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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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wären etwas Besseres, weil sie deshalb häufig Macht mit
erkaufen. Die Macht über Arbeiter, weniger Privilegierte, eben Schwarze zu
herrschen. Das ist selbst in Great Britain so. Dann gibt es noch die dritte
Kategorie, das sind die teilweise verblendeten Missionare oder Kirchenleute.
Sie fühlen sich persönlich von Gott berufen, um die Menschheit zu retten. Es
ist nur gut und richtig, was in der Bibel steht, weil sie mehr nicht wissen.
Einfach nur dogmatische Leute, die sich anmaßen, anderen Vorschriften zu
erteilen, dabei sogar noch Lügen verbreiten. Schau dir zum Beispiel an, was da
gerade in Europa passiert. Dort herrscht so ein Diktator, der sich einbildet,
nur die Deutschen wären gute Menschen. Arier nennen sie sich. Alle, die einer
anderen Kulturwelt angehören, werden verfolgt, beleidigt und was weiß ich noch
alles. Dieser Hitler und seine Nazis sind total bescheuert, irre. Fangen Kriege
an, weil sie mehr Gebiete wollen. Dafür schicken sie ihre angeblich so feinen
Arier ins Schlachtfeld und lassen sie töten. Machtgier würde besser passen.
Ihnen sind die niedrigen Menschen egal. Sie wollen nur eins, Macht, Geld,
Besitz, wer sein, sich einen Namen schaffen. Jeder ist sich selbst der Nächste,
und wenn es auf Kosten von anderen geht, egal. Das wirst du leider überall auf
der Welt finden.“
    „So will ich nie werden“, klang es selbstbewusst und
voller Überzeugung aus dem Mund von William, und Doug glaubte ihm selbst das.
    Im Laufe des Nachmittags erzählte William ihm, was er für
seine noch nicht existierende Farm gekauft hatte. Wie stets stellte er Frage um
Frage, die er alle beantwortet bekam.
     
    Abends fiel er glücklich und zufrieden ins Bett. Es war
ein sehr schöner Tag gewesen und er hatte eine Menge dazugelernt. Das alles hatte
ihm Mister Dudley nie erzählt, aber wahrscheinlich wussten das nur Menschen,
die hier lebten, das fand man in keinen Büchern.

*
    Z wei Tage vor seinem siebzehnten Geburtstag fuhr er
am frühen Samstagmittag nach Embu. Er wollte dort bis Mittwochmorgen bleiben.
Agnes hatte es ihm erlaubt und er wollte mit seinem Freund den Tag feiern,
obwohl keiner wusste, dass er Geburtstag hatte. Er war so oft allein gewesen im
letzten Jahr und das wollte er wenigsten an dem Tag nicht sein. Besonders
Weihnachten und Silvester hatte er gespürt, wie sehr ihm seine Familie fehlte.
Agnes war in Mombasa bei ihrem Bruder und dessen Familie gewesen und er hatte
die Zeit in seinem Zimmer verbracht.
    Er hatte zwar Robin zweimal getroffen, aber der hatte nur
wenig Zeit, außerdem war sein Verhältnis zu dem Doktor ein eher Distanziertes.
Mit ihm konnte er nie so frei reden, wie mit Doug, außerdem spürte er bei ihm
ständig, wie wenig er ihn für voll nahm, ihn oftmals herablassend behandelte,
ihn indirekt als Lügner und Aufschneider abstempelte.
    Doug war der Einzige, mit dem er über alles sprechen
konnte und das wollte er, zumal er gerade in den letzten Monaten immer mehr
Heimweh verspürte. Es war für ihn nicht leicht, so allein zu sein, da er das
nie gekannt hatte. Er hatte sich mit seinen Brüdern ein Zimmer geteilt und es
war ständig jemand um ihn gewesen, zum Sprechen, Albern, Lachen oder um sich zu
balgen, zu streiten. Dazu kamen die schlechten Nachrichten aus Europa und seine
Angst, dass jemanden etwas passieren könnte. Er hatte seit Monaten nichts von
zuhause gehört und wusste nicht, ob es ihnen allen gut ging.
    Ein Jahr war er nun in der Kolonie und er war von seiner
Farm weit entfernt. Selbst das Geld, das er akut im Hotel verdiente, würde ihn
nur einen kleinen Schritt vorwärts bringen. Wenn er so fortschritt, benötigte
er noch Jahre, bis er sich vergrößern und dort leben konnte. Nur das war es
eigentlich, was er wollte. Diese Fakten trugen nicht gerade dazu bei, dass er
sehr zufrieden war.
     
    Er hatte für die Kinder Spielzeug, für Jane Pralinen und
für Doug zwei Flaschen Wein gekauft. Ein wenig erleichtert verließ er seit
Monaten das erste Mal die Stadt. Vor den Toren erblickte er die Wildtiere und
seine Stimmung besserte sich schlagartig. Alles sah grün aus, da es im November
und Dezember geregnet hatte, obwohl es nicht sehr viel gewesen war. Über allem
lag jedoch eine Staubschicht, die die Farben blasser aussehen ließen.
     
    Nachmittags traf er in Embu ein und sofort rannte Scott
auf ihn zu, brabbelte etwas, dass er nicht verstand.
    „Schön dich zu sehen, William“, strahlte ihn Jane an, die
in der Tür erschien. „Komm herein! Doug wird bald

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