Weisse Haut - Schwarze Haut
wazungu aus dem nchi werfen. Wir
sind viel mehr als ihr und wir können kämpfen, obwohl man uns das verbietet.
Kamba hukatikia pembamba.“
William blickte ihn an und zum ersten Mal sah er seinen
Freund nicht als den Jungen, sondern als Mann, als njamas. Wie weit würde er
gehen, um das wahr zu machen, was er eben gesagt hatte? Baute er etwas auf, das
man ihm demnächst entwendete? Daran hatte er noch nie gedacht.
„Bwana, du darfst bleiben“, grinste er, „weil du so
majununi bist. Ein Kikuyu nyeupe.“
„Asante sana, Bwana. Kiburi si maungwana.“
„Der mzungu lernt. Wir dich nur noch zum Mann schneiden
müssen. Da wir schon sehr spät dran.“
Irritiert blickte er hinüber, zündete sich noch eine
Zigarette an. Er verstand ihn nicht.
„Dein mboro muss beschnitten werden, damit werden muhiti.“
„Du bist wohl bescheuert. Vergiss es“, ereiferte er sich.
Allein der Gedanke ließ ihm einen Schauder über den Rücken laufen.
„Bwana, du wirst nie finden mke, wenn du nicht richtiger
njamas wirst. Gehören dazu.“
„Bleibe ich lieber allein, außerdem wird man, nur weil man
da was absäbelt, kein njamas.“
„Keine mke will mume, der nicht ordentlich beschnitten
ist. Jambo usilolijua ni kama usiku wa giza.“
„Ich möchte keine mke, also Thema erledigt.“
Kihiga kam zurück und sprach mit seinem mwana.
„Wir können seine bibi holen. Er wartet hier.“
„Vielleicht sollten wir noch ein Fell oder eine Decke
mitnehmen, damit sie weicher liegt.“
Nachdem man ihnen einige Ziegenfelle gegeben hatte, fuhren
sie los und nach zwei Stunden waren sie zurück und legten Wanjiru in eine
Hütte, wo sich eine alte Frau um sie kümmerte.
Sie hockten sich zu einigen Männern, man brachte ihnen
pombe, ugali mit Bohnen und später gab es noch Brot. Er würgte die dicke,
kleistrige Maismasse hinunter und einmal mehr kostete ihn das jede Menge Überwindung.
Sie schliefen in Decken gehüllt vor dem Feuer und am
nächsten Morgen fuhren sie zurück. Wanjiru lag reglos hinten, aber es schien
ihr gut zu gehen.
Einige Tage später informierte man ihn, dass der Mondomogo
das thahu, der auf der jungen Frau lag, beseitigt hatte und es der Frau
wesentlich besser ging.
Das Erstaunlichste war, dass morgens nicht nur die Jungen,
die Männer zum Arbeiten erschienen, sondern sogar einige Frauen, die Kidogo für
die Feldarbeit einteilte.
*
T rotz der frühen Morgenstunde drückte sich feuchte
Hitze auf das Land. Kein Lufthauch war zu spüren. Moskitos umschwirrten ihn und
er schlug zu, wollte die Biester loswerden. Am Fluss waren sie besonders
lästig. Die Luft war erfüllt von dem Gackern der Hühner, dazwischen das dumpfe
Gebrüll der Rinder, dass Meckern der Ziegen, dem merkwürdigen Fideln der
Zikaden und dem Geschrei der Vögel.
Er schlug noch einmal fest zu, der Schweiß lief ihm den
Rücken, auf dem sich die Haut abpellte, hinunter. Er rüttelte an dem Holzpflock
und nun war er fest. Abermals zerquetschte er einige von den lästigen Biestern,
bevor er zum nächsten Stamm ging und abermals hallten seine Schläge durch die
Luft.
Über ihm segelte ein Wölkchen dahin. Ein erquickender Wind
wehte für Sekunden auf, bevor die Schwüle ihn erneut schwitzen ließ.
Je weiter der Morgen fortschritt, umso häufiger frischte
der Wind auf. Aus dem Wölkchen war inzwischen eine dunkelgraue Wolke geworden,
die allerdings schnell anwuchsen.
Karega und Ndemi stürmten auf ihn zu. „Männer, alle nach
Hause, masika kommt. Du gehen, upesi, upesi! Ngai heute gut!“
William wischte mit der Hand über das Gesicht, das von den
vielen Insektenstichen und der Sonne brannte.
„Ndiyo, ich gehe. Asante, ihr beiden. Morgen früh fahren
wir zeitig los. Nicht vergessen“, rief er ihnen nach.
Der Wolkenberg war inzwischen fast schwarz, verdunkelte
die Erde. Er griff nach dem Werkzeug, blickte den beiden Kikuyu nach und
hastete den Weg zu seiner Holzhütte empor. Der Sturm wurde heftiger. Kleinere
Äste flogen an ihm vorbei, Blätter wirbelten durch die Luft. Irgendwelche Vögel
beschwerten sich lautstark in den Bäumen. Er sperrte rasch die Hühner ein, die
laut gackernd anscheinend zufrieden waren, dass sie in ihren warmen, trockenen
Verschlag durften.
Inzwischen goss es wie aus Kübeln. Er blieb draußen
stehen, streckte das Gesicht dem Regen entgegen, stemmte sich gegen den Wind.
Es war frisch, prickelnd und gefiel ihm. Selbst sein schmerzender Rücken tat
nicht weh. Er schaute kurz durch die dichte Wasserwand, zog
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