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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Bescherung
erblickte. Der Riss in seinem Zelt hatte sich vergrößert und alles war
schlammig und pitschnass. Fluchend holte er seine Sachen heraus, hängte
Kleidung, Decken über das Gatter der Hühner, damit es in der Sonne trocknete.
In der Ferne sah er das nächste kräftige Wolkenband. Einige Sachen stellte er
in dem anderen Zelt unter, ergriff fluchend die kaputte Zeltplane und eilte zu
dem Haus.
    Er erschrak, als er Karega in der Mitte vor einem Feuer
sitzen sah. „Damned, willst du die Hütte abfackeln?“ Er bemerkte die entfernten
Bodenbretter, die über zwei Bohlen lagen und so trocknen konnten. Karega
handelte schnell und mit Verstand, dachte er anerkennend. Nur das Feuer …?
    „Du bist bozi, Bwana. Ich mache trocken.“
    William legte die Sachen an die Seite, schaute argwöhnisch
auf das Feuer. „Wir müssen das Dach befestigen und abdichten. Es kommt neuer
Regen und mein Zelt ist zerstört.“
    „Deswegen ich mache trocken und warm, pumbawu.“
    „Enyewe wazimu, bozi pumbawu“, grinste er.
    „Falsch geredet. Du lernst es nie, mzungu.“
    „Du auch nicht, njiru.“
    Ndemi trat herein. „Können wir Dach machen fertig?“
    „Falls er nicht meine Hütte vorher abfackelt, ja.“
    „Heißt ndiyo. Macht er nicht, sonst ich den mzungu ständig
in meiner thingira habe.“
    „Nette Freunde habe ich“, schmunzelte er und sie
erwiderten es.
    „Ndiyo, wir wissen.“
    „Mzungu, du werden noch wie Kikuyu. Du nur viel lernen“,
schickte Karega ihnen nach.
     
    Bis zum frühen Nachmittag nagelten die Männer die Bretter
fest, während William vorher noch die alte Zeltplane stückweise darunter
verteilt hatte. Zwei andere Jungen aus dem Dorf hatten derweil die Sachen aus
den zwei Zelten in den einen Raum geschleppt, da er das als Abstellraum
verwenden wollte. Hier lagen bereits die Bodendielen, wenn noch auf
Kanthölzern, da der Boden darunter pitschnass war. Den anderen Raum hatte er
für sich geplant. Sie waren kaum fertig, als es erneut zu regnen anfing.
William schaute nach oben und hoffte, dass es einigermaßen dicht war.
    Ein Feuer brannte und er saß auf seiner Decke, fühlte sich
richtig gut, obwohl man noch überall die Feuchtigkeit spürte. Karegas Idee mit
dem Feuer war hervorragend. Er musste sich eingestehen, dass der junge Mann
sehr gute Ideen hatte und er ihm öfter vertrauen, nicht gleich alles infrage
stellen sollte.
    Er trank Kaffee, rauchte eine Zigarette und war mit sich
und der Welt zufrieden. Falls es morgen nicht regnete, konnten sie das Dach
fertigstellen und er würde sich um seinen Wohnraum kümmern. Alles ein wenig
wohnlicher gestalten. In den nächsten Tagen wollte er nach Nyeri und einen
Tisch, Stühle, ein Bett und eine Kommode kaufen. Besonders auf ein Bett freute
er sich.
    Aus dem wurde jedoch nichts.

*
    A ls er morgens heraustrat, traute er seinen Augen
nicht. Alles war unterhalb des Hügels überschwemmt. Das Wasser stand einige
Zentimeter hoch. Schnell zog er sich an und stürmten trotz des strömenden
Regens hinaus, um nach seinen Tieren zu sehen. Sie standen im tiefen Morast,
veranstalteten einen Lärm, als wollten sie sagen, hol uns heraus.
    Er setzte sich minutenlang auf das Gatter, grübelte, wie
er das ändern konnte und blickte zum Fluss. Plötzlich hatte er eine Idee. Er
rannte zum Haus zurück, ergriff eine Schippe und hastete Richtung Fluss, der
reichlich Wasser trug, aber noch lange nicht über das Ufer treten würde. Der
Wasserstand war mindestens einen Meter tiefer. Er blickte zu den Tieren und
begann zu graben. Als er Ndemi erblickte, winkte er ihn heran.
    „Du musst mir helfen, dass ich das Wasser wegbekomme. Mach
du mit ein paar Leuten das Dach dicht, und schicke bitte Karega mit den
restlichen Jungen her. Sie müssen graben helfen.“
    „Was willst du bauen? Mto?“
    „So ähnlich. Ist bei euch im Dorf auch alles voll Wasser?“
    „Ndiyo, nicht schlimm. Geht weg, wenn die Sonne kommt.“
    „Meinetwegen, aber es säuft alles ab, und wenn es weiter
regnet, muss ich die Viecher woanders hinbringen. Sie finden nichts mehr zu
fressen, ersaufen höchstens.“
    „Geht weg, wenn Sonne kommt“, hörte er nur die Antwort.
    „Schicke mir bitte Karega und ein paar Männer. Ich kann
nicht auf die Sonne warten.“
    Kopfschüttelnd schlurfte der zum Haus und wenig später
standen vier junge Männer da, schaute ihn an und abermals erklärte er, was er
wollte. Karega übersetzte, er verstand den Weißen nicht, das sah ihm William
an. Der Graben verlängerte

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