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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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sich schnell und man konnte fast zusehen, wie das
Wasser auf der Weide weniger wurde, obwohl alles voller Matsch war, aber wenigstens
fanden die Tiere ein wenig Fressen.
     
    Nachmittags folgten die nächsten heftigen Regenschauer.
Die anderen waren nach Hause geeilt, aber er grub weiter, rollte einige größere
Steine beiseite. Nur mit Shorts bekleidet, barfuß, genoss er den Regen, der
gleichzeitig Kühlung brachte. Es freute ihn, als er sah, dass das Wasser dieses
Mal in den Fluss abfloss. Bei der Arbeit schmiedete er einen Plan, wie er
seinen gesamten Besitz mit Gräben durchziehen wollte. Damit konnte er bei
starken Regen das Wasser ableiten oder aber bei Trockenheit für eine
Bewässerung sorgen.
     
    Erst als sich die Dunkelheit näherte, hörte er auf und zog
sich vor der Tür vollständig aus, wusch sich im strömenden Regen. Er schaute
noch in den großen Kanister und stellte erfreut fest, dass der fast voll war.
So hatte er Trinkwasser für die nächste Zeit. Er füllte den Kessel damit und
wenig später trank er den heißen Kaffee, rauchte eine Zigarette, die er richtig
genoss. Das Feuer brannte und er stellte seine nassen Stiefel an die Seite,
damit sie trockneten, hing seine Kleidungsstücke auf ein Brett, das er
provisorisch auf einige Bohlen genagelt hatte. Seine Vorräte gingen zur Neige,
aber bei dem Wetter, dem tiefen Schlamm wusste er nicht, ob er es mit dem Wagen
nach Nyeri schaffen würde.
    Er warf etwas Reis in einen Topf und aß den wenig später
mit Dosenfleisch, aber es schmeckte scheußlich. Er erinnerte sich an die
Thomsongazellen, die er neulich in der Nähe gesehen hatte. Vielleicht sollte er
eine schießen, da hätte er frisches Fleisch, wenigstens für einige Tage. Allein
der Gedanke daran ließ ihm das Wasser im Mund zusammenfließen.
    Als er den Regen prasseln hörte, dachte er an das Dach.
Das hatte er heute vergessen, aber er war momentan zu träge, um noch einmal
hinauszugehen und drinnen blieb alles trocken, wie er feststellte.
Wahrscheinlich hatten sie heute das Stroh darauf gedeckt, so hoffte er
wenigstens. Er kuschelte sich gemütlich in sein provisorisches Bett,
verschränkte die Hände unter dem Kopf.
    Morgen würde er den Generator in Betrieb nehmen, entschied
er. So konnte er abends Radio hören, aber daraus wurde nichts. Der heftige
Regen machte all seine Pläne zunichte. Es goss in den nächsten Tagen in Strömen
und er war ständig unterwegs, versuchte die Schäden so gering wie möglich zu
halten.

*
    D ie nächsten Wochen flogen nur so dahin. Jeden Tag
hatte es neue Probleme irgendwo gegeben und der viele Regen, hatte ihn von
einem Desaster in das nächste geführt.
    Er musste die Zäune umsetzen und die Tiere auf einer
anderen Stelle grasen lassen. Er nutzte dazu eine Wiese, die ihm nicht gehörte.
Seine Schafe waren von Raubtieren gerissen worden, die Affen tosten auf dem
Dach und hatten dort das Stroh teilweise heruntergerissen und drei seiner
Hühner waren spurlos verschwunden. Der Sack mit dem Samen konnte er wegwerfen,
weil der durch die Feuchtigkeit völlig unbrauchbar geworden war und keimte. Die
Männer aus dem Dorf, die ihm beim Graben und Säen helfen sollten, erschienen
nicht, da einer heiratete und sie tagelang feiern mussten. Allein hatte er es nicht
geschafft, die aus den Samen entstandenen Jungpflanzen der Kartoffeln
umzusetzen, obwohl er den ganzen Tag, vom ersten bis zum letzten Tageslicht
arbeitete. So hatte er auf das Säen verzichtet und sich um die Pflanzen
gekümmert. Selbst in der warmen, schwülen Mittagszeit machte er keine Pause,
trank nur ab und zu Wasser zwischendurch.
    Auch bei strömenden Regen arbeitete er weiter. Die Gräben
waren nicht fertig und die Äcker glichen mehr einem kleinen See. Unten am Rand
des Hügels türmte sich eine Schlammlawine, da der Regen das Erdreich hinab
gespült hatte. Sie hatte sein teuer gekauftes Bauholz mitgerissen, das nun
verschüttet war. Er hatte keine Zeit, es auszubuddeln. Seine ehemals saftig
grüne Weide glich jetzt mehr einem rötlich-braunen Morastplatz. Der Zaun war
zerstört worden und lag begraben unter großen Steinen, Matsche sowie
ausgerissenen Büschen. 
    Besonders zu schaffen machten ihn zusätzlich die vielen
Moskitos, die ihn am frühen Morgen und am späten Nachmittag besonders plagten.
Abends konnte er keine frische Luft ins Haus lassen, weil die Tiere zu
Hunderten hineinkamen. Überall war er gestochen worden und sah rot-gepunktet
aus. Obendrein gab es noch mehr Fliegen, die sich zu

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