Weisse Haut - Schwarze Haut
ist
Schluss. Mwisho“, redete er mit denen. „Ihr blöden Viecher, sucht euch da
hinten einen anderen Baum. Acha kelele!“
„William, du musst kommen“, hörte er Ndemis Stimme im
Rücken und drehte sich erschrocken um.
„Damned, warum musst du immer so angeschlichen kommen und
mich erschrecken?“, meckerte er.
„Macht masihara, den Bwana zu erschrecken“, grinste er.
„Abuu yangu braucht dich. Wanjiru von bösen thahu befallen und Kinjija kann
nicht helfen. Keine dawa hilft.“
„Ich hab davon keine Ahnung.“ Er ließ die Axt fallen und
wischte mit dem Handrücken über die Stirn, während er überlegte. „Ich kann sie
nach Nanyuki zur Krankenstation fahren.“
„Njoo, na reden mit Abuu.“
William seufzte, holte ein Hemd und sie eilten zum Dorf,
wo ihn Kihiga erwartete und erzählen begann.
„Was hat sie denn?“
William hörte das alles und überlegte, was er gelesen
hatte, aber das konnte vieles sein.
„Ich hole meinen Wagen und wir fahren nach Nanyuki.“
So machten sie es auch. Sie legten die junge Frau hinten
hinauf, eingebettet in Kuhhäuten und Decken. Der Mzee setzte sich dazu, während
Ndemi vorn bei ihm saß. William bemühte sich langsam und vorsichtig zu fahren,
dass allerdings bei den holprigen Wegen nicht so leicht war. Er brauchte für
die dreißig Kilometer fast drei Stunden. Kaum waren sie angekommen, eilte
William in das Gebäude und wenig später trat er mit einer Schwester heraus. Die
schaute die Frau kurz an, half ihr vom Wagen und William trug sie hinein.
Die drei Männer warteten draußen, während man Wanjiru
untersuchte. William rauchte eine Zigarette, schaute sich ein wenig um. Er war
noch nie in der katholischen Mission gewesen. Es sah alles sehr sauber aus,
aber irgendwie gefiel es ihm trotzdem nicht. Zwei jüngere Frauen, in langer
Tracht fegten an der Seite den Boden und er fragte sich, für was das wohl gut
sein sollte.
Ein älterer Mann, ganz in weiß, mit einem großen Kreuz auf
der Brust trat zu ihnen.
„Ich bin Pater Paul und gleichzeitig der Doktor“, begrüßte
er William, die beiden Kikuyu ignorierend. „Das Mädchen muss operiert werden,
nur wir können sie nicht aufnehmen.“
William warf die Zigarette weg, dass ihm einen tadelnden
Blick einbrachte. „Warum nicht? Es wird ja wohl ein freies Bett geben. Fehlen
Medikamente oder dergleichen? Was hat sie?“
„Der Blinddarm muss entfernt werden. Medikamente fehlen,
aber das ist nicht der Grund. Wir dürfen sie nicht aufnehmen, weil sie … eh …
beschnitten ist.“ Der Pater bekam dabei einen Kopf so rot wie eine Tomate.
Eine kurze Zeitspanne war William überrascht, schaute
Hilfe suchend zu Ndemi, der schweigend zugehört hatte und zu seinem Abuu
blickte, der nichts sagte.
„Was soll das heißen? Die Frau benötigt ärztliche Hilfe
und Sie stellen sich hin und …“ William glaubte nicht, was er da gehört hatte.
„Es geht nicht. Wir dürfen diese Heiden nicht behandeln.“
Der Mann schaute ihn unverwandt an.
„Sie nennen sich Dokitari?“ William fiel gerade etwas ein
und er straffte seinen Körper, schaute von oben auf den etwa 50-jährigen,
hageren, schmächtigen Mann herunter. Sein Tonfall klang schneidend, kalt. „Sie
operieren sofort diese Frau, haben wir uns verstanden?“ Sein Gegenüber wollte
etwas erwidern. „Ich rede und Sie sind ruhig. Nochmals, Wanjiru Nteke wird
sofort operiert. Weigern Sie sich, stehen innerhalb einer Stunde tausend
Schwarze vor Ihrer Tür. Das ist gegen den Eid, den Sie als Doktor geleistet
haben, egal was die Kirche dazu sagt. Lehnen Sie ab, werden Sie nie wieder als
Doktor praktizieren, falls Sie überhaupt lebend herauskommen. Ich kenne einen
Doktor und einige sehr bekannte Leute in Nairobi und die werden dafür sorgen,
dass diese Mission, oder wie man das bezeichnet, schließt. Was sind Sie nur für
ein Mensch? Zeigen Sie mir eine Stelle in der Bibel, wo steht, dass man andere
Menschen sterben lassen soll, weil sie einem anderen Kulturkreis angehören? Es
ist nichts Ungesetzliches. Was maßen Sie sich an? Stehen Sie über Gott, dass
Sie sich herausnehmen, über Leben und Tod zu entscheiden? Bei Ihnen liegt ein
15-jähriges Mädchen und sie wird operiert und ich werde danebenstehen, nicht
dass Sie aus Versehen etwas falsch aufschnippeln. Haben wir uns verstanden?“
Der Mann stand wie ein begossener Pudel da, schaute zu
William, der ihn nur kalt musterte, die braunen Augen loderten schwarz vor
Zorn. Ohne Kommentar drehte der Doktor sich um und
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