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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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gern überall auf seinem
Körper hinsetzten. So hatte er meistens das Haus fest verschlossen, und nur
wenn er nachts mal wach wurde, ließ er die Tür auf, um wenigstens etwas frische
Luft hineinzulassen. Die Affen tobten auf dem Dach, ließen ihn oftmals nicht
schlafen, und sobald ein Fenster oder die Tür offen stand, hüpften sie hinein
und sorgten für Chaos. Dazu krochen Schlangen und andere Krabbeltiere durch die
offene Tür. Selbst in seiner Decke hatte er eine Schlange gefunden. Die
unzähligen Käfer und andere Viecher fegte er mit einem Strohbesen kurzerhand
hinaus. Spinnen ignorierte er inzwischen und die Geckos hatten ebenfalls freie
Bahn. Die fraßen wenigstens die störenden Insekten.
    Er bekam Fieber, fühlte sich tagelang schlapp, sein Kopf
dröhnte, er musste sich häufig erbrechen. Er schluckte Aspirin, arbeitete
weiter.
    Ndemi und Karega waren die Einzigen, auf die er sich
verlassen konnte, die anderen tauchten auf oder nicht. Genau wusste er das nie.
     
    Dann heiratete Kihiga Frau Nummer vier, wie er von Ndemi
hörte, und zwar ein 15-jähriges Kind. Die Frau war jünger als der mwana, aber
für den war das Normal. Seine Mutter, Ngina, war die zweite Frau gewesen und
lebte seit Jahren sehr zufrieden in ihrer Hütte. Auch die anderen Frauen hatten
alle ihre eigenen Hütten, wo sie mit ihren Kindern wohnten. Ndemi hatte neun
Halb- und vier richtige Geschwister. Sein Dad, er war über fünfzig, hoffte nach
der Heirat auf weiteren Nachwuchs mit Wanjiru, wie er erzählte. Abermals ruhte
sämtliche Arbeit und zeitweise war er der Verzweiflung nahe. An anderen Tagen
wütete er vor sich hin, wenn er allein arbeitete, weil abermals keiner
erschien.
     
    Einen Tag war er nach Nairobi gefahren und fuhr
hochbeladen zurück. Er hatte drei Korbsessel mit beigen Kissen dazu gekauft,
einen Tisch, ein Bett, Moskitonetze, Nahrungsmittel, Kaffee, Zigaretten und abermals
allerlei Kleinkram, wie er es nannte.
    Einmal fuhr er nach Nanyuki, wo er abermals verschiedene
Dinge kaufte, besonders stolz war er auf eine große Kommode aus hellem Holz.
Als er an dem Abend zurückkam, fand er das Tor des Schafgatters offen und seine
Schafe waren weg. Er bekam einen Wutanfall und brüllte herum, obwohl ihn keiner
hörte. Der Junge, der auf sie aufpassen sollte, solange er weg war, sah er erst
Tage später und der erzählte, dass er an dem Tag keine Lust mehr gehabt hätte.
    Wütend ergriff er sein Gewehr und fuhr die Gegend ab. Er
fand mehrere Tiere nach einiger Zeit am Flussufer, aber zwei Viecher blieben
verschwunden, dabei ausgerechnet der Bock.
     
    Im Laufe der Monate bemerkte er, wie schwierig der Umgang
mit den Kikuyu war und wie wenig er sich auf sie verlassen konnte. Er musste da
eine Lösung finden, denn allein konnte er das alles nie bewältigen und er
bemerkte einmal mehr, wie abhängig er von ihnen war.
    Er musste die Kühe melken, Hühner füttern. Er wollte das
Dornengebüsch entfernen, da Doug ihm erzählt hatte, dass sich dort gern die
lästigen Moskitos aufhielten und er plante, mehr anzupflanzen. Er musste die
Pflanzen bewässern und neuen Boden pflügen. En passant ärgerte er sich ständig
über die Affen, die alles Mögliche zerstörten, Sachen klauten, besonders gern
seine Lebensmittel. Er fand alle möglichen Krabbeltiere in dem Haus, in den
Vorräten.
    Als Nächstes trampelten die Kühe durch das Kartoffelfeld,
da der Junge, der morgens gemolken hatte, vergaß, das Tor zu schließen. Eine
Kuh war unauffindbar und erst zwei Tage späten fand er die Überreste. Es
reichte endgültig. Er musste eine Änderung herbeiführen und das schnell und
gründlich.

*
    E s war früher Morgen und die Kühle herrschte vor.
Die lästigen Fliegen waren noch nicht aufgetaucht. Er eilte den Pfad entlang,
der zum Dorf führte. Einige Frauen sah er gerade, wie sie mit Feuerholz
zurückkamen. Jeden Tag sammelten sie viele Zweige und Äste. Feine Trockene, um
das Feuer in Gang zu bringen und stärkere, schwere, die es über Nacht am Brennen
hielten. Mitunter waren die Äste noch etwas feucht, und in der Windstille hing
der wolkige Rauch schwer über dem Dorf.
    „Ndemi, ich muss mit deinem Dad sprechen“, kam er ohne
Umschweife zum Thema.
    „Warte, ich werde ihn fragen.“
    Der winkte ihn vor seine thingira. „Jambo, Mzee“, grüßte
er.
    „Jambo, Bwana. Karibu kiti!“
    „Asante!“ Er setzte sich.
    Kleine, nackte, braune Gestalten, mit strahlend weißen
Zähnen, funkelnde schwarze Kulleraugen musterten ihn. Die Frauen

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