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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Ehe. Sie sind geachtete
Frauen. Die Irua ist einer der Ältesten und Heiligsten ihrer Rituale. Ein
Mädchen wird dadurch zur Frau und in den Stamm richtig aufgenommen. Wer sich
früher weigerte, wurde verstoßen, aber das hat sich wohl keine getraut. Es war
etwas völlig Selbstverständliches. Die Missionare finden diese Sitte barbarisch
und haben es verboten, aber das stört die wenigsten. Deswegen wird es weiterhin
praktiziert. Es verstößt gegen kein Gesetz.“
    Etwas ratlos sah William ihn an, dann spazierten sie
weiter, um wenig später das Restaurant zu betreten. William blickte sich
neugierig um. Auf den Tisch lagen feine weiße Tischtücher, wo man die
Bügelfalten erkannte. Gläser blinkten im Licht. Sie setzten sich, sahen auf die
belebte Straße hinaus.
    Doug bestellte für William mit, der über die feine
Einrichtung staunte. Verschnörkelte Möbel, die Polster der Stühle und Bänke
dick in einem Weinrot mit Gold durchzogen Stoff versehen. Dünnes Porzellan,
ebenfalls mit goldenen Ornamenten verziert, schweres Silberbesteck, Servietten
aus weißem Damast, genau wie die Tischdecken. Die Gäste nur Weiße. Die Ladys
mit Hut und einer langen Zigarettenspitze in der Hand redeten leise. Die Männer
sahen eher mürrisch aus, saßen fast schweigsam.
    „Sag, wurdest du aufgeklärt, auch über Frauen?“
    William spürte die Hitzewelle, die in sein Gesicht schoss.
„Nein“, brachte er schüchtern heraus.
    „Das habe ich mir fast gedacht. Komm ein Wochenende bei
uns vorbei, dann gebe ich dir ein paar Bücher, da kannst du das nachlesen“,
erklärte er leichthin, da er die Verlegenheit seines Gegenübers bemerkte.
„Außerdem habe ich in einem Regal Brehms Tierleben gefunden. Das kannst du
haben, da wir zwei besitzen. Natürlich nur, falls du es möchtest“, schmunzelte
er dabei.
    „Oh, ja, sehr gern“, strahlte er, erleichtert, dass Doug
über etwas anderes sprach. Das Thema war tabu und er hatte noch nie jemand so
offen darüber reden gehört.
    „Schließen wir kurz das Thema von eben ab. Als die Weißen
mit ihrer Zivilisation vorrückten, geriet alles in Unordnung. Der Kreislauf
wurde auf die eine oder andere Weise unterbrochen. So ähnlich war es mit den
Schwarzen. Sie lebten in Konkordanz mit der Natur, hauten sich gegenseitig mit
der panga die Köpfe ab. Schwache und Kranke wurden in der Wildnis zum Sterben
ausgesetzt, weil das sonst der shamba geschadet hätte und diese verbrannt
werden mussten. Das handhaben sie übrigens heute noch so. Für uns hört sich das
vielleicht schlimm an, für sie ist das normal. Sie leben nach ihren Göttern,
richten sich nach alten Gesetzen. Es fand eine natürliche Auslese statt,
unvorsichtige wurden von den Tieren gefressen, die Menschen wiederum aßen die
Tiere. Es gab nie zu viel von einer Sorte, einer Rasse, dafür sorgten die
kleinen Kriege untereinander.
    Das Kartenhaus brach zusammen als die ersten Weißen,
Missionare kamen, später folgten die Siedler. Man behandelte Wakamba, Samburu,
Kikuyu und Maasai gleich. Dabei liegen zwischen den einzelnen Stämmen und deren
Kulturen Lichtjahre. Das, was ein Maasai zelebriert, wie er lebt, ist absolut
undenkbar für einen Luo, Wakamba, Kikuyu und so weiter. Man hat den Wogs viel
genommen und nun sollen sie wie die guten Weißen leben, so denken, so handeln,
werden aber von denen teilweise schlimmer als ihr Vieh behandelt. Sie bekommen
nur niedrige Arbeiten, die kaum bezahlt wird. In den meisten Restaurants,
Hotels, Geschäfte verwehrt man ihnen generell den Zutritt und dergleichen. Ich
könnte ewig aufzählen, wo man sie überall benachteiligt. Glaub mir, William. Es
wird der Tag kommen, wo sich die Schwarzen erheben. Dann gibt’s richtig Ärger
und nicht nur in British East Africa.“
    „Ich verstehe viele Menschen nicht. Zum Beispiel Michael.
Ich habe ihm Karega vorgestellt, aber der hat ihn nicht beachtet, mir einen
Vortrag gehalten, wie wenig er wert sei. Mir war das gegenüber Karega peinlich.
Er ist ein Mensch, so wie du und ich. Nur er hat dunklere Haut. Er hat sogar
eine Schule besucht.“
    Doug überlegte, während er das Weinglas in den Händen
drehte. Das Rot schimmerte auf dem weißen Tischtuch.
    „Ich denke, das sind zwei Faktoren, die da zusammenkommen.
Zum einen bilden sich die Weißen ein, dass sie etwas Besonderes sind, allein
durch ihre Hautfarbe. Zum anderen spielt natürlich Geld eine große Rolle.
Menschen, die Geld, Besitz haben, sind oftmals der Meinung, sie würden über
anderen stehen,

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