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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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lernen wir einander genauer kennen und
können den anderen, deren Lebensweisen gewiss besser verstehen. Er hoffte es
zumindest.

*
    E ine beeindruckende Anzahl von Tieren, Elefanten,
Gazellen, Nashörner, Giraffen, Strauße, Antilopen, Wasserbüffel, Zebras,
Weißbüschelaffen und viele mehr bekamen sie zu sehen. Am meisten jedoch war
William von einem Löwenrudel fasziniert. Sie saßen oftmals nur da und schauten
den Tieren zu. Sie amüsierten sich über den Nachwuchs, der lustig, übermütig
herumtollte. Sie staunten über die großen Herden, wie sie die Flucht ergriffen,
wenn sich ein Raubtier näherte, erspähten aber den Erfolg eben dieser
Raubtiere. Sie beobachteten den Flug der Geier und Marabus, wie sie auf ihren
Anteil warteten. Sie sichteten aufgeregte Strauße, die mit wehenden,
ausgebreiteten Flügeln über die Savanne stürmten. Das laute, tiefe Gebrüll der
Löwen, dass schrille Gekreische von Vögeln, das dumpfe Bellen der Zebras und
das schaurige Gekicher der Hyänen waren zu hören, genauso wie das Gekläffe der
Schakale und das gedämpfte Dröhnen, wenn die Büffel über die Savanne stampften.
Der Boden vibrierte unter ihren Füßen, wenn eine Elefantenherde vorbeistampfte
oder Nashörner schnell die Flucht ergriffen. Es war für alle drei eine
atemberaubende Zeit, die sie genossen, da die beiden Kikuyu das noch nie erlebt
hatten.
     
    Sie blieben mit dem Auto im Schlamm stecken, als sie einen
Fluss durchqueren wollten, dessen Ufer durch die vielen Tiere die ihren
Verbindungsweg dadurch gesucht hatten, aufgewühlt war. Es dauerte Stunden bis
sie den Wagen frei, den lehmigen Morast von ihren Beinen und Armen abgewaschen,
hatten. Nur dass änderte nichts an ihrer guten Laune. Das Erlebnis war für sie
einzigartig und nur das zählte.
    Als William vor einer Wasserschlange zurückwich, lachten
die beiden Kikuyu.
    „Sie harmlos. Du mehr Angst haben vor Kobra, Puffotter und
Grasviper“, lachte Karega. Er verstand den mzungu teilweise nicht. Das wusste
doch jedes mtoto. Die wazungu wirklich alle bozi.
    Es war ein schmaler, steiler und zum Teil schlammiger Pfad
zwischen dem dichten Pflanzenbewuchs des Regenwaldes. Die Stämme der Bäume
waren von Flechten übersät. Auf dem Weg sahen sie ältere und frischere
Elefantenlosungen, später sogar eine Leopardenspur. Es gab tief eingegrabene
Fahrrinnen und mehrere große Schlammlöcher unbestimmter Tiefe. Sie wurden im
Wagen auf und ab geschüttelt.
    Sie erblickten Paviane in lichten Wäldern, der Grassteppe
und auf felsigen Bergen. Karega erzählte, dass sie dort Wasser und sichere
Schlafplätze in Bäumen oder auf Klippen hatten. „Sie fressen, was können
finden. Paviane, vor allem Männchen, gehen auf die Jagd und fangen Hasen,
Vögel, Dik-Dik, Thomsongazellen, junge Impalas und Riedböcke. Paviane schlau,
wissen, dass sie nur gemeinsam sind, stark. Sie schließen sich zusammen, um
sich besser können verteidigen. Vermeintliche Angreifer werden mit gebleckten
Zähnen, vorgestrecktem Kopf, rollenden Augen und stampfenden Füßen bedroht.
Diese Zurschaustellung von Aggression schlägt fast alle Raubtiere in die
Flucht. Pumbawu! Gefährdet sind nur allein umherstreifende Paviane.“
    Eine Herde Kaffernbüffel beäugte sie eine lange
Zeitspanne, „als wenn sie überlegen, was wir sind“, amüsierte sich William und
er stellt sich die Frage: Wer ist neugieriger, wir oder die Büffel?
     
    Als sie am Nachmittag den Wagen nahe einem Baobab
abstellten, erblickte sie kleine Tiere.
    „Was ist das?“ Die Tiere sahen neugierig zu ihnen hinüber,
aber irgendwie wirkten sie putzig.
    „Zwergmangusten! Die leben meist in toten Termitenhügeln,
in Familienverbänden von zehn bis fünfzehn Viechern. Das Alphamännchen und
Weibchen zeugen Junge. Die restlichen Mitglieder beim Aufziehen helfen. Sie
fressen Kleintiere wie Spinnen, Käfer, Skorpione, fast alles, was kleiner ist.
Schlangen, Kampfadler und Schakale Feinde sind.“
    Sie sahen den spielenden Tieren zu, grinsten dabei vor
sich hin.
    Sie erlebten unvergleichliche Momente.
    Karega und Ndemi erzählten ihm von ihrem Volk, von den
Gebräuchen und das alles zog er wie ein Schwamm das Wasser auf. Er wusste, dass
ihm das in Zukunft helfen würde, mit diesen Nachbarn in Eintracht zu leben. Das
war es, das er anstrebte. Er wollte Freundschaft mit den Dorfbewohnern. Er
hörte Karega zu.
    „Manche unserer jungen wanawake wollen sich nicht die
Ohren durchstechen lassen, weil verboten wazungu. Als kigori erhalten

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