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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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zurückkommen. Er ist heute
Morgen nach Nyeri gefahren.“
    Er begrüßte sie, verteilte seine Geschenke, da hörte er
ein Auto und eilte hinaus, um seinen Freund zu begrüßen. Gemeinsam trugen sie
einige Kartons ins Haus.
    „Jane, wenn der Junge so weiterwächst, passt er bald nicht
mehr durch die Tür. Er ist wieder gewachsen. Bald ist er über zwei Meter groß.“
    „Ja, ich muss ständig hochgucken und dabei dachte ich,
dass du bereits sehr lang bist.“
    „Na ja, Süße, du bist ja nur ein niedlicher Zwerg und
alle, die über einen Meter sind, erscheinen für dich groß“, grinste er seine
Frau an. William hörte dem Geplänkel amüsiert zu. Die beiden wirkten sehr
zufrieden, so verliebt, glücklich und ausgeglichen. Diese gelöste Atmosphäre
übertrug sich auf ihn. Es wurde ein schönes Wochenende und sie lachten viel,
unterhielten sich und es war für William, als wenn er bei ihnen eine Familie
gefunden hätte. All das, was er in dem letzten Jahr vermisst hatte, fand er bei
ihnen. Doug war sein Freund, großer Bruder, Lehrer; Jane, die kleine Schwester
und ein bisschen, wie seine Mutter.
     
    Die größte Überraschung war, als er am Dienstagmorgen
herunterkam und einen gedeckten Geburtstagtisch vorfand. Er hatte keinem von
dem Tag erzählt und war umso überraschter. Nur mühsam unterdrückte er die
Tränen, als ihm alle gratulierten. Die Kinder warteten darauf, dass man den
großen Kuchen anschnitt, dass er wie ein Ritual vollzog. Er bekam von der
Familie ein Radio und einen Generator, beides zwar nicht neu, aber er war
überwältigt und nun kam der Junge in ihm zum Vorschein. Er fiel Doug um den
Hals und wirbelte Jane im Kreis herum, um sich hinterher zu entschuldigen.
Seine Gefühle hatten ihn zu sehr ergriffen. Sie amüsierten sich lachend über
seinen Enthusiasmus, seine Freude. So genossen sie den letzten Tag.
     
    Am nächsten Morgen fuhr er noch vor Sonnenaufgang nach
Nairobi zurück, momentan voller Optimismus und Tatendrang. Die Schönheit der
Natur steigerte seine gute Laune. Sein Traum würde war wahrwerden. Er wusste
es.

*
    E ines Nachmittags erschien unerwartet Robin in dem
Hotel.
    „Ich soll dich von Doug und allen grüßen“, berichtete er.
Seine Familie war am Sonntag in Embu gewesen. „Hast du Zeit?“
    „Warum? Ist etwas passiert?“
    „Wir beide müssen einkaufen gehen“, lächelte er.
    „Einkaufen? Was?“
    „Ein Gewehr. Schließlich benötigst du Geld und Doug
meinte, ich soll dich beraten.“
    „Wieso komme ich zu Geld, wenn ich ein Gewehr besitze?“
William verstand nichts. Doug hatte ihm nie etwas dazu gesagt.
    „Erzähl ich dir unterwegs. Kannst du weg?“
    Er fragte Agnes und wenig später saß er neben Robin im
Auto.
    „Weißt du, viele Weiße bessern ihr Geld mit dem Verkauf
von Elfenbein, Fellen auf. Ein überaus lohnendes Geschäft übrigens. Wenn du das
mit deinen Jobs so fortsetzt, benötigst du noch zig Jahre, bis du zu deiner
Farm kommst. Du musst das Ganze etwas beschleunigen. Ich kenne da jemand, der
dir Elfenbein abkauft, zu einem guten Preis, aber dazu benötigst du ein
Gewehr.“
    „Elefanten töten, nur weil man ihre Stoßzähne verkaufen
will? Ich kann nicht schießen.“
    „Na, das kann man lernen. Zuerst holen wir eine Lizenz,
die jeder benötigt. Kein Problem, das ist nur der Form halber.“
    Mit Robin im Schlepptau kaufte er zwei Gewehre, Munition.
Die Lizenz hatte er ohne Probleme bekommen, da eigentlich jeder Weiße diese
erhielt.
    „Eine doppelläufige Westley-Richards-Büchse vom Kaliber 12
mm. Damit kannst du Elefanten schießen.“
    „Mann, ist die schwer“, grinste er Robin an.
    „Dafür ist sie sehr unkompliziert zu bedienen und äußerst
zuverlässig. Dazu noch ein Repetiergewehr vom Kaliber 10,5 mm. Sie ist eine
sehr sichere Waffe und hat sehr gute Durchschlagskraft.“
    „Warum zwei?“
    „Für großes und kleines Wild. Die kleineren Patronen sind
beiläufig erheblich billiger. Du brauchst natürlich risasi.“
    „Was heißt das?“
    „Kugeln für deine bunduki, das Gewehr bedeutet.“
    William fand, dass er viel Geld, sehr viel Geld dafür
ausgab und er fragte sich, ob das sinnvoll gewesen war. Robin hatte ihn damit
einfach überrumpelt. Eigentlich wollte er dafür Baumaterial kaufen. Das war nun
hinfällig.
    Sie verließen die Metropole und er schoss das erste Mal,
natürlich daneben. So übte er und übte, bis er endlich den Ast traf.
    Abends tat ihm die Schulter weh und fragte sich, warum er
dafür Geld ausgegeben hatte,

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