichert hatte.
    „Ich mache weiter, damit ich heute noch fertig werde.“ Er
stand auf und schlendert zu dem Zaun. Im Rücken hörte er die beiden sprechen
und überlegte, ob er etwas Falsches gesagt hatte. Nein, er war nur ehrlich
gewesen.
     
    Zu dritt arbeiteten sie bis zum Nachmittag, danach
schlenderten sie zu dem Zelt, wo er Kaffee kochte. „Morgen werde ich Rinder
kaufen gehen.“
    „Heißt ng’ombe oder bakiri, auch mbuzi?“
    „La si sasa. Die hole ich erst, wenn ich aus Nairobi
zurückkomme, dann bekommt ihr eure.“
    „Lebst du immer in so einer thingira?“
    „Nein, wenn ich genug Geld habe, baue ich mir ein
richtiges Haus. Derzeit muss das Zelt reichen.“
    „Wir wollen uns das ansehen.“
    „Geht ruhig hinein.“
    Sofort krabbelten sie hinein und er hörte die beiden
reden, dann krochen sie hinaus. „Hast du nur diese thingira?“
    „Ja!“
    „Heißt ndiyo. Nicht gut, wenn kommen ngatia, ngari und
kahiti.“
    „Was sind ngatia, ngari, kahiti?“
    „Simba, chui und fisi.“
    „Gibt es die in der Nähe? Fisi sind Hyänen, nicht wahr?
Was sind chui?“
    „Leoparden!“
    „Ndiyo! Nicht weit entfernt, ein simba mit seinem Rudel.“
    „Ein Rudel Löwen? Hoffentlich fressen die nicht meine
Rinder?“
    „Ngatia mag keine ng´ombe.“
    Hoffentlich dachte er. Die beiden verabschiedeten sich und
er war allein. Er machte sich über das Brot her, aß etwas Fleisch, trank einen
Becher Kaffee. Er ging sich noch waschen, bevor die Dunkelheit hereinbrach,
dann saß er allein am Feuer. Seine Gedanken wanderten nach old England zu
seiner Familie, die momentan bestimmt gemütlich in der Küche saß, dem
Radiosprecher lauschte und etwas Schönes aß. Wie es ihnen wohl ging? Ob Betty
wieder gewachsen war? Er wäre gern bei ihnen, würde sicherlich mit ihnen reden
und danach mit seinen beiden Brüdern im Bett liegen, wo man sich noch leise
unterhielt. Sie fehlten ihm, fehlten ihm alle. Es war einer der Augenblicke, wo
er sich allein vorkam, wo ihm jemand fehlte, mit dem er sprechen konnte.

*
    M orgens stand er rasch auf, da er heute zu

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