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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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überzeugt.
Ein großes Dorf für Schwarze und Weiße, wo alle gleichgestellt waren, so
erträumte er sich das.
    „Wazimu“, murmelte hingegen Ndemi und für verrückt hielt
er den Weißen gelegentlich wirklich. Er mochte den mzungu trotzdem, gerade weil
er so anders war. Sein Abuu sagte, wir alle, unser kijiji wir benötigen den
mzungu, weil er uns, dir viel lehren wird. Auch der Mondomogo hatte alle
aufgefordert, dem mzungu gut zuzuhören, da sie viel von dem Bwana lernen
könnten. Er sah, dass mehr wazungu ins Land kommen würden und da musste man
informiert sein, wie man mit denen umgehen musste, damit man nicht, wie bereits
häufig geschehen, überrumpelt und bestohlen wurde. Die wazungu waren
verschlagen und man durfte ihnen nicht trauen. Nur der Bwana war anders –
jedenfalls bisher, war Kidogos Meinung.

*
    E s ging für alle drei jungen Männer eine
unvergessliche Woche zu Ende. William hatte die beiden Freunde näher kennen
gelernt und sie ihn. Die andere Kultur und Denkweise wurde dem Anderen näher
gebracht, das zu einem Verstehen auf beiden Seiten führte. Man hatte alles
zusammen gemacht, erlebt, betrachtet. Das erstaunliche für William war, dass er
festgestellt hatte, dass sie zwar gänzlich anders als er aufgewachsen waren,
aber dass sie in vielem die gleichen Meinungen, Ansichten, ja sogar Träume
hatten.
    Neben den Big five, Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und
Leopard erlebten sie wie Zebraherden plötzlich voller Panik lospreschten, Elen-
und Oryxantilopen gemächlich über das Land liefen. Junge Impalas, Wasserböcke,
Grant- und Thomsongazellen spielten, hüpften und tollten. Warzenschweine rasten
an ihnen vorbei und Schabrackenschakale beäugten sie. Nachts hörten sie die
Hyänen heulen, lachen, kichern, daneben das dumpfe Bellen der Zebras. Zu ihnen
drangen die markerschütternden Schreie eines Tieres, das anscheinend gerade
Beute eines Raubtieres wurde. Da war ein Leopard, der sich träge dehnte, der
Schwanz peitschte hin und her, während er über die Ebene nach seiner
Abendmahlzeit suchte. Sie beobachteten den Flug der Geier, Adler, lauschten dem
Trällern, das aus den Bäumen zu ihnen schallte. Sie sahen wunderschöne
Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge.
    Besonders fasziniert hatte William das Löwenrudel. Zwanzig
Tiere hatten sie gezählt. Sie hatten den Kleinen bei ihrem Spiel zugesehen und
wie sie ab und zu von einem älteren Bruder eine Ohrfeige bekamen, wenn sie zu
übermütig wurden. Dazu gehörten die liebevollen Mütter, die die Kinder putzten.
Nach Sonnenuntergang hat der Pascha, ein gewaltiges Tier mit einer schwarzen
Mähne, lautstark kundgetan, wer in diesem Revier das Sagen hat. Das Gebrüll der
Löwen war in der Steppe meilenweit zu hören. An dem Tag war seine Liebe genau
zu diesen Tieren geboren.
    Da waren die Herden der Elefanten, die majestätisch,
langsam über die Savanne zogen. Oftmals waren sie nicht zu sehen gewesen. Erst
als sie das Blätterwerk durchbrachen, erblickte man sie, obwohl vorher ihr
Trompeten zu hören war, neben dem Knacken der Äste und dem leichten Beben des
Bodens unter ihren nackten Fußsohlen. Einer war ein besonders imposantes Tier.
Seine raue, feste Haut war vom Bad im braunen Fluss, dem Uaso Ng´iro und der
täglichen Sanddusche braun-rot getönt und die Naturfarbe war tief in jede
Hautfalte eingedrungen und getrocknet. Seine großen Ohren hatten einmalige
Falten, Furchen, Löcher und Zacken, die ihn unverwechselbar von seinen Brüdern
unterschied. Noch bewegte er sie nicht, um sich frische Luft zuzufächeln. Er
verharrte im Schritt, hatte sich die drei Figuren nur angeschaut, sich
abgewendet und eben hob er seinen Rüssel und wenig später ertönte sein lautes
Kundtun, das sie da waren. Zu dritt hatten sie beratschlagt, ob man den
erschießen sollte, da er gewaltige gelbliche Stoßzähne hatte, aber man verwarf
das wieder.
    Sie trafen auf einen Spießbock, der sich auf den Boden
wälzte.
    „Schaut mal, er scheint krank zu sein.“
    „Warten wir, bis er stirbt. Nehmen die Hörner. Kannst du
verkaufen.“
    „Meinst du?“
    Sie blickten eine Weile zu dem Tier, dann holte William
das Gewehr aus dem Auto und gab dem Tier den Gnadenschuss. Er konnte nicht
zusehen, wie es sich womöglich noch länger quälte. Als sie näher
heranschlichen, erblickten sie an der Seite eine lange Fleischwunde.
    „Hat wahrscheinlich mit einem Rivalen gekämpft und
verloren. Scheint alt zu sein.“
    „Kein gutes Fleisch“, stellte Karega fest. „Nur für

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