Weisse Haut - Schwarze Haut
sie
helini. Das ist bei der ndugira. Sag, William, was ist schlimm, wenn tragen
wanawake helini?“
„Keine Ahnung. Bei uns tragen Frauen auch solche Ohrringe.
Meine Schwester Betty hat zum Geburtstag ein Paar von meiner Tante bekommen, so
mit einem Maikäfer. Mir gefiel es, weil es irgendwie lustig aussah.“
„Die wazungu komisch. Unsere wanawake haben, wenn sie
erwachsen sind, drei Löcher für viel Schmuck. Das dritte Loch bekommen sie kurz
vor der Irua, weil sie wanawake werden.“
„Wie macht man solche Löcher?“
„Die kigori legen sich und unsere Medizinfrau, Kinjija,
bohrt ein Holz durch das Ohr. Die müssen Wochen drinnen bleiben, bis alles
verheilt ist. Unsere kigori sind stolz darauf und weinen nicht.“
„Hhmmm, hört sich schrecklich an, aber ich meinte die
Beschneidung. Was macht man da? Kwa sababu gani?“
„Das ist geheim und ein thahu darüber zu reden. Das haben
uns die wazungu verboten, aber wer will eine unbeschnittene mke?“ Ndemi
schüttelte den Kopf und trank den heißen, sehr süßen, schwarzen Tee.
„Müssen die Frauen oder Mädchen das denn? Ich meine,
selbst wenn sie es nicht wollen, müssen sie das machen?“
„Ndiyo! Immer mehr kigori weigern sich. Besonders die, die
in eine shule gehen. Kigori gehören nicht in shule, da lernen sie nur Blödsinn
und verstehen nichts. Sie glauben den wazungu alles. Dabei wazungu nur deswegen
verbieten, weil sie die kigori ins Bett nehmen wollen“, gab Karega von sich und
wieder hörte man eine gewisse Härte heraus.
„Du denkst, weiße Männer vergreifen sich an euren jungen
Frauen?“, fragte William entsetzt nach. Irgendwie konnte er sich das nicht
vorstellen, da die Mabwana doch meistenteils abwertend über Schwarze redeten.
„Ndiyo, holen oft kigori und sogar Jungs. Wir gesehen bei
den Kirchenmännern. Sie nehmen alles, was sie wollen.“ Zum ersten Mal hörte
William von solchen Dingen und er glaubte das nicht wirklich.
„Stimmt nicht. Sabiha und Wakiuru waren in shule und …“
„Eine von den beiden wird meine mke“, erklärte Karega.
„Ndiyo, Wakiuru!“
„Vielleicht nehme ich Sabiha. Sie ist größer und hat
lange, schlanke miguu.“
„Die ist nichts für dich“, ereiferte sich Ndemi. „Du bist
genauso groß wie sie. Das passt nicht. Wakiuru hat schlanke miguu, spitze
matiti und wiegende viuno, außerdem hat mein Abuu mit deinem gesprochen. Du
wirst meine umbu heiraten.“
„Vielleicht will Sabiha lieber mich heiraten?“, neckte
Karega seinen Freund weiter.
„Will sie bestimmt nicht, außerdem ist es entschieden. Du
nimmst meine umbu. Unanielewa?“, erwiderte dieser nun zorniger.
Karega erwiderte etwas, das er nicht verstand, aber er
bemerkte, wie Ndemi sein Gesicht verzog und nickte. Karega grinste daraufhin.
William verfolgte das Streitgespräch der beiden amüsiert, nicht ahnend, dass da
gerade ein Machtkampf stattgefunden hatte. Aha, dachte er, Ndemi ist
anscheinend in diese Sabiha verschossen. Ich muss mir die beiden Frauen
gelegentlich angucken. Mal sehen, was sie für einen Geschmack haben. Nur zum
Heiraten waren sie beide noch viel zu jung, aber vielleicht wurde das bei ihnen
ja früher gemacht.
„Wo sind die Mädchen denn zur Schule gegangen?“
„Sie gehen noch dahin. In Nyeri. Gibt es richtige shule,
nicht so wie die Missionsschule.“
„Aus eurem Dorf gehen viele in die shule?“
„Ndiyo, mein Abuu sagt, shule ist wichtig, deswegen
mussten wir nach der ersten shule entfernter zur shule gehen und den
Oberschulabschluss machen. Kigori hören meistens auf, nur vier aus unserem
kijiji sind nach Nyeri gegangen. Meine Schwester Wakiuru, Wambui, Sabiha und
die kleine Laiko.“
„Und die Jungen?“
„Viele sind in die große shule gegangen und zwei aus dem
Dorf studieren sogar. Ich wollte nicht, wollte nach Hause. Mein kaka studiert
und zwei in der shule sind, hat es mein Baba erlaubt.“
„Was willst du beruflich arbeiten? Ich meine später?“
Ndemi grinste. „Dem Bwana helfen, damit er eine shamba
bekommt. Ich verdiene pesa und kann mir eine große shamba aufbauen, mir viele
wanawake kaufen und werde viele watoto haben.“
William lachte laut. „Wenn das alles so einfach wäre.“
„Du musst gut Vieh züchten und reich werden. Karega und
ich auch.“
„Ihr müsst nur gut arbeiten, werden wir alle drei reich,
aber das dauert noch. Wir bauen ein neues Dorf mit einer shule, einer ducca.“
„Und hospitali“, ergänzte Karega.
Dass diese Vision wahr würde, davon war er fest
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